Wasser für die Städte

Ernährung

Internationaler Weltwassertag

Mit dem Thema „Wasser für die Städte - Antwort auf die urbane Herausforderung“ lenkt die UNO die Aufmerksamkeit dieses Jahr auf die Auswirkungen des rasanten Städtewachstums, der Industrialisierung und die Unsicherheiten durch den Klimawandel, Konflikte und Naturkatastrophen auf die städtischen Wassersysteme. Stiftung UNESCO ruft zum dringenden Umdenken auf und fordert eine globale Gleichverteilung sauberen Trinkwassers. Angesichts der aktuellen Lage in Japan, aber auch die vergangenen Naturkatastrophen in Haiti und Pakistan zeigen deutlich, Wasserknappheit und die ungleiche Verteilung sind weltweite Probleme.
Jeden Tag sterben 4.500 Kinder an den Folgen des Konsums von verunreinigtem Wasser, Wasserknappheit und mangelnder Hygiene. UNESCO-Sonderbotschafterin Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven äußert sich besorgt: „Wir dürfen nicht zulassen, dass es Menschen an dem Grundlegendsten - sauberem Wasser - fehlt. Gesundes Leben und der Erhalt des Ökosystems sind nur möglich, wenn wir sauberes Trinkwasser für alle Menschen weltweit zugänglich machen.“
Die Vereinten Nationen fordern verstärkt am Weltwassertag Regierungen, Unternehmen und alle Menschen weltweit dazu auf, sich aktiv für den Schutz der Wasserqualität einzusetzen. „Industriestaaten wie auch die Entwicklungsländer gleichermaßen müssen sich bewusst machen, dass dieser Zustand nur durch gemeinsames Handeln verbessert werden kann“, sagt Thomas Goesmann, Geschäftsführer der Stiftung UNESCO. Zur nachhaltigen Verbesserung der Situation führt die Stiftung UNESCO aktuell das Projekt „Wasser für Afar“ in Äthiopien durch, bei dem der Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie die Sanitärversorgung ausgebaut werden. Mit 392 Projekten in 97 Ländern hat das UNESCO Programm „Bildung für Kinder in Not“ bereits seit 1992 Strukturen geschafften, die Kindern, Jugendlichen und ihren Familien zu einer besseren Zukunft verhelfen.

Wasser – Abwasser

Zum Weltwassertag gehört das Abwasser dazu. Die ordnungsgemäße Abwasserbeseitigung sichert die hohe Trinkwasserqualität. Alleine in Mecklenburg-Vorpommern wurden in der Zeit zwischen 1991 und 2010 rund 912 Millionen Euro von Land, Bund und EU für 2.200 Einzelmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Das dadurch ausgelöste Investitionsvolumen wird auf 1,65 Milliarden Euro geschätzt.

Daseinsvorsorge

Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) verweist zum Weltwassertag auf die „sehr gut ausgebaute Infrastruktur“ der Wasserver- und Abwasserentsorgung in Deutschland. Der anschlussgrad liegt bei nahezu 100 Prozent. Rund 96 Prozent der Bevölkerung sind an die öffentliche Kanalisation angeschlossen. Die Anforderungen der Trinkwasserverordnung wird zu 99 Prozent eingehalten und 97 Prozent der Abwassermenge wird mit dem höchsten EU-Stand behandelt.
Doch die Zukunft birgt nach Mitteilung der VKU große Herausforderungen. Vor allem der demografische Wandel bereitet ländlichen Regionen stetige Abwanderungsquoten. Das bringt lokale Versorger vor technische und wirtschaftliche Probleme. Dr. Michael Beckereit, Vizepräsident für Wasser und Abwasser im VKU, fordert nachhaltige und innovative Ver- und Entsorgungskonzepte: „Diese kosten jedoch Geld“, schränkt Dr. Beckereit ein. Im Rahmen der Daseinsvorsorge sei es Aufgabe der Bundesregierung die kommunale Wasserwirtschaft zu unterstützen.
Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsministerin Dr. Juliane Rumpf wünscht sich mehr Gründächer, zentrale Versickerungsanlagen oder fantasievoll eingebundene Speicherbecken für Regenwasser in Parks. Allein in Schleswig-Holstein seien seit den 1950er Jahren rund 3,3 Milliarden Euro in die Abwasserentsorgung investiert worden. Das habe zwei Generationen lang „viel Geld gekostet“. Doch den Zustand sehe kaum einer, während auf der Straße die Schlaglöcher für jedermann sichtbar sind. Hier gelte es den erreichten Zustand aufrecht zu erhalten.
Gleichzeitig müssen in ländlichen Regionen die Kanäle mit Trinkwasser gespült werden, weil die sinkende Bevölkerungsdichte weniger Waser verbraucht. Starkregen führt auf der anderen Seite zu überfluteten Kellern und Straßen. Es müssen sinnvolle Maßnahmen eingeführt werden die Abflussspitzen zu mildern. Gründächer können dabei helfen. Das sind Dachflächen mit robusten und einfach zu pflegenden Pflanzen, die Gewitterregen auffangen können. Außerdem verbessern sie durch ihre Niederschlagsverdunstung auch das Mikroklima in der Stadt. Versickerungsanlagen in Parks und außerhalb der Stadt können den gleichen Effekt erzielen.

