Tag des Kaffees

Ernährung

Kaffee: Vom Heilmittel zum Genussmittel

Bis ins 12. und 13. Jahrhundert hinein wurden die wertvollen Kaffeebohnen hauptsächlich zu Heilzwecken angebaut. In Europa wurde er 500 Jahre später zuerst über Apotheken verkauft. Heute gehört die Tasse Kaffee für den morgendlichen Durchschnittsbürger zum Start in den Tag zwingend dazu und ersetzt öfters mal ein ganzes Frühstück.

Mit 162 Liter pro Kopf und Jahr trinken die Deutschen mehr Kaffee als Mineralwasser und Bier. Das sind jeweils nur 143,5 und 107 Liter. Ein Grund mehr, den 05. September zum Tag des Kaffees auszurufen. In Kilogramm Rohkaffee umgerechnet hat sich der pro Kopf Verbrauch von 1,5 kg im Jahr 1953 auf 7,1 kg im letzten Jahr erhöht und verstetigt.

Freiheitsgetränk

Kaffee, der ursprünglich aus Äthiopien stammt, fasste zuerst in der arabischen Welt Fuß und wurde schnell zu einem gehüteten Handelsmonopol. Keiner der Handelspartner durfte den Kaffeestrauch selbst anbauen - bis die Niederländer revoltierten und im Verlauf des 18. Jahrhunderts den Kaffeestrauch in ihren Kolonien pflanzenten und damit weltweit verbreiteten.

1789 sprang der Rechtsanwalt Camille Desmoulins im Pariser Café du Foy auf den Tisch und rief zum Kampf gegen die Aristokratie auf. Doch der Staat behielt Zugriff auf das revolutionäre Getränk. Friedrich der Große führte 1781 ein staatliches Kaffeemonopol ein. Nur noch staatliche Röstereien durften die Bohne verarbeiten. Auch heute legt der Staat noch einen Finger auf den Kaffee. Im vergangenen Jahr hat die Kaffeesteuer der Bundesrepublik mehr als eine Milliarde Euro eingebracht.

Handelsware

Der Anbau hat sich weiter entwickelt. Heute leben weltweit 25 Millionen Menschen von der Bohne. Weltweit werden 140 Millionen Sack Kaffee, die traditionell 60 Kilogramm enthalten, gehandelt. Brasilien ist vor Vietnam und Kolumbien mit 26 Millionen Sack der größte Exporteur. Vietnam folgt mit 23 Millionen gar nicht so weit dahinter. Kolumbien schafft gerade einmal sieben Millionen Sack Kaffee im Jahr.

Fast zwei Drittel der Ernte werden gehandelt: 98 Millionen Sack. Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner, weil die Bohnen hier geröstet und in der EU weiter vertrieben werden.

Der Handel mit Kaffee macht nicht unbedingt glücklich. Als Rohstoff folgt der Preis dem allgemeinen Preisgeschehen. 2013 lag der Börsenpreis bei 110 US-Cent je Pound und stieg das ganze Jahr 2014 über auf ein Niveau zwischen 150 bis 190 US-Cent an. Seit Anfang 2015 gehen die Kaffeepreise wieder zurück und liegen heute mit 120 Cent nur noch knapp über dem Niveau von 2013 – Tendenz sinkend.

Der Grund für den Preisanstieg lag an der Dürre im letzten Jahr, die auch die Kaffeesträucher hat leiden lassen. Von der Preisentwicklung entkoppelt sind die Robusta-Sorten, die nach Angaben der Internationalen Kaffeeorganisation ICO in London seit zwei Jahren um die 90 US-Cent je Pound schwanken.

Aus Vietnam werden sinkende Exportmengen vermeldet. Das Kaffeejahr 2014/15 zeigt ein Exportminus in Höhe von 16,8 Prozent. Bei den gesunkenen Kaffeepreisen in Vietnam zeigen die Kaffeebauern große Zurückhaltung, ihre Ware zu verkaufen und lagern die Ernte lieber ein.

Der ICO Verband hat in diesem Jahr zum ersten Mal zu einem internationalen Tag des Kaffees aufgerufen. Das wird der 01. Oktober sein und ist nicht mit dem deutschen Tag des Kaffees zu verwechseln, der morgen gefeiert wird.

Mehr als 250 Veranstaltungen

Die deutsche Feiervariante begeht den Ehrentag bereits zum zehnten Mal und hat Schauspieler Sky du Mont als Schirmherr gewonnen. Bundesweit gibt es mehr als 250 Veranstaltungen rund um die Bohne, die als Frucht botanisch eine Kirsche ist.

