Verpasste Chancen bei der Welternährung
Ernährung
Auf der Welt hungern 828 Millionen Menschen
Als die Welternährungsorganisation FAO ihren Bericht zur Ernährungssicherheit 2021 vorstellte, verengte die Pandemie die Lieferketten für Agrarrohstoffe. General-Direktor Qu Dongyu forderte die Weltgemeinschaft auf, die Ernährungssysteme zu stärken, damit das UN-Nachhaltigkeitsziel 2, den Hunger zu beenden, erreicht wird.
Bei der Vorlage des aktuellen Berichtes am Mittwoch stellte Dongyu fest: „Ein Jahr später zeigt sich deutlich, wir haben die Chance verpasst.“ Nicht nur die Pandemie ist noch immer da. 2021 hungerten 828 Menschen auf der Welt. 46 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Menschen fehlt auch weiterhin der Zugang zu Nahrung, die sicher, nahrhaft und ausreichend ist.
Mit 2,3 Milliarden Menschen lebt ein Drittel weiterhin in fragilen Ernährungssystemen. Das sind mehr als 350 Millionen mehr als 2019. Donyu warnt, dass wir uns nicht nur Sorgen um die verpassten Chancen machen sollten, sondern ernsthafte Gedanken über die Zukunft. Die Preise für Lebensmittel sind so stark gestiegen, dass mehr Menschen sich diese nicht mehr leisten können. Zudem sind die Wachstumsparameter für die Ökonomien für 2022 überall gesenkt worden. Das bedeute auch, dass weniger Geld für die Stärkung der Agrar- und ernährungswirtschaft zur Verfügung stehen.
Weltweit werde mit 630 Milliarden US-Dollar pro Jahr zwar viel für die Ernährungssysteme ausgegeben, aber meist in Form von schädlichen Subventionen, die zu Marktverzerrungen und Ungleichgewichten führen. So könnten die Staaten deutlich mehr unternehmen, Handelsbarrieren abzubauen. Mehr Geld werde in Getreide und weniger in Hülsenfrüchte, Samen, Obst und Gemüse investiert.
Zur Lösung der anstehenden Probleme bleibe keine andere Wahl als international noch enger zusammenzuarbeiten.
Armut und Hunger
Mit Blick auf die Statistik haben sich die Ursachen für Hunger und Unterernährung nicht verändert. Der Kreislauf von Armut und Hunger ist ungebrochen. Bei Kindern unter fünf Jahren gelten 149 Millionen als unterernährt, 45 Millionen als geschwächt und 39 Millionen als übergewichtig.
Die Mangelernährten leben in Verhältnissen mit geringen Einkommen. In Nordafrika, Ozeanien und der Karibik nehmen die Zahlen zu. In Asien und Südostasien nimmt die Zahl der geschwächten Kinder zu. Die übergewichtigen Kinder hingegen leben in Ländern mit mittlerem bis hohem Einkommen und haben sogar Eltern mit höherer Schulausbildung. Übergewicht ist nicht nur ein Problem der Industrieländer, sondern häuft sich auch in Südostasien und Lateinamerika.
Sowohl Unter- als auch Überernährung sind nach dem Bericht ein Zeichen für mangelhafte Nahrungsqualität.
Preise
Schon im Berichtsjahr war die Inflation einer der Treiber für Mangelernährung. Sie hat eine direkte Auswirkung auf die Ernährung der Menschen. Eine ausgewogene und gesunde Kost kostete weltweit am Tag 3,54 US-Dollar. Das sind 3,3 Prozent mehr als 2019 und sogar 6,7 Prozent mehr als 2017.Die höchsten Kosten gibt es 2020 mit 3,89 US-Dollar in Lateinamerika. In Afrika liegt der Satz bei 3,46 und in Nordamerika und Europa bei 3,19 US-Dollar pro Tag und Person.
Bekannte Ursachen
Kriege und Konflikte sind die jüngsten Treiber für die Ernährungsdefizite. Vor allem im globalen Süden haben Klimawandel mit Trockenheit, Hitze, Unwetter den Ernährungssektor fest im Griff. Die Pandemie hat viele Länder wirtschaftlich geschwächt und weist keine Erholung auf.
Grenzabgaben wirken nicht nur positiv auf die Sicherung der eigenen Nahrungsmittelproduktion, sondern haben auch die Kehrseite, dass oftmals ausgewogene Kost nur zu hohen Preisen in die Länder kommt. Festpreise für preiswerte Lebensmittel fokussieren sich meist nur auf die Hauptkomponenten wie Getreide, Reis, Mais und Zucker.
Die Subventionen in diese Produkte haben die Versorgungsgrundlage zwar durch ein Plus in der Produktion verbessert, führe aber zu Ungleichgewichten internationaler Märkte durch komparative Kostenvorteile. Der Fokus auf das Ernährungsmuster ist verlorengegangen.
Eines der wichtigsten Lenkungswerkzeuge sind die Agrarsubventionen. Sie müssen nach Empfehlung der Autoren auf gesündere Nahrung ausgerichtet werden. Die Armutsbekämpfung bleibt seit Jahrzehnten weiterhin auf der Agenda zur Nahrungssicherheit. Und. Dort wo sich Frieden und Wohlfahrt ausbildet, reduziert sich die Unterernährung.
Roland Krieg
© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html