„Watergate“ in Hamburg

Ernährung

Mineralwasser, Heilwasser, Leitungswasser?

In Hamburg liegt die Hamburger Morgenpost mit dem Schauspieler Till Schweiger in schwerem Clinch. Es geht um Leitungswasser, dass Schweiger in seinem Restaurant für 4,50 Euro mit dem Hinweis „fein gefiltertes Hamburger Trinkwasser“ verkauft. In dieser Woche musste die Morgenpost eine Gegendarstellung abdrucken.

Damit die Leserinnen und Leser den Durchblick beim Hamburger „Watergate“-Skandal behalten, hier noch einmal die Definitionen der Mineralwasserverordnung:

Natürliches Mineralwasser muss mindestens die folgenden Anforderungen erfüllen: Ursprung aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Quellen; ursprüngliche Reinheit mit einem Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen, insbesondere mit ernährungsphysiologischer Wirkung; die Zusammensetzung und wesentlichen Merkmale bleiben im Rahmen natürlicher Schwankungen konstant und die Werte nach der MTV dürfen nicht überschritten werden.

Stillem Mineralwasser wurde die Kohlensäure vollständig oder teilweise entzogen und wird in die grüne Brunneneinheitsflasche abgefüllt.

Quellwasser stammt auch aus unterirdischen Wasservorkommen, hat aber geringere Anforderungen als das Mineralwasser.

Tafelwasser wird aus Mineral- und Trinkwasser hergestellt und darf zusätzlich nur noch Natursole, Meerwasser, Natriumchlorid oder erlaubte Mineralsalze enthalten. Es muss der Trinkwasserverordnung entsprechen und darf auch außerhalb des Quellortes abgefüllt werden. Sodawasser ist ein spezielles Tafelwasser mit mindestens 570 mg Natriumhyrogencarbonat pro Liter.

Heilwasser ist vergleichbar mit natürlichem Mineralwasser, muss aber zusätzlich noch krankheitsheilende, -lindernde oder -verhütende Eigenschaften aufweisen, die wissenschaftlich nachgewiesen sind. Heilwasser zählt daher nicht zu den Lebens-, sondern zu den Arzneimitteln. Es darf aber wegen seiner milden Wirkung ohne Verschreibung durch den Arzt getrunken werden.

Mineralwasser nur in Flaschen

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erlaubt sich den Hinweis, dass Mineralwasser in der Gastronomie immer nur in Flaschen serviert werden darf. Das beugt der Schummelei vor, preiswerteres Tafelwasser, das reines Trinkwasser sein darf, für denPreis von Mineralwasser anzubieten [1].

Nichts mehr zu filtern

Im letzten Sommer hat die Stiftung Warentest mit einem großen „Wassercheck“ die Qualität des ungefilterten und kostenfreien Trinkwassers aus dem Hahn überprüft [2]. Die Qualität ist so gut, dass ein zusätzlicher Filter am Hahn nach dem Klärwerk unsinnig ist. Selbst bei kritischen Inhaltsstoffen wie Arzneimitteln und AMPA, dem Abbauprodukt von Glyphosat, geben die Warentester Entwarnung. Die Wasserwerke sind zudem verpflichtet, die Qualitätsmerkmale des Trinkwassers offen zu legen.

Für das Restaurant von Till Schweiger in der Lilienstraße ist das Hamburger Pumpwerk Rothenburgsort zuständig. Die Wasseranalyse für das Jahr 2016 zeigt alle Parameter selbst bei einem gefundenen Maximalwert deutlich unter vorhandenen Grenzwerten. Beim Nichtvorhandensein von Keimen und organischen Spurenstoffen kann auch nichts mehr herausgefiltert werden.

Lesestoff:

Trinkwasseranalyse der Hamburger Innenstadt: https://www.hamburgwasser.de/privatkunden/service/mein-wasserwerke/wasserwerk/wasserwerk/hauptpumpwerk-rothenburgsort/

[1] https://herd-und-hof.de/handel-/schummeleien-im-glas.html

[2] https://herd-und-hof.de/ernaehrung-/mehr-als-nur-ein-wassercheck.html

Roland Krieg

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