Standpunkt: Obst und Gemüse
Ernährung
Stellungnahme des DIfE
> Eine im Journal of the Cancer Institut von HC Hung (2004; 96; 1577-1584) veröffentlichte Arbeit sorgte mit der Aussage, dass Obst und Gemüse nicht vor Krebs schützen, für nachhaltigen Wirbel (s. Herd-und-Hof.de vom 08.11.2004). Frauen und Männer mit dem höchsten Anteil Obst und Gemüse in der Diät hatten ein nur um den Faktor 0,95-mal verändertes Risiko der Herz-Kreislauferkrankungen gegenüber den Menschen mit dem niedrigsten Obst- und Gemüseanteil. Im Vorwort sahen sich die Editoren des Fachmagazins veranlasst, die von Hung verwendete statistische Methode nicht uneingeschränkt zu akzeptieren und prophezeiten, dass die Frage, ob denn Obst und Gemüse Krebserkrankungen mindern hilft, weiterhin offen bleibt. Das DIfE nimmt Stellung
Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke hat gestern eine aktuelle Stellungnahme zu diesem Thema veröffentlicht, weil in der Vergangenheit die Publikumspresse gerne Obst und Gemüse als nutzlos im Kampf gegen Krebs darstellten. Gerade die Kampagne www.5amtag.de propagiert ja den häufigeren Verzehr der Früchte und Pflanzen. Da die Deutschen nur etwa die Hälfte der empfohlenen Menge verzehren, wären solche Aussagen kontraproduktiv.
Aus der Stellungnahme:
?Seit Beginn der 90er Jahre wird mit der 5-am-Tag-Kampagne, einer der größten gesundheitsbezogenen Kampagnen der letzten Jahre, in den USA und in Europa das Ziel verfolgt, den Verzehr von Gemüse und Obst anzuheben - in Deutschland von derzeitig durchschnittlich 350 g/Tag auf 650 g/Tag. Ein wesentlicher Grund für diese Kampagne war die Annahme, dass sich ein großer Teil der Krebserkrankungen durch Änderungen der Ernährungsgewohnheiten verhindern ließe. Diese Annahme wurde durch Ländervergleiche, Fall-Kontroll-Studien und einige wenige Kohortenstudien gestützt. In den letzten Jahren sind die Daten mehrerer großer, prospektiv angelegter Kohortenstudien publiziert worden, so dass u. E. die Bewertung der vermuteten Assoziation von Obst- und Gemüse-Verzehr und Krebsrisiko nun auf einer breiteren Datenbasis erfolgen kann.
Die Auswertung der beiden amerikanischen Kohorten Nurses Health Study und Health Professional Study (insgesamt 109.000 Teilnehmer, 2500 Krebsfälle) zeigte keinen Einfluss des Obst- und Gemüseverzehrs auf das gesamte Krebsrisiko und nur eine geringe (und nicht signifikante) Absenkung des Erkrankungsrisikos für chronische Erkrankungen (5%) insgesamt. Dieses Ergebnis schließt jedoch nicht aus, dass es für einzelne Krebsarten und in anderen Populationen signifikante Assoziationen gibt. Deshalb sollten zur Beurteilung der Datenlage alle prospektiv angelegten Untersuchungen, die nach Krebsart differenzieren, insbesondere auch die wichtigsten europäischen Studien, herangezogen werden.?
Verschiedene Ergebnisse zeigen, dass, so die Studie weiter, keine Beziehung zwischen Brustkrebserkrankung und Obst- und Gemüseverzehr besteht. Hingegen gibt es Studien, die ein erniedrigtes Lungenkrebs-Risiko aufweisen. Eine Rolle bei der Entstehung von Colon/Rectum-Carcinomen werden in der Literatur indifferent beschrieben. Hohe Ballaststoffgehalte hingegen zeigen deutliche positive Effekte bei Dickdarmkrebs-Risiko. Die 5-am-Tag-Kampagne zeigt nach Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Verringerung der Herz-Kreislauferkrankungen. Das hatte auch Hung in seiner Arbeit bestätigt. Deshalb kann, so der Wissenschaftliche Direktor des DIfE Prof. Dr. Dr. H.-G. Joost, der die Stellungnahme unterzeichnet hat, die allgemeine Empfehlung ?den Obst- und Gemüseverzehr in Deutschland auf die in Spanien und Griechenland verzehrte Menge (650g) anzuheben? abschließend festhalten.
Die komplette Stellungnahme mit einer umfangreichen Literaturliste finden Sie auf den Seiten des Instituts www.dife.de.
roRo