Ungenutzte Verbrauchermacht
Ernährung
Fresenius Verbraucherstudie 2011
Die Bauern werben mit verschiedenen Siegeln für ihre Erzeugnisse. Der Handel lässt sich zertifizieren und auf dem neuen Verbraucherportal www.lebensmittelklarheit.de können Konsumenten sich über Produkte beschweren. Das SGS Institut Fresenius hat jedoch in seiner Verbraucherstudie 2011 das Hauptaugenmerk auf die Kunden selbst gelegt: Wie steht es um den Willen der Verbraucher, sich selbst für bessere Lebensmittel zu engagieren? Was tun sie wirklich?
Umsetzungsdefizite
Konsumenten wissen um ihren Einfluss, Marktmacht an der
Ladenkasse durch die Auswahl von Produkten auszuüben. 71 Prozent sehen sich in
dieser Position. Die staatlichen Kontrollbehörden und die
Lebensmittelüberwachung bekommen mit jeweils 73 Prozent nur wenig mehr Einfluss
zugeschrieben. „Nur sechs Prozent der Bevölkerung sind davon überzeugt, dass
sie gar keinen Einfluss auf die Lebensmittelqualität als Verbraucher haben“, erklärt
Dr. Christian Hummert, Divisionmanager Lebensmittel bei SGS Fresenius.
Kaufverweigerung ist nach Ansicht der Konsumenten dabei
das stärkste Einflussmittel. Aber: Je mehr Aufwand der Weg zu einer
Entscheidung kostet, desto weniger wird er betrieben. Für nur 39 Prozent der
Konsumenten ist es eine Option, sich anhand von Testberichten zu informieren.
Verbesserungsvorschläge über eine Firmenwebseite oder per Brief halten sogar
nur 14 Prozent für sinnvoll.
Die „Wissenden“ setzten auch nicht alles um, was sie
könnten. „Nur jeder vierte ist davon überzeugt, die eigenen
Einflussmöglichkeiten als Verbraucher zu nutzen“, so die Studie. Das starke
Mittel der Kaufverweigerung haben auch nur 47 Prozent der Kunden einmal
umgesetzt. Nach Dr. Hummert müssten die Verbraucher noch stärker zum Handeln
motiviert werden.
Medieneinfluss
So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Mehrheit an Medienberichten orientiert, um ihr Kaufverhalten zu überprüfen. 52 Prozent haben solche Berichte in den letzten Monaten gelesen. Die Berichterstattung erreicht auch alle Bevölkerungsschichten, unabhängig von Geschlecht, Bildung oder Einkommen. Der Einfluss der Medien ist groß: 77 Prozent der Konsumenten, die entsprechende Meldungen gelesen haben, haben auch ihr Einkaufverhalten geändert, 57 Prozent sogar dauerhaft.
Komplizierte Warenwelt
Die Warenwelt macht es den Verbrauchern aber auch nicht leicht, sie zu durchschauen. Bei unverarbeiteter Ware wie Obst und Gemüse trauen sich 86 Prozent der Kunden zu, die Qualität zu erkennen. An der Fleischtheke sind es noch 69 Prozent, der Käsetheke 67 Prozent. Je komplexer ein Lebensmittel wird, desto weniger können Kunden die Qualität erkennen. Beim Fruchtsaft sinkt die Quote schon auf 35 Prozent, bei ungekühlten Fertiggerichten auf nur noch 14 Prozent.
Lesestoff:
Die vollständige Studie mit allen Schaubildern finden Sie unter www.qualitaetssiegel.net
Roland Krieg; Grafik: SGS Fresenius