Was Kolumbus "wirklich" entdeckte

Ernährung

Die Eroberung Europas

Viermal war der da. Viermal glaubte er, den Weg gefunden zu haben, den er dem spanischen Hof Ferdinand II versprochen hatte: Den Seeweg zu den „Westindischen Inseln“. Bis zu seinem Lebensende, dass sich morgen zum 500. Mal jährt, glaubte Christoph Kolumbus, dass er dort gewesen ist – aber niemals, dass er am Strand der heutigen Bahamas landete, in der „Neuen Welt“, die Amerigo Vespucci bereits 1507 so bezeichnet hatte. Tragisch? Ein Narr?
Vielleicht nicht närrischer, als der „moderne“ Mensch, der zwar den Irrtum kennt, aber trotzdem selten wahrnimmt, dass vor 1492 eine Kultur westlich Europas existiert hat, die sogar noch älter als die eigene ist, wie die tönerne Venus von Tlatilco von 1500 v.Chr. beweist.

Gewürze und Silber
„Ein einziger Sack Pfeffer war im Mittelalter mehr wert als ein Menschenleben, aber das Gold und das Silber waren die Schlüssel, die die Renaissance dazu benutzte, die Tore des Paradieses im Himmel und die Pforten des kapitalistischen Merkantilsystems auf der Erde zu öffnen.“ So beschreibt Eduardo Galeano in seinem Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas“ die spanischen Beweggründe, „westwärts“ zu ziehen. Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken und Muskatnuss waren genauso begehrt wie das Salz für die Aufbewahrung des Fleisches im Winter, ohne dass es verfault. Die irdischen Reichtümer Gold und Silber schließlich, zogen mit der Jagd nach Eldorado, dem Mythos von der Stadt mit Straßen und Häusern aus Gold, den Eroberungsfeldzug in Lateinamerika nach sich.
Dabei waren Gold und Silber nichts wirklich Neues, was in der Folgezeit nach Europa gebracht wurde, schreibt Germán Arcienegas in seiner „Geschichte und Kultur Lateinamerikas“. Fast sind diese Schätze von langweilender Ubiquität. Von viel bleibenderem Charakter und von nachhaltigerer Auswirkung auf die europäische Alltagskultur sind die Produkte, die vor dem 17. Jahrhundert niemand auf dem „alten Kontinent“ genießen konnte: Kartoffeln, Tomaten und Mais.

Die Eroberung Europas
Brandenburg feiert in diesem Jahr zum 250. Mal den „Kartoffelbefehl“ des Alten Fritz. Kaum ein anderes Gemüse gilt als einheimischer. In Blauer Schwede von Karsten Ellenbergdiesem Jahr wurde der „Blaue Schwede“ als Kartoffel des Jahres 2006 ausgerufen: Das ist eine alte blaufleischige Kartoffelsorte, die in Schweden seit den 1880er Jahren angebaut wird und dort, wie in vielen anderen europäischen Ländern auch, „Blue Congo“ heißt. Die blau-weiße Maserung wird durch den Pflanzenfarbstoff Anthocyan hervorgerufen, der als ernährungsphysiologisch wertvoller sekundärer Pflanzeninhaltsstoff gilt. Blaufleischige Kartoffelsorten wurden in der Züchtung lange vernachlässigt und die niedersächsischen Anbauer aus dem Lüneburger Landgarten beziehen ihre Sorten von einem finnischen Züchter mit europaweiter Zulassung. Mehr zur Kartoffel des Jahres, Rezepte und wo sie den „Blauen Schweden“ auch im Postversand erhalten können, finden Sie unter www.kartoffel-des-jahres.de
Tomaten landen nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle bei Frischgemüse mit 10,5 kg je Bundesbürger deutlich am meisten im Einkaufswagen der Verbraucher. Der Liebesapfel ist möglicherweise deshalb so beliebt, weil er so vielfältig auftritt: rund, als Fleischtomate, gerippt, länglich oder auch als Kirschtomate, die als Party- oder Cocktailtomate bekannt ist.
Der Mais hat es nur in der italienischen Polenta als wesentlicher Bestandteil eines „europäischen“ Gerichts geschafft. Allerdings hat er im Futterbau die europäische Milchwirtschaft aus den traditionellen Grünlandregionen in die Ackerbaugebiete geholt. Und er erfährt seit dem vergangenen Jahr ein neues Wachstum. Das dlz agrarmagazin berichtete jüngst, dass mittlerweile auf 72.000 ha Energiemais für Biogasanlagen angebaut wird. Das sind gut vier Prozent der Gesamtmaisfläche von 1,7 Millionen Hektar in Deutschland und erfordert neue züchterische Ziele: gute Jugendentwicklung, Kälteresistenz und Spätreife für hohe Trockenmasseerträge.

Succotash
Die freie Journalistin Gabrielle Frankemöller beschreibt auf ihrer Internetseite (www.usa-kulinarisch.de) die USA ausführlich kulinarisch und hat freundlicherweise genehmigt, das Rezept zu veröffentlichen, welches Kartoffeln, Mais und Tomaten für Europäer neu entdeckt. Überqueren Sie bei Einkauf und Zubereitung auf historischer Zeitreise den Atlantik und kehren „mit neuen Genüssen“ wieder zurück:

Succotash ist ein Mais-Bohnen-Gemüse für sechs Portionen
Zutaten:
2 EL Schmalz
2 gehackte Zwiebeln
1 gehackte Paprikaschote
2 kl. Gewürfelte Kartoffeln
¼ l kochendes Wasser
2 Tassen Kidneybohnen (aus der Dose)
1 gr. Dose Tomaten
1 TL Zucker
400 g Maiskörner aus der Dose (abgegossen)
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Zwiebeln und Paprikaschote im Schmalz gut andünsten, dann die Kartoffeln und das Wasser hinzugeben. Etwa 15 Minuten kochen lassen, dann die Bohnen dazugeben und weitere 15 Minuten köcheln lassen. Dann Tomaten, Mais und Zucker dazugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kurz erhitzen und servieren – entweder als vegetarisches Hauptgericht oder als Gemüsebeilage zu kurzgebratenem Fleisch.
Guten Appetit

VLE
Foto: Karsten Ellenberg (www.kartoffelvielfalt.de)

Zurück