Unser Essen regelt unseren Takt

Ernährung

Fette und Kohlenhydrate beeinflussen die innere Uhr

Stoffwechsel und Körperfunktionen des Menschen verlaufen nahezu im 24-Stunden-Rhythmus. Dieser „circadiane Takt“ wird nach neuesten Erkenntnissen des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke von der Art unserer Nahrung mitbestimmt.

An ein- und zweieiigen Zwillingen wurde der Cortisol-Takt vermessen. Zeitgeber-Gene regulieren die Ausschüttung und Hemmung von Cortisol in bestimmten Rhythmen. Dieses Stresshormon aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge und stellt dem Körper energiereiche Verbindungen zur Verfügung. Seine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem wird in der Medizin häufig genutzt, um überschießende Reaktionen und Entzündungen zu hemmen.

Olga Pivovarova und Endokrinologe Andreas H. Pfeiffer verabreichten zunächst sechs Wochen lang eine kohlenhydratbetonte Diät. Der Anteil lag bei 55 Prozent, der Eiweißanteil bei 15 und der Fettanteil bei 30 Prozent. Danach bekamen die Teilnehmer eine fettreichere Kost mit 45 Prozent, wobei der Anteil der Kohlenhydrate auf 40 Prozent gesenkt wurde. Die Energieversorgung blieb gleich. „Diese isokalorische Ernährung war wichtig, da Unter- oder Überernährung selbst eine starke Stoffwechselantwort auslösen und so das Untersuchungsergebnis verfälschen können“, sagte Pfeiffer.

Mit einer Blutzellenanalyse konnte bei vier Zeitgeber-Genen innerhalb von sieben Tagen der Ernährungsumstellung eine Verschiebung des Aktivitätsmusters fest gestellt werden. Die Zwillinge reagierten ähnlich, was auf einen Anteil genetischer Disposition schließen lässt. Aber nicht nur. Die Cortisol-Ausschüttung, die vom Gehirn über die Hirnanhangdrüse gesteuert wird, war verschoben, berichtet Olga Pivovarova.

„Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Art unserer Ernährung sich nicht unerheblich auf unsere innere Uhr auswirkt. Wie unsere Ergebnisse darüber hinaus bestätigen, besteht ein enges Wechselspiel zwischen den circadianen biologischen Rhythmen und den Stoffwechselwegen, die daran beteiligt sind, den Energiestoffwechsel und auch unser Immunsystem an das Nahrungsangebot anzupassen“, so Pfeiffer. „Wenn es durch weitere Studien gelingt, die Mechanismen, die diesen Zusammenhängen zugrunde liegen, noch besser zu verstehen, wird es vielleicht zukünftig möglich sein, konkretere Ernährungsempfehlungen zu geben, die besser auf die innere Uhr und individuellen Bedürfnisse eines Menschen abgestimmt sind.“

Lesestoff:

Olga Pivovarova et al.: Changes of dietary fat and carbohydrate content alter central and peripheral clock in humans, Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, March 24, 2015 http://press.endocrine.org/doi/10.1210/jc.2014-3868

roRo

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