African Leader for African Countries
Handel
Nepad sucht Investoren
Am Montag begann in Hamburg der dreitägige Europa-Afrika-Business-Gipfel. Nepad steht für „New Partnership for Africa´s Development“ und wurde am 23. Oktober von 15 afrikanischen Staaten in Nigeria. Mittlerweile gehören alle 53 Staaten der Afrikanischen Union Nepad an. Anliegen der Vereinigung ist die afrikanische Renaissance, wie sie Thabo Mbeki, Nachfolger von Nelson Mandela, in seinen Reden propagierte. Nicht die Vorwürfe gegen die ehemaligen Kolonialänder, für die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen verantwortlich zu sein, stehen im Vordergrund, sondern das Bekenntnis zur Eigenverantwortung der afrikanischen Regierungen.
Afrika ist den letzten Jahrzehnten von den wirtschaftlichen Entwicklungen abgekoppelt und Nepad hat mit einem eigenen Perspektivpapier (Millennium African Renaissance Programm), die Zukunft des Landes visionär ausgelegt. Eine der Grundlagen ist die Überlegung, dass Afrika afrikanische Führungskräfte braucht, die ihre Länder mit gutem Regierungsstil entwickeln. Dafür gibt es einen eigenen „Africa Peer Review Mechanism“, der mittlerweile in Südafrika zu einer Business-School geführt hat, in der sich gerade der zweite Jahrgang auf die Abschlussprüfung vorbereitet, so Nepad-Direktor Geoff Rothschild. Zwei drittel kommt aus Südafrika, ein Drittel aus anderen afrikanischen Ländern und die Hälfte sind weibliche Absolventen.
Kapital für die eigene Entwicklung
Vor allem die Korruption in den Ländern wurde zu Beginn des Kongresses gegeißelt, wobei darauf hingewiesen wurde, dass nicht Afrika in toto korrupt sei, sondern immer nur Einzelne. Hoffnungen ruhen auf europäische Nichtregierungsorganisationen und amerikanische Intellektuelle, die der Weltöffentlichkeit Missstände aufzeigen und politischen Druck ausüben können.
Afrika braucht aber vor allem Kapital. Das Gründungsdokument von Nepad weist einen Fehlbetrag in Höhe von 64 Milliarden US-Dollar aus. Eine Summe, die auch angezweifelt wird. Politikwissenschaftler Dr. Cord Jakobelt hält diese Diskussion für zweitrangig. Infrastruktur und Weiterverarbeitung müssen in jedem Fall aufgebaut werden. Das Nepad-Treffen in Hamburg, unterstützt durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), sucht daher Geschäftspartner in Europa.
Daniel Overmyer stellte auf dem Treffen einen speziellen Fonds vor, der seinen Investoren bei Laufzeiten zwischen 15 und 30 Jahren Renditen bis zu 675 Millionen Dollar garantiert. Auflage: 500 Millionen US-Dollar. Abgesichert werden die amerikanischen Bonds durch Geschäfte im Bereich der amerikanischen Lebensversicherungen. Die Gelder sollen vor allem in die mineralischen Ressourcen des Landes investiert werden.
Die Finanzwelt trifft in Afrika jedoch auf zahlreiche Skeptiker. Nigeria hat seine Konzessionen für die Ölförderung langfristig an internationale Konzerne veräußert und ein nigerianischer Investor wäre lediglich in der Lage, marginale Ölfelder auszubeuten. Dadurch könnte er aber nicht die Finanzlast zurückzahlen. Die ausländischen Konzerne haben mehr Kapitalmacht, um sich um die Fonds zu bemühen. Die nigerianische Delegation fürchtet stellvertretend, dass Kapitalgewinne wieder aus dem Land fließen.
Overmyer lässt das nicht gelten und appelliert an die Ziele der Nepad: Die Länder sind selbst für ihre Ressourcen und deren Nutzung verantwortlich. Sie könnten die Konzessionen auch wieder zurückkaufen und lockt dabei mit den steigenden Rohstoffkosten.
Den innerafrikanischen Handel stärken
China wird nachgesagt, dass sie in Afrika investieren und keinen Wert auf soziale und Umweltkriterien legt. Nepad ist sich dessen bewusst. Geoff Rothschild sagte, dass die Chinesen nach Afrika kommen, um sich ihre Bedürfnisse nach Rohstofflieferungen zu sichern. Sie kommen nicht wegen Afrika.
Vielmehr mehren sich die Stimmen, die dem innerafrikanischen Handel eine größere Bedeutung zukommen lassen wollen. Auch die Europäische Union hatte mit dem Handel und der Sicherung von eigenen Bedürfnissen begonnen. So könnte Nigeria sein Öl nicht zuerst außerhalb des Kontinents verkaufen, sondern Handel mit anderen Ländern in Afrika betreiben, und von dort Ware importieren. Bankier Overmyer hält dafür auch einen Rat parat: Ähnlich wie die OPEC, solle Afrika seine Ressourcen selbst kontrollieren und so die Entwicklung vorantreiben.
Mit „Pampers“ wieder Bäume pflanzen
Prof. Dr. Aloys Hüttermann von der Universität Göttingen stellte eine Möglichkeit vor, zerstörte Böden wieder zu aktivieren. Polyacrylate sind Produkte aus der chemischen Industrie, die in Pampers-Windeln den Hauptbestandteil bilden. 40 Gramm pulverisierter und angefeuchteter Ausgangsstoff je Baum und Pflanzloch reichen für eine gesunde Entwicklung aus. Normalerweise quillt das Material um das 400fache an, im Boden reicht die 100fache Ausdehnung bereits für Standortvorteile der Vegetation. Die Wurzeln durchwachsen das Material, das vor allem Bodenfeuchte sammelt. Es scheint auch das Wurzelwachstum zu stimulieren, obwohl die Wissenschaftler noch nicht genau wissen, warum. Außerdem bindet das Material Schwermetalle und Salze, die sonst die Wiederbegrünung erschweren oder sogar verhindern. Versuche in China haben gezeigt, dass je nach Pflanzenart das Wachstum bis zu viermal wüchsiger und schneller ist, als ohne Gel. Das intensivere Wurzelwachstum beginnt in diesen Böden auch wieder Humus anzureichern.
Notwendig sind diese Entwicklungen, weil es rund 3,5 Milliarden Hektar zerstörte Böden auf der Welt gibt. Die meiste Fläche liegt in Asien (800 Mio. ha),in Afrika südlich der Sahara (600 Mio. ha) und Lateinamerika (550 Mio. ha.)
Teil II am Mittwoch
Roland Krieg; Foto: roRo