Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?

Ernährung

Vitaminpillen helfen vor allem dem Gewissen

Wir nähern uns dem kürzesten Tag des Jahres und wenn es keine Südfrüchte gäbe, sähen die Obst- und Gemüseregale ziemlich verwaist aus. Da veröffentlichen Publikumsmedien gerne Berichte über Deutschland als „Vitaminmangelland“ und verunsichern Verbraucher. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat daraufhin noch einmal untermauert, dass Deutschland kein Mangelland bei Vitaminen ist. Dennoch wächst der Markt mit Kapseln, Tabletten und Pulvern. Präsident Prof. Dr. Helmut Heseker: „Wir nehmen Nahrungsergänzungsmittel meist zur Gewissensberuhigung. Aber Ernährungsfehler lassen sich nicht durch Pillen ausgleichen.“ Damit aber nicht genug. Prof. Heseker ergänzt: „Dem fehlenden Nutzen der Einnahme von Vitaminpräparaten steht sogar das Gesundheitsrisiko durch zu hohe Zufuhrmengen gegenüber“. Das gelte insbesondere, wenn hoch dosierte Präparate und über eine längere Zeit hinweg eingenommen werden.

Ost und Gemüse wirken ganzheitlich

In den 1980er Jahren wurden nach Prof. Dr. Bernhard Watzl vom Max Rubner-Institut die positiven gesundheitlichen Effekte von Obst und Gemüse auf bestimmte Inhaltsstoffe reduziert. „Heute wissen wir, dass vielmehr die Vielfalt biologisch aktiver Substanzen, die wir durch einen hohen Konsum aufnehmen, insgesamt positive Wirkungen auf die Gesundheit hat.“
Selbst die Einnahme von Antioxidantien wie Beta-Carotin, Vitamin C und E oder Zink und Selen zeigen nach Auffassung der DGE keine positiven Effekte. Der Körper kann körpereigene Antioxidantien durch Bewegung, Vermeidung von Übergewicht und durch eine abwechslungsreiche Ernährung selbst aktivieren.

Ab wann besteht ein Mangel?

Die DGE weist darauf hin, dass ein Unterschreiten der Referenzwerte für die Vitaminzufuhr noch kein Vitaminmangel ist. Zwischen dem errechneten Unterschreiten des Referenzwertes durch biomedizinische Parameter und einem Vitaminmangel mit Symptomen nd Funktionsstörungen besteht ein großer Unterschied. Abweichungen sind nicht mit einer Unterversorgung gleich zu setzen. Je länger und weiter sie allerdings vom Referenzwert abweichen, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Fehlbedarf.
Ursachen für Defizite sind meist eine falsche Lebensmittelauswahl. Eine ausgewogene Ernährung liefert dem gesunden Erwachsenen in der Regel alle essentiellen Vitamine und Mineralstoffe.

Risikogruppen

Dennoch gibt es für einzelne Risikogruppen kritische Nährstoffe. Schwangere und Stillende gehören beispielsweise zu den Personengruppen mit erhöhtem Nährstoffbedarf, die gegebenenfalls Eisen und Jod supplementieren sollten und Frauen, die schwanger werden wollen, oder könnten, sollten täglich 400 µg Folsäure ergänzen. Für Säuglinge wird die Vitamin K-Gabe nach der Geburt und im ersten Lebensjahr ein Präparat mit 10 µg Vitamin D und 0,25 mg Fluorid empfohlen. Ein Vitamin D-Präparat wird Menschen empfohlen, die sich bei Sonnenschein nicht oder kaum im Freien aufhalten bzw. ihre Haut nicht unbedeckt der Sonne aussetzen. Außerdem rät die DGE der Gesamtbevölkerung zur Verwendung von jodiertem und fluoridiertem Speisesalz im Haushalt sowie mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln.

Lesestoff:

www.dge.de

Bechthold A, Albrecht V, Leschik-Bonnet E, Heseker H. Beurteilung der Vitaminversorgung in Deutschland. Teil 1: Daten zur Vitaminzufuhr. Ernährungs Umschau 59 (2012) 324-336 und Teil 2: Kritische Vitamine und Vitaminzufuhr in besonderen Lebenssituationen. Ernährungs Umschau 59 (2012) S. 396–401

Troesch B, Hoeft B, McBurney M et al. Dietary surveys indicate vitamin levels below recommendations are common in representative Western countries. Br J Nutr 2012 Jun 13: 1-7 (Epub ahead of print)

roRo

Zurück