Ägypten lässt den Weizen-Bären los
Handel
Ägyptens Weizenimport-Politik verunsichert Weizenmärkte
Es ist viel Weizen auf dem Markt. Ägyptens Kapriolen bei Weizenimporten hinterlässt mittlerweile Spuren an den Weizenbörsen
Schon im Dezember wurden 63.000 Tonnen französischer Weizen nach angeblicher Überschreitung der Mutterkorngrenze von 0,05 Prozent zurückgewiesen. Im Januar wurde die Ladung erneut geprüft und weiterhin nicht gelöscht. Zwischenzeitlich hatten die Exporteure zwar gutachterlich einen Wert unterhalb der internationalen Schwelle von 0,05 Prozent vorgelegt, Ägyptens Getreideimportagentur hat sich in der Zwischenzeit allerdings für eine Nulltoleranz entschieden. Während die Importagentur bei Null bleibt, geht nach übereinstimmenden Marktberichten die ägyptische Regierung von 0,05 Prozent aus.
Diese Art von Kapriolen verunsichern weltweit die Getreidehändler, weil Ägypten einer der größten Importländer für Weizen ist. Der größte Teil der jährlich 10 Millionen Tonnen importierten Weizenmenge geht direkt in die Armenspeisung. Eine Steigerung der Brotpreise hat in Ägypten in der Vergangenheit immer wieder zu sozialen Unruhen geführt. Bis Anfang Mai soll Ägypten noch genug Weizenvorräte haben. Bis dahin sollte sich das Importproblem mit der Schwelle für Mutterkornbesatz gelöst sein.
Möglicherweise steckt aber auch ein zu hoher Preis hinter den Mutterkornwerten. Die General Authority for Supply Commodities (DRSC) hatte im Februar Ausscheibungen für Weizenimporte annulliert, weil die Preise bei 186,64 US-Dollar pro Tonne französischem Weizen FOB (Free on Board) mindestens 20 US-Dollar zu hoch lagen. Im Hafen Kairo kommt die Tonne Weizen mit 195,44 US-Dollar an (CIF).
Die Abnahmeunsicherheit für Weizen unterstützt den Bären am Markt. Die Läger sind voll, die Konjunkturaussichten gering, der Preisverfall bei anderen Rohstoffen bleibt, der Eurokurs steigt: Das alles belastet die Exportgeschäfte für EU-Weizen.
Roland Krieg