60 Prozent Städter

Brandenburg als agrarisches Flächenland ist von der Wasserversorgung abhängig. In den letzten Jahren gab es Dürren und Hochwasser, so dass die Wasservorräte und seine Nutzung die Politik zu Handlungen veranlasst. So waren im letzten Jahr Nutzungseinschränkungen auch in Brandenburg notwendig geworden1). Umweltministerin Anita Tack verweist aber zum Weltwassertag auch auf die Städte. Noch zum Ende des 19. Jahrhunderts herrschten in vielen deutschen Städten hygienische Verhältnisse, wie sie heute nur in Entwicklungsländern existieren, so Tack. „Es ist jedoch ein elementares Zukunftsthema auch der rasant wachsenden Bevölkerung in den Megastädten der Entwicklungsländer eine Versorgung mit sauberem Trinkwasser und die umweltgerechte Reinigung der Abwässer zu ermöglichen.“
Die Unesco geht davon aus, dass in zwei Jahrzehnten 60 Prozent der Weltbevölkerung, das wären dann rund fünf Milliarden Menschen, in Städten leben werden.

Wasser sparen

Rund 70 Prozent des Wasserverbrauchs geht auf die Landwirtschaft zurück. Anlass für CSU-Landesgruppensprecher Dr. Max Lehmer die Agrarforschung voranzutreiben. Dies müsse „ideologiefrei und ergebnisoffen“ sein, so Dr. Lehmer. Für ihn bilden Züchtung, Anbautechniken, Fruchtfolgen, wasserkonservierende Maßnahmen im Regenfeldbau, wasserkonservierende Bodenbearbeitung und Nutzung von gereinigtem Abwasser zu einem Gesamtpaket der Agrarforschung dazu. Das führe zur Erfüllung der Ernährungssicherung, der Energieversorgung und der ökologischen Herausforderungen. Das Thema Wasser in der Landwirtschaft erfordere ein höheres Augenmerk in der Entwicklungshilfe. Lehmer sieht Chancen für den Export von moderner Technologien, die diese Aufgaben erfüllen und gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken.

Menschenrecht Trinkwasser

Im letzten Jahr haben die Vereinten Nationen das recht auf sauberes Trinkwasser2) zu einem Menschenrecht erhoben. Daran erinnern zum Weltwassertag das Kinderhilfswerk terres des hommes und Germanwatch. Die Opfer des Klimawandels sind jung: „Jedes zweite Opfer von wetterbedingten Naturkatastrophen ist ein Kind unter 15 Jahren“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Doch auch im normalen Alltag drohen Kindern Durchfallerkrankungen durch verunreinigtes Trinkwasser und wird für mangelernährte Kinder zur Lebensgefahr. Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terres des hommes, verweist auf eine Studie in der peruanischen Hauptstadt Lima. Dort steigt mit jedem Zehntelgrad Celsius Temperatursteigerung die Zahl der Durchfallerkrankungen um acht Prozent. „Kinderrechte und Klimaschutz“, so Sacher weiter, „gehören ganz eng zusammen.“ Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch fordert die Bundesregierung auf, „die besonders betroffenen Menschen beim Kampf um den Zugang zu sauberem Wasser zu unterstützen.“ Im April erscheint eine gemeinsame Studie über die Auswirkungen klimabedingter Veränderungen des Wasserhaushaltes.

Lesestoff:
1)
Fachdialog Wasser
2) Menschenrecht Trinkwasser

VLE

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