Vom Göttertrunk zur Handelsware
Ernährung
Schokolade: Mehr Umsatz bei weniger Absatz
Die Pflanzenfamilie Theobroma ist vor Millionen Jahren in Lateinamerika und östlich der Anden entstanden. Im Zeitablauf hat sie sich in 22 Arten aufgeteilt, von denen Theobroma cacao die bekannteste ist. Die Maya waren die ersten, die Kakao im Pflanzenbau kultivierten und bereits 400 v.Chr. als Trunk genossen. Als erster Außenstehender kostete Christopher Columbus nach seiner Ankunft in Nicaragua im Jahre 1502 das dunkle Getränk. Er konnte offensichtlich damit jedoch nichts anfangen. Nach Europa brachte es erst Hernan Cortés 1528 als aztekisches Rezept nach Spanien. Beliebt am spanischen Hofe wurde es allerdings erst, nachdem der xocoatl Zucker hinzugefügt wurde.
Kakao war den Südamerikanern aber viel mehr als nur eine Bohne für den Trunk. Für eine Kakaobohne konnten die Maya eine große Tomate eintauschen, ein Truthahn hatte den Wert von 100 Kakaobohnen. Die Früchte es Kakaobaums sprießen direkt aus dem Stamm und Ästen und der Baum galt den Maya als heilig. Er ist ein Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit, den der Schlangengott Quetzalcoatl für die Menschen aus dem Paradies mitgebracht hatte.
Das Image in Europa entwickelte sich rasant. Der italienische Botaniker Benzoni schrieb im 16. Jahrhundert noch über den zuckerfreien Kakao in Mexiko, es sei „ein Gesöff, eher für die Schweine denn für die Menschen gedacht.“ Cortés hingegen rühmte das Getränk als „Göttertrank“, der die Müdigkeit bekämpft und stärkt. Nachdem die Europäer dem Kakao mit Zucker süßten und die Kirche befand, dass „Flüssiges nicht das Fasten bricht“, wurde Kakao zunächst in den Klöstern ein Hit. Heute kann ihn sich jeder leisten.
Bitterwasser
Heute gibt es Unmengen an verschiedenen Schokoladen, denen in der Grundmasse mittlerweile auch Gewürze und Aromastoffe für den edlen Genuss beigemengt werden. Die Azteken mischten kaltes Wasser und Kakaogries mit einem Holzquirl zusammen und gaben ihm den Namen xocoatl, was „bitteres Wasser“ bedeutet. Noch heute sind Spuren der Namensgebung in der Bezeichnung zu finden. Schokolade mit wenig Zucker und hohem Kakaoanteil wird als Bitterschokolade mit mindestens 45 Prozent Kakao, als Edelbitter mit bis zu 80 Prozent Kakao bezeichnet.
Zweimal im Jahr können die bis zu 25 Zentimeter langen Früchte des Kakaobaums geerntet werden. Die Samen sind vom Fruchtfleisch umschlossen und werden nach der Ernte mit Bananenblättern abgedeckt und eine Woche lang zum Gären gebracht. Hierbei werden die Bitterstoffe abgebaut. Die Bohnen werden dann zehn Tage lang getrocknet und sind lager- und transportfähig.
Die gereinigten Bohnen werden meist in den Industrieländern verarbeitet, d.h. geröstet und gebrochen. Durch Druck wird aus der entstandenen Kakaomasse die Kakaobutter ausgepresst und der Presskuchenrest zu Kakaopulver zermahlen.
Woher der Kakao kommt
Der Anbau des Kakaobaum ist klimatisch auf einige Regionen begrenzt, die den Durst und die Lust der Welt auf Kakao und Schokolade stillen müssen.
Deutschland hat im letzten Jahr insgesamt 345.582 Tonnen Rohkakao im Wert von 489,1 Millionen Euro importiert. Gegenüber des Vorjahrs ist das eine Steigerung um 23 Prozent Rohkakao (284.240 t) und 30 Prozent Umsatz (376,1 Mio. €). Der meiste Rohkakao kommt aus Afrika.
Nettoimporte Rohkakao nach Deutschland | |||
Land |
1000 t (Anteil %) |
Land |
1000 t (Anteil %) |
Elfenbeinküste |
160,0 (46,3 %) |
Sierra Leone |
8,8 (2,5 %) |
Ghana |
49,0 (14,2 %) |
Guinea |
8,4 (2,4 %) |
Togo |
42,7 (12,7 %) |
Indonesien |
6,9 (2,0 %) |
Nigeria |
41,6 (12,0 %) |
Uganda |
3,5 (1,0 %) |
Ecuador |
17,1 (5,0 %) |
Papua-Neuguinea |
2,3 (0,7 %) |
Nach: Bundesverband Deutscher Süßwarenindustrie |
Der Süßwarenmonitor der Information Resources (IRI) aus dem Lebensmitteleinzelhandel inklusive Harddiscount weist für den Zeitraum Januar bis Februar 2008 im Vergleich zum Vorjahr leichte Kaufzurückhaltung bei steigendem Umsatz aus. Insgesamt sank der Absatz aller Süßwaren von 226.728. auf 225.113 Tonnen. Dem Mengenrückgang von – 0,7 Prozent stand jedoch ein Umsatzplus von drei Prozent gegenüber, was auf den Anstieg der Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Es wurden 1,333 statt 1,295 Milliarden Euro an den Kassen gezählt.
Schokolade folgt den beiden Trends, wie der folgende Ausschnitt zeigt. Konsumenten bevorzugen die Großtafel:
Veränderung Tafelschokolade Jan-Feb 08 zu 07 (Menge und Umsatz) | ||||||
|
2007 |
2008 |
+/- |
2007 |
2008 |
+/- |
Kleintafel |
2.122 t |
1.802 t |
- 15,1 % |
15,7 Mio. € |
15,7 Mio. € |
+ 0,1 % |
100g Tafel |
17.459 t |
16.990 t |
- 2,7 % |
116,2 Mio € |
118,4 Mio € |
+ 1,9 % |
Großtafel |
9.908 t |
10.321 t |
+ 4,2 % |
59,0 Mio. € |
69,1 Mio. € |
+17,2 % |
roRo; nach IRI 2008 |
In dieser Woche tagt in Berlin die International Cacao Organisation (ICCO).
Der dritte Teil beschreibt zwei Kakaoprojekte.
roRo; Fotos: Weltkarte des Kakaoanbaus: ICCO; Kakao: roRo