Verpackungen gefährlicher als Pflanzenschutzmittel?

Ernährung

SGE über die Gefahr von Verpackungsmitteln

Die Schweizer Gesellschaft für Ernährung (SGE) hat in ihrer jüngsten Ausgabe des Magazins „Tabula“ vor potenziell giftigen Inhaltsstoffen aus Verpackungen gewarnt.
Verpackungen haben den Zweck, Lebensmittel vor Verschmutzung und Aromaverlust zu schützen, sie haben einen ästhetischen Aspekt, dienen der Werbung und portionieren die Nahrung. Vergiften sollten sie die Lebensmittel nicht.

Gefährlicher als Pflanzenschutzmittel?

Die Verpackung steht aber auch in einer Wechselwirkung zum Lebensmittel und die SGE geht von rund 100.000 verschiedenen Substanzen aus, die von der Verpackung in die Lebensmittel wandern. Und zwar in Mengen, die toxikologisch relevant sein können. „Selbst wenn nur ein Prozent aller Stoffe gesundheitliche Schäden verursachen würde, so wären dies noch immer 1.000 Substanzen“, orakelt die SGE. Mengenmäßig ist die Verunreinigung der Lebensmittel durch Verpackung größer als durch Pflanzenschutzmittel.
Es gibt zwar gesetzliche Vorgaben, doch würden die „regelmäßig“ nicht eingehalten, so die SGE. Analysen zeigen, dass es nicht nur Schweizer, sondern auch Verpackungen aus „dem nahen Ausland“ betrifft. Es würden immer Mengen gefunden, die über den gesetzlichen Anforderungen liegen. „Dabei nicht mit eingerechnet sind die anderen Substanzen, um die sich niemand kümmerte.“

Viel Konjunktiv und kein neues Thema.

Mineralöle aus Verpackungen

Ein großes Thema in Deutschland sind die Altpapierverpackungen für beispielsweise Reis. Die Kartons werden aus recyceltem Altpapier hergestellt und die Druckfarben können auf die Lebensmittel übergehen. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte sich in seiner Bewertung auf Schweizer Untersuchungen gestützt. Vor allem die kürzerkettigen Kohlenstoffe können vom Körper leicht aufgenommen werden, so dass bei häufigem Verzehr derart belasteter Lebensmittel der toxikologische Grenzwert überschritten werden kann. Alternative: Ein Innenbeutel kann den Stofftransport in das Lebensmittel verhindern. Der Karton wird aus Frischfasern hergestellt und die Druckfarben werden ohne Mineralöle hergestellt.

PFT aus Verpackungen

Perflourierte organische Tenside (PFT) sind vor allem in Fischen aus Binnengewässern und Innereien von Wild angereichert. Sie sind die bekannteste Variante der perflourierten organischen Verbindungen PFC. Sie können jedoch auch aus Kartonverpackungen in Lebensmittel übergehen. Ein Workshop im Jahr 2010 hat das PFC-Kolloquium von BfR und dem Verbraucherschutzministerium NRW das folgende Fazit gezogen: Die Belastung der Verbraucher durch PFC ist gering, wenngleich auch der Eintrag in die Umwelt minimiert werden muss.

Verschiedenes

Aus Kunststoffflaschen können hormonell wirksame Stoffe in die Lebensmittel gelangen, Aluminium aus Aluminiumtanks, in denen Fruchtsäfte gelagert werden oder Weichmacher aus Deckeln und Verschlüssen.
Das BfR führt eine Liste von Substanzen, die seit 1952 fortgeschrieben wird und Empfehlungen für die Hersteller enthält, ihre Verpackung zu entwickeln. Ehemals wurden nur Kunststoffverpackungen berücksichtigt, doch bald diese „Kunststoffempfehlungen“ erweitert. Die Datenbank hat jedoch kleine Rechtsform und ist nur eine unverbindliche Empfehlung.

Lesestoff:

www.bfr.bund.de

Datenbank für Hersteller: http://bfr.zadi.de/kse

In Babyfläschchen ist das Plastikadditiv Bisphenol A seit März 2011 verboten

Roland Krieg

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