Weltwasserwoche
Ernährung
Wasser in einer urbanisierten Welt
1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser, mehr als 4.000 Menschen sterben täglich an Krankheiten, die durch
unsauberes Trinkwasser übertragen werden und 2,4 Milliarden Menschen sind nicht
an sanitäre Anlagen angeschlossen. Diese Fakten haben sich in den letzten
Jahren nur geringfügig verändert.
Die Weltwasserwoche in Stockholm, die noch bis Ende der
Woche läuft, hat sich in diesem Jahr das Thema „Wasser in einer urbanisierten
Welt“ ausgesucht, denn Mangel an Trinkwasser und fehlende Abwasserversorgung
ist vor allem ein Problem der Verstädterung. Bis 2030 werden nochmals 1,8
Milliarden Menschen, rund 60 Prozent der Weltbevölkerung, in Städten leben.
Eine Herausforderung für die „Mega-Cities“, die schon heute die
Versorgungsinfrastruktur nicht in den Griff bekommen. Doch: „Den Wert des
Wassers schätzt man erst, wenn der Brunnen trocken ist“, erklärte Andris Piebalgs,
EU-Kommissar für Entwicklung zu Beginn der Stockholmer Tagung.
Dennoch kann das Millennium-Entwicklungsziel, die Zahl
der Menschen ohne Trinkwasserzugang zu halbieren erreicht werden. Rückstände
gibt es aber im Bereich der Sanitärversorgung.
Mega-Cities in der Wasserkrise
In 60 Prozent der europäischen Städte mit mehr als
100.000 Einwohnern wird mehr Grundwasser genutzt, als neu gebildet, so eine
Warnung der Wasserexperten in Stockholm. Die aktuelle WWF-Studie zur
Wasserversorgung in den so genannten Mega-Cities zeigt noch dramatischere
Auswirkungen:
Die Übernutzung des Grundwassers in Mexiko-Stadt führt
zu einer Absenkung der Metropole selbst um fünf bis 40 Zentimeter im Jahr. Das
wirkt sich nicht nur negativ auf den Gebäudebestand aus, sondern birgt auch die
Gefahr der Überflutung durch den See in der Stadtmitte.
In Flüsse in Buenos Aires seien nur noch als
„öffentliche Kloake“ zu bezeichnen und die Bevölkerung im indischen Kalkutta
hat mit fäkaler Verschmutzung und einer hohen Arsenkonzentration im Grundwasser
zu kämpfen. Shanghai kämpfe gegen eine generelle Verknappung der
Süßwasserreserven.
Auf Berlin übertragen, hieße das, jeder Dritte hätte
keinen Wasseranschluss, kommentiert Martin Geiger, Leiter des Bereich
Süßwassers beim WWF. „Gerade bei extremen Wetterlagen müsste das Trinkwasser
über Wochen abgekocht werden. Unternehmen im Großraum Potsdam-Berlin laufen
Gefahr in Trockenzeiten immer wieder ihre Produktion einstellen zu müssen, weil
nicht genügend Wasser in guter Qualität vorhanden wäre.“
Die Fallstudie des WWF zeigt, dass die urbane
Wasserversorgung überwiegend durch Wasserknappheit, abnehmende Wasserqualität
und Verschmutzung, Übernutzung und daraus resultierender Versalzung des
Trinkwassers, sowie durch soziale und institutionelle Probleme und Defizite in
der Infrastruktur gefährdet ist.
Bewusstseinswandel notwendig
Anja Schumann, Präsidentin der Fachvereinigung
Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr) fordert einen Bewusstseinswandel bei der
Wassernutzung: „Wenn auch kommenden Generationen noch qualitativ gutes Wasser
in ausreichender menge zur Verfügung stehen soll, müssen wir in den
Verwaltungen, Unternehmen und privaten haushalten umdenken.“ Dazu gehört auch
ein bewusster Umgang mit Niederschlagswasser.
Jeder Deutsche verbraucht im Durchschnitt 127 Liter
Wasser am Tag. Nur fünf Liter werden für die Zubereitung von speisen und
Getränken verwendet. Alleine 34 Liter verschwinden durch die Toilette. Mit
einer sinnvollen Regenwassernutzung kann der Verbrauch von Trinkwasser auf 60
Liter je Kopf und Tag reduziert werden, so der Verband. Das spare langfristig
nicht nur Geld, sondern schone auch die Grundwasserreserven. Regenwasser kann
überall dort eingesetzt werden, wo keine Trinkwasserqualität notwendig ist,
erläutert Schumann.
Lesestoff:
www.worldwaterweek.org
EU-Wasserinitiative: www.euwi.net
WWF-Studie: „Big Cities. Big Water. Big
Challenges.“ www.wwf.de
Armut und grenzüberschreitendes Wassermanagement
Roland Krieg (Text und Foto)