Sprechen wir über Milch – in den USA

Ernährung

Abgeordnete fordern Milchalternativen zum Schulfrühstück

Der in Louisiana geborene Troy Carter war der erste Afroamerikaner, im Wahldistrikt 102 in seinem US-Bundesstaat und hat auf dem Weg zum republikanischen Kongressabgeordneten in seinem Lebenslauf mehrere vergleichbare „firsts“  gesammelt. Im Kongress ist er Mitglied im Transportausschuss und Ausschuss für Kleine und Mittlere Unternehmen.

Nur Kuhmilch auf dem Speisezettel

In einem aktuell erschienen Artikel des VegWorld Magazins wurde der Anfang Oktober an US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack adressierte Brief, der Herd-und-Hof.de vorliegt,  erläutert. Insgesamt haben 31 Kongressabgeordnete den Wunsch unterzeichnet, Milchalternativen für das Nationale Schulfrühstücksprogramm (NSLP) bereit zu stellen.

Derzeit wird den Kindern im Speiseprogramm ausschließlich Kuhmilch angeboten, wenngleich die 2020 verfassten Richtlinien für die Ernährung der Amerikaner auch Alternativen wie Sojaalternativen als gleichwertig beschreiben.

Laktoseintoleranz

Carter bezieht sich auf die BIPoC-Communities. Das sind die Gemeinden mit einer Farbigen, indigenen und People of Color-Mehrheit. Dort sind nach Angaben des Boston Child Hospitals 65 Prozent der Lateinamerikaner, 75 Prozent der Afroamerikaner und 90 Prozent der Asiaten Laktoseintoleranz. Sie fühlen sich nach dem Genuss von Kuhmilch unwohl, bekommen Blähungen und werden krank.

Es gibt in den USA ein Gesetz, das ihnen sie vom Genuss der Kuhmilch befreit. Die sogenannte „milk note“ erlaubt den Genuss von Milchalternativen, für deren Mehrkosten die Schulbehörden aufkommen müssen [1]. Die Schulen dürfen aber als Alternative auch Fruchtsäfte anbieten, die vor Ort angeboten werden. Die Kinder brauchen aber für den Kuhmilchersatz ein Attest vom Arzt.

Die Republikaner beziehen sich zudem auf eine Studie, deren Ergebnis aus einer 20-jährigen Analyse im British Medical Journal (BMJ) zu dem Ergebnis kommt: „Die Krankenhausüberweisung nach einem durch Lebensmittel bedingten anaphylaktischen Schock ist in der Zeit zwischen 1998 und 2018 angestiegen, wenngleich die Sterberate zurückgegangen ist. Bei Kindern im Schulalter ist die Reaktion auf eine Allergie gegen Kuhmilch die alleinige Ursache bei den Sterbefällen.“ [2]

Sowohl die „milk note“ als auch die negativen Gesundheitseffekte benachteiligen die Kinder. Was Carter in seinem Brief an das Agrarministerium höflich umschreibt, trägt in den USA und auch in Carters Zeitschriftenartikel den Vorwurf  des Ernährungs-Rassismus (Dietary Racism). Bei weißen Kindern hätte es im gleichen Fall längst eine Reaktion gegeben.

Die Abgeordneten machen auch eine Rechnung über die Lebensmittelverschwendung auf, weil fast 30 Prozent der angebotenen Milchpackungen  weggeworfen werden. Das koste den Steuerzahlern 300 Millionen US-Dollar, die für die Schulkinder anderweitig besser eingesetzt werden könnten.

Das US-Landwirtschaftsministerium bewirbt Milchalternativen als gleichwertig für Kinder mit Laktose-Intoleranz und soll sich für einen adäquates Produkt einsetzen. Die Abgeordneten haben zugleich die Kommission für Gleichgerechtigkeit aufgefordert, die Ernährungsungleichheit auf dem Speiseplan nach den Bürgerechten zu bewerten.

Wie bedeutend ist Laktoseintoleranz?

Kuhmilch und verarbeitete Molkereiprodukte sind in Asien ein Wachstumsmarkt. Wie im überwiegenden vegetarischen Indien gehört Milch mittlerweile zum täglichen Speiseplan. Wie laktoseintolerant sind die Menschen aus diesen Regionen?

Die Ursache für die Unverträglichkeit ist das Fehlen des Enzyms Laktase, das bei Menschen mit Unverträglichkeit um 90 bis 95 Prozent reduziert ist. Das Journal of the American College of Nutrition hat vor längerer Zeit die Mythen über die regionalen Unverträglichkeiten beschrieben [3]. Die Ernährungsweise der Afroamerikaner weist demnach generell einen geringen Gehalt an Mineralien und Vitaminen auf. Vor allem Kalziummangel verursacht chronische Krankheiten. Selbst laktoseintolerante Menschen vertragen ein Glas Kuhmilch am Tag ohne Nebeneffekte.  Zusammen mit einer Mahlzeit verringere sich die Unverträglichkeit – aber, so haben die Ernährungsforscher von der Pudre Universität schon damals geschrieben: Auch laktosereduzierte Milch ist hilfreich.

Lesestoff:

https://troycarter.house.gov/

[1] 42 U.S.C. § 1758(a)(2)(A)(iii) https://www.law.cornell.edu/uscode/text/42/1758

[2] Baseggio Conrado A et al.: Food anaphylaxis in the United Kingdom: analysis of national data, 1998-2018 in: BMJ 2021; 372:n251 http://dx.doi.org/10.1136/bmj.n251

[3] Byers K et al: The myth of increased lactose intolerance in Afrcan-Americans in: J Am Coll Nutr. 2005 Dec;24(6 Suppl):569S-73S. DOI: 10.1080/07315724.2005.10719505

Roland Krieg; Foto: Troy Carter

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