Afrikas schlechte Infrastruktur
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Weltbankstudie über Afrikas Infrastruktur
>Im Rahmen Infrastrukturdiagnose Afrika (AICD) hat die Weltbank die Studie „Afrikas Infrastruktur: Zeit für einen Wechsel“ herausgegeben. Ziel ist es, Engpässe für die künftige Entwicklung zu identifizieren und Empfehlungen zu erarbeiten.Afrika hat großen Nachholbedarf
Die Studie hat sich 24 Länder südlich der Sahara angesehen und auf allen Gebieten der Infrastruktur Defizite gefunden. Die vermindern das jährliche Wachstum um rund zwei Prozentpunkte und senken die Geschäftsaktivitäten um rund 40 Prozent. Damit liegt Afrika im Vergleich zu anderen Weltregionen am Ende der Skala, obwohl die Afrikaner in manchen Ländern das Doppelte für den Service bezahlen müssen, so die Studie.
Jährlich müssten rund 93 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur investiert werden. Etwa doppelt so viel, wie angenommen. Höher sind aber auch die tatsächlichen Aufwendungen. Bei 45 Milliarden US-Dollar stammt sogar der meiste Teil aus Steuereinnahmen, so die Studie. Trotzdem werden zwei Kernzahlen herausgearbeitet, die dringend angegangen werden sollen: Effizienz in der Ausgestaltung könnte ein einsparpotenzial in Hohe von 17 Milliarden Dollar erzielen. Unter dem Strich bleibt eine Finanzierungslücke in Höhe von 31 Milliarden US-Dollar jährlich. Die Studie prognostiziert, dass einige afrikanische Länder mehr als zehn Jahre bräuchten, um den Anschluss an die Welt zu finden und dabei auf Technologien angewiesen bleibe, die wenig kostenintensiv sind.
Afrikas Infrastruktur (LIC = Low Income Countries) | |||
Parameter |
Einheit |
LIC südl. d. Sahara |
Andere LIC |
Befestigte Straßen |
(km / 100 km2) |
31 |
134 |
Straßen insgesamt |
(km / 100 km2) |
137 |
211 |
Festnetzanschluss |
je 1000 Ew. |
10 |
78 |
Mobiltelefone |
je 1000 Ew. |
55 |
76 |
Internet |
je 1000 Ew. |
2 |
3 |
Kapazität Generatoren |
MW / 1 Mill. Ew. |
37 |
326 |
Stromanschluss |
% Bev. |
16 |
41 |
Wasseranschluss |
% Bev. |
60 |
72 |
Abwasseranschluss |
% Bev. |
34 |
51 |
Q: Weltbank 2009 |
Beispiel Wasser
Nach der Studie sind im Bereich Wasser nur fünf Prozent des kultivierten Landes bewässert, nur 10 Prozent der möglichen Wasserkraft energetisch erschlossen und lediglich 58 Prozent der Afrikaner haben Zugang zu sicherem Trinkwasser. Die jährliche Ungleichverteilung der Niederschläge zeiht nicht nur Dürren und Fluten nach sich, sondern auch komplexe politische und Managementherausforderungen. Zuverlässige Wasserverfügbarkeit sichert den Ländern eine funktionierende Ökonomie.
Dabei sind die Wasserressourcen nicht die schlechtesten. Neun Prozent der weltweiten Wasserressourcen liegen der Studie nach in Afrika. Etwa 6.000 Kubikmeter sind pro Jahr und Kopf verfügbar. Asien komme nur auf 4.000 und Nordafrika und der Mittlere Osten sogar nur auf 1.500 Kubikmeter pro Kopf und Jahr. Aber mit nur 170 Kubikmeter weist der afrikanische Kontinent die geringste Nutzung auf. Der Mittlere Osten entzieht seiner Region vier Mal mehr.
Die Weltbankstudie führt mehrere Ursachen dafür an. Planung und Management der Flusseinzugsgebiete sei zu schwach, Konflikte um die Wassernutzung brechen immer wieder aus und verschiedene Nutzer beanspruchen die Reserven ausschließlich für sich. Doch gerade die Landwirtschaft werde in naher Zukunft immer stärker nach Wasser verlangen.
In Afrika ist Armut eng mit der Wasserverfügbarkeit verknüpft. Mehr als 28 Prozent der Farmer sieht die Studie in direkter Abhängigkeit zur Regenfeldbewässerung. Je nach land ist das aber auch sehr unterschiedlich. So sind in Südafrika vier Prozent der Felder vom Regenwasser abhängig, in Ruanda hingegen 47 Prozent. Hier akkumulieren sich nach Ansicht der Weltbank eine ungenügende Wasserversorgung mit Dürren und Überschwemmungen mit einer schwachen Marktinfrastruktur zu einer fehlenden Nahrungssicherheit.
Roland Krieg