UGB-Tagung Teil II

Ernährung

Leben in einer Wohlfühlumgebung

Die Drei-Länder-Tagung des Verbandes für unabhängige Gesundheitsberatung e.V. aus Wettenberg bei Giessen beschäftigte sich am zweiten Tag auch mit dem Gleichgewicht.

Hunger und Sättigung im Rhythmus lassen
Wie der Herzschlag bilden Hunger und Sättigung einen Rhythmus, der gestört sein kann. Dr. Francoise Wilhelmi de Toledo von der Klinik Buchinger am Bodensee beschreibt Menschen, vor allem Frauen, die unter Anorexie, Bulimie oder Adipositas leiden als normale Menschen. Die heutige Methode, den Magen bei Übergewicht zu verkleinern bietet genauso wenig eine Hilfe, wie es früher die Verdrahtung der Kiefer gewesen ist, um nichts mehr zu sich nehmen zu können. Die Vielfalt der Essstörungen resultiere vielmehr aus einem Verlust an Ritual und Gefühl für die Nahrungsaufnahme und werde zukünftig vermehrt Männer betreffen. Dieser Trend zeichne sich bereits ab. Als endogene Ursachen gelten soziokulturelle Merkmale und Moden, die über falsche Schlankheitsideale mit Werbung und TV sowie Kino propagiert werden.
Eine Verhaltenstherapie bei Übergewichtigen müsse schon alleine daran scheitern, dass unsere Gesellschaft eine „toxische Umgebung“, eine Umgebung, die zu Übergewicht führt, aufgebaut hat und Dr. Wilhelmi verweist dabei auf das Buch des Amerikaners Kelly Brownell „Food Fight“. Energiereiche Nahrung und deren ständige Verfügbarkeit lassen den Menschen kaum eine Chance, zu entrinnen.
Daher müsse für alle Essstörungen eine viel komplexerer Lösungsansatz gefunden werden, der eine Ordnungstherapie umfasst, eine Verhaltenstherapie und eine Ernährungsumstellung. Für die Ärztin gibt es eine Reihe von „Diätmitteln der inneren Hygiene“, die das Gesamtfeld des Lebensstils wieder in eine Balance bringen können: Lesen, Musik, Naturerlebnisse und Humor.
Die Gesellschaft müsse das Umfeld dafür schaffen, dass ungesunde Lebensmittel inakzeptabel sind. Sie forderte, dass Integrationsfiguren für Kinder, wie beispielsweise Disneyfiguren, keine Werbung mehr für ungesunde Lebensmittel machen dürfen.


Wohlfühlstrategien
Das Wohlbefinden kommt allerdings nicht von alleine, sondern stellt sich erst nach einem Aufwand ein, den die Menschen vorher investiert haben müssen, erklärte Thomas Männle, Gründungsmitglied und Hauptgeschäftsführer des UGB. Die Basis für persönliches Wohlbefinden ist eine Lebensweise, die Psyche, Bewegung und Ernährung einschließt. Das Stress-Hormon des Ärgerns hat in der Evolution die beiden Möglichkeiten geschaffen, Energie für die Flucht oder für den Kampf bereitzustellen – nicht um sich hinzusetzen und zu essen! Ärger wirke negativ auf das Immunsystem. Es werden 70 Prozent weniger T-Zellen gebildet, die Tumorzellen zerstören. Lachen hingegen stoppt das Stresshormon. Die dabei verwendeten Gesichtsmuskeln drücken auf die Nerven, die auf diesen Reiz das „Freudehormon“ Morphin produzieren. „Man kann sich den ganzen Tag ärgern, aber es besteht keine Verpflichtung dazu“, klärt Männle auf.
Wer also im Rahmen einer guten Zeitorganisation Stress abbaut, der wird auch anders und mit anderen essen, als derjenige, der den Dingen hinterherläuft. Den angereisten Ernährungsberatern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland gab er die Devise aus, zu handeln: Sich jeden Tag eine halbe Stunde für sich selbst Zeit nehmen und Alltags-Ferien machen – auch als Empfehlung an deren Patienten.

UGB
Der UGB setzt sich für mehr Gesundheit und Lebensqualität in der Gesellschaft ein, indem er zu einer zeitgemäßen Ernährung motiviert. Seit 20 Jahren bietet er Seminare zur Aus- und Fortbildung für Ernährungsberater an. Prof. Claus Leitzmann ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates und der UGB bietet den Verbrauchern unabhängige Informationen. Auf der Seite www.ugb.de finden Sie Fachinformationen, sowie viele Rezepte.
Der UGB hat im letzten Jahr Richtlinien herausgebracht, wie Verbraucher eine unabhängige und seriöse Ernährungsberatung erkennen können.

Essstörungen
Zwei Adressen seien bei dem Thema Essstörungen genannt:
Das Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen: www.essstoerungen-frankfurt.de
Beratungszentrum Dick & Dünn in Berlin: www.dick-und-duenn-berlin.de

Roland Krieg

[Im ersten Teil des Tagungsberichtes ging es um Seniorenernährung und Ernährung in den Wechseljahren

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