Welternährung: Nur „Mehr“ ist nicht genug
Ernährung
Liberalisierung soll gegen Hunger helfen
>„Die Sicherung der Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung ist eine der dringendsten politischen Aufgaben unserer Zeit. Für diese Herausforderung brauchen wir eine globale Partnerschaft bestehend aus den Staaten, internationalen Organisationen, Landwirten, der Wirtschaft sowie der Zivilbevölkerung“, fasste am Montag Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner das Ergebnis der G8-Agrarministerkonferenz in Italien zusammen.MDG aufgegeben?
Die Anzahl der Hungernden sollte nach den Millenniumszielen bis zum Jahr 2005 halbiert werden. Von diesem Ziel ist die Staatengemeinschaft weit entfernt – so heißt es auch in der Abschlusserklärung des Agrarministertreffens aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Kanada, Japan und Russland. Mit fast einer Milliarde hungernder Menschen und nur noch sechs Jahren Zeit hat die Politik in den vergangenen Jahren keinen Weg gefunden, sich in die Zielrichtung zu bewegen. Um der Richtung eine entscheidende Wende zu geben, wollen die Länder die Märkte globalisieren und öffnen sowie jede Form des Protektionismus unterbinden. Allerdings sehen Aigner und ihre Kollegen den Agrarmarkt als etwas Besonderes an und wollen für diesen internationale Regeln festlegen. Dafür soll auch die immer noch unterbrochene Doha-Runde bei der Welthandelsorganisation zu Ende gebracht werden.
„Die Landwirte der Welt müssen mehr und nachhaltig produzieren, damit wir künftig globale Krisen verhindern können“, gibt Aigner die Richtung vor. Erzeugung, Vermarktung und Verarbeitung schaffen Produktwerte im ländlichen Raum und trieben die Entwicklung voran.
Ursachen nicht beseitig
Den Nichtregierungsorganisationen (NRO) geht die Abschlusserklärung nicht weit genug. Die großen Nationen hätten vor allem verpasst, „vor der eigenen Tür zu kehren und ihre Landwirtschafts-, Handels- und Entwicklungspolitik in Frage zu stellen“, erklärte das Bündnis aus Brot für die Welt, dem Evangelischem Entwicklungsdienst (EED) und FIAN. Alleine die Verdoppelung der Produktion werde „den Hunger nicht beseitigen, wenn die strukturellen Ursachen ausgeblendet werden“, sagt Bernhard Walter von Brot für die Welt. Für rund 350 Millionen US-Dollar hat die FAO im letzten Jahr in 90 Länder Hochleistungssaatgut und Kunstdünger verteilt. „Die Kleinbauern brauchen aber nicht nur Saatgut, sondern auch Zugang zu Land, Beratung, lokalen Absatzmärkten und sozialer Sicherheit“, so Walter. Die Intensivlandwirtschaft sei nicht zukunftsfähig, sondern nur diejenige, die das Klima schont.
In Italien ist von einer neuen globalen Partnerschaft die Rede gewesen, doch die NRO fürchten, es werden Doppelstrukturen und Raum für gewinnorientierte Unternehmen geschaffen, so Rudolf Bunzel vom EED. Effektiver sei die bessere Koordination zwischen der FAO, dem Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD).
Was geschieht weiter?
Die Schlusserklärung der Agrarminister wird auf dem G8-Treffen im Juli auf Sardinien mit den Staats- und Regierungschefs diskutiert. Das G8-Agrarministertreffen soll demnächst in neuer Form stattfinden. Mit Brasilien, Mexiko, Indien, Südafrika und China sowie Ägypten, Argentinien und Australien, sollen noch die G5+3-Staaten aufgenommen werden.
Lesestoff:
Viel neues gab es nicht. Strategisch lagen die Inhalte bereits beim ersten Agrarministergipfel der Grünen Woche vor.
roRo