Zurück zur Natur
Ernährung
Das Paradies wieder gewinnen
1896 gründete Adolf Just im Harz den „Jungborn“. Einen „Luftkurort, Lehranstalt für naturgemäße Heil- und Lebensweise“. Die "Heilerde-Gesellschaft Luvos Just" erinnert an den Mann der im August 150 Jahre alt geworden wäre. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war der Jungborn Treffpunkt für Kranke und Gesunde auf der Suche nach Alternativen zur Schulmedizin – auch Franz Kafka gehörte dazu. Der 1936 verstorbene Adolf Just gilt als Wegbereiter der modernen Naturheilkunde und einer gesunden Ernährungsweise. Neben der Heilerde setzte Just vor allem Rohkost zu therapeutischen Zwecken ein. Da er sich in seiner ökologischen Gärtnerei mit dem Ökolandbau beschäftigte, stehen die heutigen Biolebensmittel auch in seiner Tradition. Just empfahl eine ausgewogene, rohstoffreiche Ernährung aus Vollkornbrot, Obst, Beeren, Rohmilch, Butter, rohem und gedämpften Gemüse, Kartoffeln, Salate und Nüssen.
Den Zeitgeist getroffen
Im Gründungsjahr des „Jungborn“ schrieb Just auch sein bedeutendstes Werk: „Zurück zur Natur“. Das hat offenbar den damaligen Zeitgeist voll getroffen und wurde 1903 sogar in das Englische übersetzt. „Das einfache Leben ist das Gebot der Stunde. Die Verwirrung über die komplexe Zivilisation, die Auflösung des tradierten Heims, die Ablehnung der internationalen Missstimmung, die Ratlosigkeit des Geistes zwischen der Evolution der Wissenschaft und der Revolution der Theologie, durchfluten die aufgewühlten Gefühle der Nationen.“ Das bemerkte der Übersetzer Benedict Lust in seinem Vorwort.
„Das Paradies wieder gewinnen“, so der Untertitel des Buches, traf die Sehnsucht der Menschen, „Friede vor externen Einflüssen“ zu finden. Just beschrieb Regeln für Gesundheit, Zufriedenheit und Harmonie.
Der Übersetzer dachte bei seiner Arbeit an die Menschen, „die heutzutage unter der Peitsche des medizinischen Aberglaubens, der Quacksalberei und Scharlatanerie leiden. Männer, Frauen und Kinder tappen bei der Suche nach ordentlichem Wissen im Dunkeln und werden von menschlichen Vipern bedrängt, die von dem Leid ihrer Zeitgenossen profitieren“. Lust hat sich des Werkes angenommen, weil er glaubte, damit mehr Harmonie unter die Menschen zu bringen.
Mehr auf den Instinkt verlassen
Die Motivation des Naturheilkundlers und des Übersetzers ließe sich auch in die heutige Zeit transformieren. Auch dass Just mehr Einfachheit bei der Nahrungsauswahl fordert, ließe sich als Rat an die modernen Verbraucher neu formulieren. Damals nahm Just eine Anleihe aus der Tierwelt: „Die Jungtiere verlassen das Nest und erobern die Umwelt, ohne geringste Sorge, welche Nahrung sie zu sich nehmen sollen. Sie werden durch ihren Instinkt geleitet und treffen ihre Auswahl ohne viel Mühe.“
Jeder solle, so Just, seinen Fleischkonsum selbst kontrollieren. „Gesalzenes und geräuchertes Fleisch ist ungesund. Schweinefleisch und verschiedene Wurstsorten sind das schlimmste.“ Statt dessen forderte Just, mehr Milch zu trinken. Rohmilch, Sauerrahmprodukte, Hüttenkäse und vergleichbares. Eier und Produkte mit Eiern lehnte er ab. Selbst Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Brot seien nur in Maßen zu empfehlen. Zu bevorzugen sind viel grünes Gemüse und Salate. „Erbsen, Möhren, Spinat und Rüben sollten roh genossen werden.“ Auch von Nüssen hielt er viel. Nüsse und Obst müssten ständig auf dem Tisch bereit stehen.
Lesestoff:
Das Werk „Zurück zur Natur“ ist in der Übersetzung bei der Oregon Health and Science University vollständig online verfügbar: http://content.ohsu.edu Hier ist der direkte Link.
roRo; Foto: obs/Luvos Just GmbH & Co. KG