Wie gut ist Fleischersatz?
Ernährung
Kunstprodukt Fleischersatz
Seitan-Schnitzel, Lupinen-Bratwurst, Soja-Frikadelle – vegetarischer Fleischersatz erzielt Jahr für Jahr hohe Umsatzzuwächse. Doch was taugt die Alternative zu Fleischprodukten? Ist sie gesund, was steckt drin? Im Test von 20 Fleischersatzprodukten, darunter Marken wie Rügenwalder Mühle, Taifun und Valess, schneiden sechs gut ab. Doch längst nicht alle Veggieprodukte überzeugen. Fünf Bratwürste und ein Schnitzel sind mit hohen Mengen an Mineralölbestandteilen belastet. Einige vegetarische Bratwürste, Frikadellen und Schnitzel sind eine gute Alternative zur fleischhaltigen Konkurrenz. 6 von 20 Fleischersatzprodukten enthalten jedoch hohe Mengen an kritischen Mineralölbestandteilen. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in der Oktober-Ausgabe ihrer Zeitschrift test.
Umstritten, aber erfolgreich
Über den Sinn von Fleischersatz lässt sich trefflich streiten. Das zeigte eine Kurz-Umfrage auf test.de diesen Sommer. Über 3.600 Personen stimmten ab, ob und warum sie Fleischersatzprodukte kaufen und welche Erwartungen sie dabei antreiben. Während die einen gern ein Veggie-Schnitzel essen, weil es ihrer Meinung nach dem echten Schnitzel sehr nahe kommt, lehnen andere solche „Kunstprodukte“ ab. Zu Recht? Die Tester haben sich acht Veggie-Bratwürste sowie je sechs Veggie-Schnitzel und -Frikadellen genauer angesehen. Sie fahndeten nach Tier-DNA und Schadstoffen, prüften wie viel Eiweiß und Fett die Produkte enthalten und ob Zusatzstoffe eine Rolle spielen.
Durchwachsene Test-Bilanz
Das Testfazit fällt durchwachsen aus: In jeder Produktgruppe gibt es überzeugende Kandidaten, die eine gute Alternative zu ihren fleischlichen Vorbildern sind und ihnen in Geschmack und Konsistenz sogar ähneln. Viele Produkte können aber noch besser werden: Einige Veggie-Varianten schmeckten trocken, waren schwer zu kauen oder sehr salzig. Auch sind sie nicht per se kalorienärmer als die vergleichbaren Fleischprodukte. Wer Fett sparen will, muss genau hinschauen, welches Produkt er auswählt. Mit einigen Frikadellen und Bratwürsten gelingt es.
Fleischgeschmack war kein Muss
Der Fleischgeschmack von Bratwürsten, Frikadellen und Schnitzeln war in der Verkostung kein Muss. Wenn das dennoch gelang, gab es Extrapunkte. Die Hersteller folgen kulinarisch unterschiedlichen Zielen: Vegetaria etwa spielt im Namen auf das Wiener Schnitzel an („Uns Wienerinnen schmeckts“). Valess sagt hingegen, seine Bratlinge seien „kein Ersatz und auch kein Stellvertreter“. Zusatzstoffe enthalten übrigens fast alle Produkte: Meist handelt es sich dabei um Verdickungsmittel – sie sollen helfen, die Masse aus Soja- oder Weizeneiweiß zusammenzuhalten.
Wieder hohe Mengen Mineralöl gefunden
Kritischster Fund: Fünf Bratwürste und ein Schnitzel sind mit hohen Mengen an Mineralölbestandteilen belastet – das Schnitzel bekommt deshalb die Gesamtnote mangelhaft. Die problematischen Substanzen stammen aus zwei Stoffgruppen, die sich chemisch sehr ähneln: Überwiegend handelt es sich nach unseren Analysen um Mosh (Mineral oil saturated hydrocarbons), zu geringen Teilen um Posh (Polymer oligomeric saturated hydrocarbons). Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa stuft Mosh als „potenziell besorgniserregend“ ein. Einige Verbindungen können sich in menschlichen Organen ansammeln. Für Mosh gibt es bislang keinen Grenzwert. Wie gelangen sie in Lebensmittel? Ursache kann Weißöl sein, das als Hilfsstoff in der Produktion zugelassen ist. Es ist aber auch möglich, die Belastung zu minimieren, wie unser Test beweist: Gut die Hälfte der Produkte schneidet im Prüfpunkt Schadstoffe mit der Note gut ab.
Mit kritischen Zutaten
Viele Leser wollen wissen, woher die Zutaten kommen. Im Test enthalten zehn Produkte Bestandteile aus Ei. Die Prüfer fragten bei allen Anbietern nach, woher die Eier kommen: von Boden- bis Biohaltung ist alles vertreten. Ebenso fragten sie nach der Herkunft von Soja. Die Hülsenfrucht kann ebenso eine kritische Zutat sein: Im Hauptanbauland Brasilien wird für Anbauflächen Regenwald gerodet, zudem gibt es gentechnisch veränderte Pflanzen. Alle Produkte im Test wurden darum auch auf gentechnisch verändertes Soja geprüft.
Lesestoff:
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Stiftung Warentest; Foto: Titel