In Berlin findet gleich ein ganzes Berlin Coffee Festival in der Markthalle neun in Kreuzberg statt. Drei Tage lang kommen Experten und Neugierige zusammen, um gemeinsam die verschiedenen Kaffeearten, Röstverfahren und Anbaugebiete kennen zu lernen. Zudem können sich Kaffeeliebhaber „quer durch Berlin von einem Coffee Shop zum nächsten hangeln“ und neben Verkostungen viel Neues über den Kaffee kennen lernen. In Tempelhof führt der Chef der Andraschko Kaffeemanufaktur persönlich durch die Rösterei.

Kaffee als Pflanzenschutzmittel?

Warum dreht der Kaffeebohrer-Käfer, der sich durch ein Loch in die Kaffeekirsche einnistet nicht durch einen Koffein-Überschuss durch? Forscher haben im Darm des gefürchteten Kaffeeschädlings (Hypothenemus hampei) ein Bakterium entdeckt, das den Pflanzenabwehrstoff Koffein als Nahrung nutzt. Ein spezielles Enzym versetzt das Bakterium Pseudomonas fulva in die Lage, Koffein abzubauen und unschädlich zu machen. Bakterium und Käfer, der übrigens zu den Borkenkäfern zählt, eine Symbiose für die Nutzung einer Nahrungsnische. Dabei produziert die Kaffeepflanze das Koffein im Samen zur Abwehr von Schadinsekten. Das ist erfolgreich, weil es neben dem kleinen Käfer mit seinem Bakterium sonst kein Insekt gibt, das den Samen schädigt. Hingegen sind mehr als 850 Insekten bekannt, die Blätter oder Zweige der Kaffeepflanze befallen – weil sie frei von Koffein sind.

Der Käfer kann in der Frucht schmarotzen und das Bakterium findet ein übergroßes Nahrungsangebot vor. Was so eingespielt ist, kann die Wissenschaft vielleicht auch nutzen. Bislang wird der Kaffeebohrer-Käfer mit synthetischen Insektiziden oder Nützlingen wie Wespen und Pilze bekämpft. Nach Aufdeckung der Wirkweise des Bakteriums könnte eine gezielte Bekämpfung von Pseudomonas sinnvoller als der Einsatz von Breitbandinsektiziden sein. Jetzt kommt es auf die nächsten Schritte an, ob diese Idee reifen kann.

Klimaretter Kaffeesatz?

Nach eigenen Angaben saß Christian Kemp vom Ulsan National Institute of Science and Technology (UNIST) in Südkorea vor einer Tasse Kaffee und blickte in den Kaffeesatz. Weniger um in die Zukunft zu schauen, denn mehr als Wissenschaftler. Da kam ihm die Frage in den Sinn, ob der körnige Rest nicht auch eine Kohlenstoffsenke sein könnte. Ihm wird die Reaktion bekannt gewesen sein, dass bei der Lagerung von Natriumhydroxid, Soda, dieses mit Kohlenstoffdioxid zu Natriumcarbonat reagiert und dabei Kohlenstoff in das Ausgangsmolekül NaOH gebunden hat.

Kemp hat den Kaffeesatz in Soda eingeweicht und anschließend bei 700 bis 900 Grad Celsius im Brennofen erhitzt. Das Ergebnis war ein innerhalb in kurzen Zeit aus einem Alltagsstoff gewonnene Karbonfänger, für den der Experte nur einen Bruchteil der Zeit aufwenden musste als bei üblichen Kohlenstoffspeichern. Derzeit arbeitet Kemp an einer Kohlenstoffsenke aus aktiviertem Kaffeesatz, der auch bei niedrigeren Temperaturen arbeitet.

Lesestoff:

Alle Veranstaltungen: www.tag-des-Kaffees.de

www.berlincoffeefestival.de

Kaffeebohrer-Käfer: Ceja-Navarro, J. et al. (2015): Gut mircobiota media caffeine detoxification in the primary insect pest of coffee. In: Nature Communications 6 (7618), (14.07.2015), doi:10.1038/ncomms8618

Kaffeesatz: Kemp C: “Activated carbon derived from waste coffee grounds for stable methane storage” Nanotechnology 26 385602 (doi:10.1088/0957-4484/26/38/385602) will be freely available online from Thursday 2 September. http://iopscience.iop.org/0957-4484

Roland Krieg; Grafik: Deutscher Kaffeeverband

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