„Versteckte Tiere“

Ernährung

Vegetarierbund fordert klare Definitionen

Der Vegetarierbund hat eine E-Mail-Aktion gestartet, um vor „versteckten Tieren“ in Lebensmitteln zu informieren.
Dabei geht es um Schweineschmalz in Brezeln, Scharlach-Schildläuse in Marmelade und Käse mit Lab aus dem Kälbermagen. In vielen Lebensmitteln sind tierische Produkte enthalten oder werden bei der Herstellung verwendet, ohne dass Vegetarier das erkennen können. Für einige Getränke wie Bier, Wein und Fruchtsäfte können beispielsweise Klärungsmittel zum Einsatz kommen. Wird dafür Hühnereiweiß verwendet, so muss dieses als allergene Zutat im Zutatenverzeichnis aufgeführt werden. Gelatine aus Rinder- und Schweineknochen dagegen nicht, bemängelt der Vegetarierbund Deutschland (VEBU).
Daher fordert er eine deutliche Kennzeichnung, die auch für tierische Bestandteile in Aromen, Zusatzstoffen gilt, die während des Produktionsprozesses zum Einsatz kommen. Dann können Verbraucher aus gesundheitlichen, ethischen oder religiösen Gründen eine echte Auswahl zwischen den Produkten treffen.

Fleischverzicht für die Zukunft

Weltweit werden 55 Milliarden Hühner und 1,4 Milliarden Schweine für den Fleischkonsum getötet. Die Soziologin Dr. Nik Taylor an der australischen Flinders University hat soeben für den World Preservation Fund (WPF) die Studie „Reserving Meat-Eating Culture to Combat Climate Change“ veröffentlicht, die für eine Reduzierung des Fleischkonsums zugunsten einer eher pflanzlichen Ernährung plädiert [1]. „Die Massenproduktion von Fleisch“ führe zu einem Anstieg der Antibiotika und steigendem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für die Futtererzeugung. „Wir müssen einfach besser über eine pflanzliche Ernährung aufgeklärt werden. Viele denken, dass man sich dann nur noch von Grünzeug ernährt, tatsächlich sind die Möglichkeiten jedoch weitaus vielfältiger“, kommentiert Dr. Taylor ihren Bericht. „Auf lange Sicht müssen wir etwas gegen die kulturelle Normalisierung des Fleischkonsums tun. Wir sollten nicht länger davon überzeigt sein, dass es unser gutes Recht ist, drei Mal täglich günstig Fleisch zu essen.“
Rund 69 Prozent der Menschen haben nach Taylor ein durchaus zwiespältiges Verhältnis zum Fleisch. Die meisten wollen ihren Konsum auch reduzieren. Doch auch das setzt voraus, dass Verbraucher erkennen können, wo tierische Produkte überall enthalten sind.

Millionen Vegetarier

Nach der Verzehrsstudie II gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Vegetarier und 80.000 Veganer. Dieser Anteil wächst genauso wie der Anteil der Konsumenten, die ihren Fleischverbrauch reduzieren wollen und auch Orientierung im Produktdschungel suchen.
Deshalb hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bereits im Jahr 2010 den Antrag gestellt, die Begriffe „Vegetarisch“ und „Vegan“ gesetzlich zu schützen [2]. Weil beide Begriffe nicht gesetzlich geschützt sind, finden sich immer wieder tierische Bestandteile in der vegetarischen Nahrung, heißt es in der Begründung.
Das fand auch Einzug in die entsprechende EU-Verordnung 1169/2011 über Informationen zu Lebensmitteln. Dem Inhalt nach ist der Grünenantrag dadurch erfüllt, teilte die Fraktion Herd-und-Hof.de mit. Im Artikel 36 (b) heißt es da, dass „Informationen über die Eignung eines Lebensmittels für Vegetarier und Veganer“ beschrieben werden. Am 13. Dezember 2014 tritt die Verordnung in Kraft.

Aigner im Zeitverzug?

Für den VEBU ist die Verordnung nur ein Zwischenschritt, denn es fehlt noch die Durchführungsrechtsakte der Kommission. Und da solle Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sich für eine endgültige Fassung einsetzen.
Als Referenzsystem dient die Definition für „vegetarisch“ und „vegan“ der englischen Food Standard Agency, die der schwedische Europaparlamentarier Carl Schlyter (Grüne) in einem Änderungsantrag auch in die Verordnung 1169/2011 hat einfließen lassen wollen: Demnach dürften vegetarische Produkte keine tierischen Bestandteile enthalten und vegane Produkte nicht von Tieren erzeugt worden sein. So gehört Honig beispielsweise nicht auf den veganen Speiseplan, gilt aber als vegetarisches Produkt.
Mit der E-Mail-Aktion will der VEBU die noch immer fehlende Definition über die Bundesregierung in die Durchführungsrechtsakte einfließen lassen, teilte ein Sprecher Herd-und-Hof.de mit.

Das V-Label

Wem das zu politisch ist, der kann sich auf das bereits vorhandene V-Label des VEBU verlassen. Das international geschützte Gütezeichen kennzeichnet sowohl vegetarische als auch vegane Produkte und wird als Orientierungshilfe für Verbraucher auf Lebensmittelverpackungen und Speisekarten eingesetzt. So sind Produkte im In- und Ausland gleich richtig einzuordnen.

Lesestoff:

Den Vegetarierbund Deutschland finden Sie unter www.vebu.de

Mehr zum V-Label gibt es auf www.v-label.info

[1] Taylor: Reserving Meat-Eating Culture to Combat Climate Change: Download auf www.worldpreservationfoundation.org

[2] „Vegetarisch“ und „Vegan“ schützen

Roland Krieg

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