Verbraucher brauchen Hinweise

Ernährung

Gesunde Nahrung besser auszeichnen

Unausgewogene Ernährung und Bewegungsarmut laufen in den USA dem Rauchen als Ursache Nummer eins für vermeidbare, tödliche Erkrankungen den Rang ab. Rund 30 Prozent der Amerikaner sind übergewichtig und daraus resultierende Herz-Kreislauferkrankungen breiten sich im ganzen Land aus.
In der aktuellen Ausgabe des Journal of the American Dietetic Association beschäftigen sich gleich zwei Artikel mit der Möglichkeit, über Nährwertangaben auf Lebensmitteln, die Kaufentscheidung hin zu gesunder Nahrung zu steuern.

Wer liest die Nährwertangaben?
Die Studie von Nicholas Ollberding ging der Frage nach, wer welche Angaben auf den Lebensmitteln bei seiner Kaufentscheidung nutzt. Nach einer repräsentativen Studie nutzen 61,6 Prozent der Amerikaner die Nährwertangaben in Tabellenform und 51,6 Prozent die Zutatenliste. 47,2 Prozent orientieren sich an den Portionsangaben und 43,8 Prozent beachten die gesundheitsbezogene Angaben, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden.
Die Analyse zeigte, dass Kunden, die auf eine gesunde Ernährung achten, deutlich weniger Kalorien, Zucker, Cholesterol und Salz zu sich nehmen, als andere Menschen – egal ob diese die Nährwertangaben nutzen oder nicht. Professor Ollberding zieht daraus zwei Schlüsse: Solle die Nährwertkennzeichnung einen Effekt auf die Gesundheit haben, dann müsse der Gebrauch bei den Amerikanern mehr propagiert werden. Auf der anderen Seite zeige die geringe Nutzungsrate, dass die Nährwertangaben nicht leicht verständlich seien. Ollbering denkt dabei an eine Nährwertampel, die weniger kognitive Prozesse bei der Produktauswahl erfordere. Die reinen Nährwertangaben sprächen offenbar nur einzelne Personen und Gesundheitsberater an.

Gesundheit als Verkaufsargument
Das Team um Marjorie Freedman hat das Einkaufsverhalten von Studenten untersucht. In einem SB-Geschäft wurden Produkte als besonders gesund ausgezeichnet.
Im Rahmen einer „Iss gesund“-Kampagne bekamen Produkte aus den Bereichen Cerealien, Suppe, Knabbergebäck, Konservengemüse, Energieriegel und Salatdressing den Zusatzhinweis „Fuel your live“. Ausliegendes Begleitmaterial ergänzte die Kampagne. Die mit diesem Logo versehenen Produkte kosteten das gleiche, wie die „konventionelle“ Vergleichswaren.
Nach Auswertung der Einkäufe hat sich gezeigt, dass die Studenten bei Cerealien, Suppe und Knabbergebäck mehr zugriffen, wenn das Logo auf der Verpackung angebracht war. Bei ausgezeichnetem Brot hingegen gingen die Verkaufszahlen zurück. Trotzdem: In der Summe wurden die gesünderen Produkte um 3,6 Prozent mehr gekauft, als vor der Auszeichnung.
Die erste Auswertung zeigt, dass die Hinweise die Kaufentscheidung der Studenten beeinflusst hat. Ein einfaches Logo scheint bereits auszureichen, die Kaufwahl zu beeinflussen. Nach Prof. Freedman wäre es jetzt noch interessanter, wenn die gesünderen Produkte zusätzlich preiswerter würden. Man müsse, so Freedmann solche Optionen „aggressiver“ testen, um der gesellschaftlichen Bedrohung durch Übergewicht und Adipositas begegnen zu können.

Lesestoff:
Ollberding NJ, Wolf RL, Contento I. Food label use and its relation to dietary intake among U.S. adults. J Am Diet Assoc. 2010;110:1233-1237. DOI:10.1016/j.jada.2010.05.007
Freedman MR, Connors RA. Point-of-purchase nutrition information influences food-purchasing behaviors of college students: A pilot study. J Am Diet Assoc. 2010;110:1222-1226. DOI: 10.1016/j.jada.2010.05.002
Im März fiel im EU-Umweltausschuss die Entscheidung gegen die Ampel als Nährwertangabe.

roRo

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