Ungefährdeter Kaffeegenuss
Ernährung
Kaffee erhöht nicht das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen
Nach einer aktuellen Studie erhöht Kaffee nicht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, sondern senkt sogar das Risiko für den Typ-2-Diabetes. Im Jahr 2007 war Finnland das Land mit dem höchsten Kaffeekonsum pro Kopf. Finnen verbrauchten pro Person durchschnittlich 12 kg Kaffee. In Deutschland konsumierte die Bevölkerung 6,4 kg pro Einwohner, wohingegen US-Bürger pro Person etwa 4,2 kg verbrauchten.
Lieblingsgetränk
Kaffee
ist weltweit eines der beliebtesten alkoholfreien Getränke und enthält eine
Mixtur aus verschiedenen Inhaltsstoffen. Zu diesen gehören Koffein,
Chlorogensäure sowie weitere Polyphenole, Nikotinsäure und Mineralstoffe – also
Substanzen, die den menschlichen Stoffwechsel durchaus beeinflussen und die
teilweise mit positiven und teilweise mit negativen Gesundheitseffekten in
Verbindung stehen. Die gesundheitlichen Effekte des Kaffeekonsums stehen daher
immer wieder im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen, wobei in den meisten
Studien oft nur die Beziehung zwischen Kaffeegenuss und einer Erkrankungsart
untersucht wurde. Das deutsche Forscherteam analysierte nun die Langzeiteffekte
des Kaffeekonsums nicht nur hinsichtlich einer Erkrankung, sondern hinsichtlich
mehrerer chronischer Erkrankungen gleichzeitig. Prospektive
Langzeit-Bevölkerungsstudien wie die EPIC-Deutschland-Studie sind hierzu
besonders gut geeignet.
Wissenschaftler
vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DifE) um Heiner Boeing und Anna
Flögel haben sich den Kaffeekonsum und die Lebensbedingungen von Kaffetrinkern
angeschaut. Personen, die täglich mehr als vier Tassen (über 600 ml)
koffeinhaltigen Kaffee konsumierten, hatten im Vergleich zu Personen, die
durchschnittlich weniger als eine Tasse tranken, ein um 23 Prozent verringertes
Typ-2-Diabetes-Risiko. Ein ähnlicher Zusammenhang deutete sich auch für den
Konsum von entkoffeiniertem Kaffee an.
Kaffee trotzdem kein Heilmittel
Neben
den Ernährungs- und Lebensstildaten erfassten und analysierten die
Wissenschaftler auch die medizinischen Daten der Studienteilnehmer. In der
durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von knapp neun Jahren erkrankten
erstmals 1.432 Studienteilnehmer/innen an Typ-2-Diabetes, 394 erlitten einen
Herzinfarkt, 310 erlitten einen Schlaganfall und 1.801 Teilnehmer erkrankten an
Krebs. Verglichen die Forscher die Daten von Personen, die sehr viel Kaffee
tranken, mit den Daten von Personen mit einem sehr geringen Konsum, so konnten
sie keine Risikoerhöhung für die in den westlichen Industrienationen häufig auftretenden
chronischen Erkrankungen feststellen. Bei Personen, die viel Kaffee tranken,
beobachteten sie sogar ein vermindertes Typ-2-Diabetes-Risiko.
„Unsere
Studienergebnisse decken sich mit den Resultaten aktueller prospektiver Studien
aus den USA“, sagt Erstautorin Anna Flögel. Wer Kaffee also gut vertrage und
ihn gerne trinkt, sollte dies somit auch weiterhin tun, so die Epidemiologin.
Andersherum sollten sich Menschen aber aufgrund der Ergebnisse nicht genötigt
sehen, mit dem Kaffeetrinken zu beginnen. „Es ist wichtiger, darauf zu achten,
ausreichend Vollkornprodukte, wenig Fleisch sowie viel Obst und Gemüse zu
essen, nicht zu rauchen und sich ausreichend zu bewegen“, ergänzt Studienleiter
Heiner Boeing. Für die Flüssigkeitszufuhr böten sich neben dem Kaffee auch
andere Getränke mit einem geringen Energiegehalt an, wie Tee und Wasser.
Lesestoff:
Anna Floegel et al.; Coffee consumption and risk of chronic disease in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)–Germany study, American Journal of Clinical Nutrition 2012, 95:1-8; doi:10.3945/ajcn.111.023648; Link zur Publikation: www.ajcn.org/content/early/2012/02/14/ajcn.111.023648.abstract
Dr. Gisela Olias (DIfE) / roRo