Wiederkehr von Ethoxyquin im ZDF
Ernährung
Zwei ZDF-Sendungen zu Ethoxyquin
„Was können wir denn überhaupt noch bedenkenlos essen“, fragte das ZDF-Magazin „Frontal 21“ am 05. August 2014. „Heute legen wir noch einen drauf“, versprach die Anmoderation und widmete sich den Lachsfarmen in Norwegen. Unter den Lachskäfigen bilden sich Kloaken aus Futterresten und Fischfäkalien. Zu viel Fisch auf engstem Raum machen zudem die Tiere krank. Um das Fischfutter haltbar zu machen wird dem Fischkäfig Ethoxyquin zugegeben. Nachdem die EU diesen Stoff im Jahr 2011 als Zusatz für Pflanzenschutzmittel verboten hat, darf er dennoch als Konservierungszusatz gegen den Fettverderb dem Futter beigemengt werden. Frontal 21 berichtete aus einem vertraulichem Papier des Herstellers: „Aus Sicherheitsgründen sollten natürliche Antioxidantien den synthetisch hergestellten bevorzugt werden.“ Skepsis in den eigenen Reihen.
Das Thema ist nicht vom Tisch. Heute wird das ZDF im Vormittagsmagazin „Volle Kanne“ bereits auf Ethoxyquin hinweisen und am Sonntag den Konsumenten in der Umweltreihe „planet e.“ noch einmal das Antioxidans nahe bringen. Das möglicherweise krebserregende Mittel reichere sich über Fleisch in der Nahrungskette bis zur Muttermilch an.
Bewertung
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) orientierte sich im Jahr 2006 am zulässigen Tageswert von 0,005 mg Ethoxyquin pro Tag – nach Maßgabe der Weltgesundheitsorganisation WHO und der FAO. Funde in Forellen wiesen Gehalte zwischen 0,013 und 0,078 mg/kg auf, so dass ein Mensch von 60 Kilogramm Körpergewicht den zulässigen Tageswert nur zu acht Prozent ausschöpfen würde. Allerdings empfahl das BfR der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine Zulassungsüberprüfung, weil die Rückstandsmengen wiederholt festgestellt werden. Das führte nur zu einem Verbot in Pflanzenschutzmitteln.
Ethoxyquin taucht als E 324 weiterhin als Konservierungsstoff in der Futtermittelverordnung auf. Der Höchstgehalt liegt bei 150 mg je Kilogramm Futter. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA in Stuttgart) führt die Rückstände im Lachs auf diesen „legalen Einsatz“ zurück.
Mittlerweile wird auf Grund einer neuen Untersuchungsmethode ein Metabolit (Abbauprodukt) von Ethoxyquin in das Untersuchungsspektrum aufgenommen. Im April dieses Jahres wurden in zwei Drittel aller Proben der Wirkstoff selbst und in 80 Prozent der Fälle das Abbauprodukt analytisch nachgewiesen. Die Gehalte von Ethoxyquin lagen zwischen zwei und 98 Mikrogramm, die des Metaboliten zwischen zwei und 986 Mikrogramm. Auch Bio-Lachs ist betroffen.
Aber die Bewertung des Stoffes ist nach Angaben des CVUA äußerst kompliziert. Als Zusatzstoff für Lebensmittel ist Ethoxyquin nicht zugelassen. Was nicht mit einem Höchstwert geregelt ist, wird mit einem Wert von 0,01 mg/kg bewertet. Als Futterzusatzstoff gelten jedoch 150 mg/kg, so dass die Rückstands-Höchstmengenverordnung nicht greift. Dort sind keine Stoffe erfasst, die „aus einer erlaubten Anwendung eines solchen Stoffes als Futtermittel herrühren“. Daher ist kein rechtlich verbindlicher Höchstgehalt abzuleiten.
Nach Angaben des ZDF weisen neue Forschungen auf eine dringende Neubewertung hin. Doch lässt die EFSA sich damit seit fünf Jahren Zeit.
Roland Krieg; Foto: obs/ZDF/Birgit Hermes