Wie bei Hefen, Würmern, Fliegen und Mäusen
Ernährung
Weniger oxidativer Stress durch weniger Kalorien
Wird bei nicht übergewichtigen Menschen, die zudem noch gesund sind, die Kalorienzufuhr so weit abgesenkt, dass keine Unterernährung auftritt, reduziert sich das Aufkommen zellschädigender freier Radikale in den Mitochondrien der Muskeln. Das hat eine Studie herausgefunden, die Anthony Civitarese und Eric Ravussin aus dem Pennington Biomedical Research Center in Baton Rouge, USA, am Dienstag veröffentlicht haben. Schäden durch die freien Radikale werden in Zusammenhang mit dem Alterungsprozess gebracht, so dass die verringerte Kalorienzufuhr oberhalb der Mangelernährungsgrenze die Lebensspanne verlängern könnte.
Sir2 und SIRT1
Bei Hefen, Fliegen, Würmern und Mäusen wird der Alterungsprozess durch eine geringere Kalorienzufuhr verlangsamt. Bei Mäusen verzögert diese Diät ebenso den Ausbruch chronischer Erkrankungen wie Krebs, Herzerkrankungen bis zum Schlaganfall. Dabei muss die neue Diät alle wichtigen und notwendigen Mineralstoffe und Vitamine enthalten, beinhaltet jedoch weniger Kalorien.
Als Ursache wird angenommen, dass freie Radikale oxidative Schäden im Körperprotein, Fett und der DNS verursachen. Freie Radikale entstehen in den Mitochondrien, wenn diese in ihren zellulären Strukturen Nahrung in Energie verwandeln.
Civitarese hat zusammen mit seinen Kollegen 36 gesunde junge Menschen untersucht, von denen ein Drittel 25 Prozent weniger Kalorien bekam, als ihre Vergleichsgruppe. Eine weitere Gruppe bekam 12,5 Prozent weniger Kalorien und erhöhte ihren Energieverbrauch durch Bewegung und Sport um 12,5 Prozent. Bei beiden Kalorienreduzierten Gruppen fanden die Mediziner heraus, dass über den Zeitraum von sechs Monaten Diät der tägliche Kalorienverbrauch im Gesamtkörper zurückgegangen ist. Als Interpretation gilt, dass die Mitochondrien begonnen haben, effektiver zu arbeiten. Gleichzeitig wurde die Anzahl der kleinen Kraftwerke erhöht.
Bei Hefen, Würmern und Fliegen ist das Gen Sir2 für die verlängerte Lebensaktivität verantwortlich und hat mit dem Gen SIRT1 eine Entsprechung bei den Säugetieren. Eine offene Frage ist allerdings noch, inwieweit die Reduzierung der Kalorienzufuhr das Gen beeinflusst
Mitochondrien
Das sind die winzigen aber mit einem Lichtmikroskop erkennbaren Zellbestandteile, die bis zu einem Viertel der Zellmasse ausmachen können und sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Zellen vorkommen. Entdeckt wurden sie bereits 1886. In ihnen sind Atmungsfermente, wie Cytochromoxydase und Enzyme des Zitronensäurezyklus enthalten, die durch Oxidation der verschiedenen Nährstoffe in der Zelle Energie gewinnen. Dabei fallen auch weitere „Rohstoffe“ an, wie beispielsweise Aminosäuren oder das Häm. Energie wird in Form von Adenosin-Triphosphat (ATP) hergestellt. Das können über den Tag verteilt bei einem Menschen bis zu 75 Kilogramm werden, wobei ein Molekül, das sehr schnell wieder verbraucht ist, weniger als eine Minute „existiert“. Beim Verbrauch zerfällt das ATP wieder und wird von den Mitochondrien erneut aufgebaut. Eine ständige Reaktionskette.
Für den täglichen Bedarf?
An allen Stellen wird in der Studie darauf hingewiesen, dass trotz Kalorienreduzierung, die Diät ausgewogen ist. Der Versuch dauerte auch lediglich sechs Monate und induziert, dass für eine tatsächliche Lebensverlängerung, die reduzierte Diät auch ein Leben lang eingehalten werden müsste. Trotzdem hat die Studie gezeigt, dass über einen kurzen Zeitraum bereits oxidativer Schaden reduziert werden kann.
Die Studie wurde online bei Plos veröffentlicht: http://dx.doi.org/10.1371/journal.pmed.0040076
Die Mediziner aus Baton Rouge haben auch noch eine eigene Website: Comprehensive Assessment of Long-Term Effects of Reducing intake of Energy (CALERIE): http://calerie.dcri.duke.edu/about/index.html
VLE