Zulassung des Weißungsmittels E171 läuft 2022 aus
Ernährung
2022 kein Titanoxid mehr in Lebensmittel
Das IV-wertige Oxid des Titans heißt Titandioxid und wird chemisch mit TiO2 beschrieben. Als zugelassener Zusatzstoff wird der Weißmacher ohne Höchstmengenbeschränkung in Lebensmitteln, Zahnpasta für Zuckerguss, in Kaugummis und für Marshmallows eingesetzt. Weltweit werden Millionen Tonnen Titanoxid aus Titanerzen produziert. Das strahlende Weiß wird durch die vollständige Streuung des Lichts verursacht und ist derzeit das wichtigste weiße Pigment [1]. Mindestens ein Drittel des Pigments in der Nahrung wird heute als Nanopartikel mit einem Durchmesser von weniger als 100 Nanometer verwendet [2]. Es gibt mehrere Studien, die dem Pigment eine Bedenklichkeit attestieren.
Als Zusatzstoff hat Titanoxid die Nummer E171 erhalten und wurde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für Anfang 2022 zurückgezogen. Der Beschluss basiert auf neuen wissenschaftlichen Kenntnissen seit 2016 und dem EFSA-Leitfaden aus dem Jahr 2018. Die Behörde in Rom konnte TiO2 keine Gentoxizität nachweisen, aber auch keinen sicheren Höchstwert zuweisen, der keine Gentoxizität verursacht. Damit kann die EFSA die Sicherheit des Zusatzstoffes nicht mehr gewährleisten. Nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) bleibt Titanoxid allerdings für den Einsatz in Medikamenten erlaubt. Allerdings ist die Pharmaindustrie aufgefordert, innerhalb von drei Jahren einen Ersatzkandidaten vorzustellen.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides unterstrich, dass die Kommission in enger Mitarbeit mit den Ländern die Entscheidung gegen den Weißmacher getroffen hat. Rat und Parlament haben zwar noch zwei Monate für ein Gegenargument Zeit, aber ohne Einwand wird der Stoff Anfang 2022 vom Markt genommen. Der Entwurf für den Beschluss aus dem Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Nutztiere, Futter- und Lebensmittel wurde auch an die Welthandelsorganisation WTO gesandt. Mit Veröffentlichung im Amtsblatt haben die Produzenten noch sechs Monate Zeit, ihre Produkte Titanoxid-frei zu machen.
Lesestoff:
[1] Lexikon der Chemie, Seilnacht Verlag
[2] Ärzteblatt 21. Juli 2017 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77148/Titandioxid-Nanopartikel-Wie-gefaehrlich-ist-E-171-fuer-Darmpatienten
Roland Krieg
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