Trinkwassergewinnung in Javas Karstlandschaft

Ernährung

KIT verbessert Trinkwassergewinnung in Karstgebieten

Gunung Kidul wird im Reiseführer mit weißen Stränden und weit verbreiteten Höhlen im Lavagestein beschrieben. Der indonesische Distrikt liegt in der Mitte der Südküste Javas. Der Karst als Gesteinsverwitterung wird durch die Korrosion des Gesteins im Zeitablauf porös. Wassersysteme bilden sich eher im Untergrund als an der Oberfläche.

Unterirdisches Wasserkraftwerk

Im Gunung Kidul verschwindet das Wasser ungenutzt im Indischen Ozean, obwohl sauberes Trinkwasser in Indonesien knapp ist. Das Karlsruhe Institut of Technology (KIT) arbeitet in Gunung Kidul seit Jahren an dem Projekt „Integrated Water Resources Management“ (IWRM), um auch für andere Karstlandschaften Lösungen für eine Trinkwassergewinnung zu erstellen. Dazu gehören weitere Aufgaben wie Trinkwasserqualität und Abwasserbehandlung.

Erste Aufgabe war zunächst einmal die Füllung einer Karsthöhle mit Wasser. 2010 war abgeschlossen und konnte an die indonesische Regierung übergeben werden. Jetzt versorgt sie 80.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser.

Die Tücken überwinden

Projektleiterin ist Mikrobiologin Ursula Obst. Zunächst einmal läuft das Wasser aus der Karsthöhle durch einen Sandfilter, der die schlammigen Stoffe entfernt. Zu Hause können die Bewohner das Wasser noch einmal durch einen Keramiktopf laufen lassen, der winzige Löcher aufweist. Dann haben sie bereits sauberes Trinkwasser gewonnen. Diese Töpfe stammen übrigens aus lokaler Produktion nach Anleitung der KIT-Techniker. Für die Überprüfung der Wasserqualität reicht ein einfaches Enzym. Das färbt sich in Anwesenheit von E.-coli – Bakterien gelb. Dieser Farbindikator gibt den Anstoß zur Überprüfung der Wassergewinnung.

Ein farbiges Wandbild erklärt den Bewohnern die Methode der
Abwasserbehandlung; Foto: Taupik Akbar (IWRM)

Kochen mit Methan aus der Abwasserbehandlung

In der Region fehlt derzeit noch überwiegend eine Abwasserinfrastruktur. KIT-Forscher Stephan Fuchs, zuständig für aquatische Systeme, hat zusammen mit Industriepartnern zwei Sammelbecken in Städten aufgebaut. Über ein Sammelsystem werden Fäkalien zu einem Reaktor geführt, in dem unter anaeroben Bedingungen unter Beimischung von Bioabfällen Methan entsteht. Das energiereiche Gas wird in Kartuschen an die Haushalte für die Küche abgegeben. Damit ersetzen die Bewohner Holz als Brennstoff, der in kleinen Wohnungen ohne ausreichende Belüftung zu Rußbelastungen in der Luft führt. Die Gärreste aus der Abwasserbehandlung dienen den umliegenden Bauern als Dünger für ihre Felder. Solche komplexen Lösungen in der Stadt sind für Stephan Fuchs zukunftsweisend.

Auf dem Land sieht das etwas anders aus. Traditionell wird im Zeitablauf die Toilette über einem Dungloch weiter versetzt. Das jedoch birgt die Gefahr des Bakterieneintrages in die Umwelt. Jetzt hat Fuchs drei kleine Biogasanlagen gebaut, die Exkremente von 15 Familien und deren Nutztiere verwerten. Nach einem Monat sind Methan und nährstoffreiche Gärreste entstanden. Das Gas wird über Mikroleitungen direkt den Haushalten zugeführt. Dieses Verwertungsmodell war allerdings sehr erklärungsbedürftig, erläutert Fuchs.

Lesestoff:

Das IWRM-Projekt startete 2002 und wurde vom Bundesforschungsministerium finanziert. Im nächsten Monat läuft es aus. Insgesamt entstanden 19 Projekte in der Modellregion Gunung Kidul www.iwrm-indonesien.de

Roland Krieg; Foto: Taupik Akbar (IWRM Indonesia)

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