Süß geschleudert

Ernährung

Eigene Honigernte hat begonnen

> Aktuell wird der erste Honig der Saison geerntet. Wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mitteilt, sind jedoch nicht alle Imker mit der Ernte aus der Frühtracht zufrieden. Wo es, wie beispielsweise im Siegerland, in diesem Jahr zu kalt gewesen ist, bleibt die Ernte aus und die Bienenvölker mussten gefüttert werden. Zufrieden sind die Imker in der Nähe von Rapsfeldern, die kräftig geblüht haben. Freizeitimker müssen sich mit einem Ertrag von 20 bis 25 Kilogramm Frühtrachthonig pro Volk zufrieden geben, während die Erwerbsimker, die mit ihren Bienen gezielt die Rapsfelder aufgesucht haben bis zu 40 kg Honig schleudern. Rapshonig ist hell, mild und festkandierend. Die Preise sind stabil: Ein 500-Gramm-Glas kostet zwischen 3,50 und 4,00 Euro. Die Imker hoffen nun auf eine gute Ernte aus der Lindenblüte. Die Sommerlinden sind bereits aufgeblüht und versprechen bei anhaltend sonnigem Wetter einen guten Ertrag.
Insgesamt werden in Deutschland immer weniger Bienenvölker gehalten und der Imkernachwuchs fehlt. Nicht nur die Varroa-Milbe bedrängt die Bienen, die fleißigen Pollensammler finden in der Zeit zwischen Juni und Spätsommer auch zu wenig blühende Felder. In NRW gibt es rund 61.000 Bienenvölker, die etwa 1.500 Tonnen Honig mit einem Marktwert in Höhe von 11 Millionen Euro produzieren.

Denken Bienen wie Wirbeltiere?
Die pelzigen Insekten haben nicht nur erstaunliche Mini-Gehirne, wie Würzburger Forscher kürzlich erforschten (Herd-und-Hof.de vom 20.04.2005), sondern auch ein übergeordnetes Lernzentrum, wie Dr. Bernhard Komischke vom Institut für Neurobiologie der Freien Universität Berlin jetzt feststellte.
Bienen verarbeiten Informationen aus beiden Hirnhälften miteinander und besitzen wie alle Insekten so genannte Pilzkörper, die aus 170.000 dicht gepackten Nervenzellen bestehen und symmetrisch links und rechts im Hirn liegen. Hier landen Informationen über Bilder, Düfte und mechanische Reize und werden verarbeitet und gespeichert. Bislang gingen die Bienenexperten davon aus, dass die beiden Hirnhälften nicht miteinander verbunden sind. Im Rahmen einer Dissertation bei Dr. Komischke gelang der Nachweis, dass die beiden Pilzkörper miteinander verschaltet sind und somit ein den beiden Hirnhälften übergeordnetes integratives Lernzentrum bilden. Das ähnelt den übergreifenden Strukturen der Wirbeltierhirnen.

Komplizierte Leistung
Die Orientierung von Düften ist für Honigbienen mindestens ebenso wichtig wie die optische Orientierung an Landschaftsmerkmalen und Sonnenstand. Bei der Wahrnehmung und Verarbeitung olfaktorischer Reize (Düfte) leisten die Insekten Erstaunliches. Sie registrieren nicht nur jede einzelne Komponente des Blütenduftes, sondern auch die für jede Blume spezielle Mixtur und deren Wert für die Nektarsuche. Da das Nektarangebot der aufgesuchten Pflanzen sowohl während der Saison als auch während des Tages schwankt, müssen Bienen ihre Sammelroute ständig aktualisieren.
In seinen Versuchen hat Dr. Komischke den Bienen zwei verschiedene Düfte angeboten, mal einzeln oder als Gemisch, mal nur mit der linken oder mit der rechten Antenne wahrnehmbar. Belohnt wurden die Bienen mit Zuckerwasser, sobald sie sich ein Gemisch gemerkt hatten.
Der umgekehrte Lernprozess ist wesentlich anspruchsvoller. Dabei wurden sie nur noch belohnt, wenn sie Einzeldüfte wahrgenommen haben und nicht mehr das Gemisch. Zur Lösung dieser Lernaufgabe mussten die Bienen die Informationen, die in dem linken und dem rechten Pilzkörper ankamen, miteinander vergleichen und bewerten. Das gelingt nur, wenn das Duftgedächtnis übergreifend arbeitet.
Bislang gingen Forscher davon aus, dass ein einzelner Duft zur Speicherung nur im so genannten Antennenlobus, der ersten verarbeitenden seitlich getrennten Hirnstruktur, abgelegt wird. „Meine Arbeit hingegen zeigt, dass selbst bei einfachen Lernvorgängen die Pilzkörper beteiligt sind, und zwar beide Pilzkörper Seiten übergreifend“, ergänzt der Berliner Neurowissenschaftler.
Ein weiteres Experiment zeigte, dass sich die beiden Hirnhälften in ihren Lernvorgängen stören, wenn auf den einzelnen Antennen gleichzeitig unterschiedliche Lernaufgaben eintreffen.

Bienen sind aufmerksam
Während den Experimenten wurde eine interessante Verhaltensbeobachtung gemacht: Bienen können lernen, schneller zu lernen – mit steigender Zahl gleicher Problemstellungen lösen sie die Aufgabe schneller. “Dabei lernt die Biene keine abstrakten Regeln, vielmehr ändert sich etwas am Gesamtzustand der Biene, was sich allgemein mit dem
Begriff „Aufmerksamkeit“ beschreiben lässt“, erklärt Dr. Komischke. Er geht davon aus, dass Bienen dreidimensional riechen können und sich entsprechend im „Duftraum“ orientieren.
Die Studie ist im Internet verfügbar: www.diss.fu-berlin.de/2004/235

roRo

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