Agrar-Welthandel: COMPETE zeigt Strukturdefizite

Handel

Agrarindustrie  international wettbewerbsfähig machen

Der Blick auf den Weltmarkt ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch fordert der Umbau heftige Einschnitte in die Verarbeitungsstrukturen der Landwirtschaft. Drei Jahre lang haben Wissenschaftler in zehn EU-Ländern die Wettbewerbsfähigkeit untersucht. Die Forschung COMPETE wurde vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle am Dienstag in Brüssel vorgestellt.

„Die Lebensmittelproduktion der Europäischen Union ist durch große Unterschiede in Struktur, Produktivität und Handelsbilanz geprägt. Die europäischen Mitgliedsstaaten werden ohne branchengerechte und koordinierte Maßnahmen der Politik weitere Marktanteile an internationale Konkurrenten verlieren“, mahnte der Prof. Dr. Heinrich Hockmann vom IAMO.

Beispiel Schwein

Nach China ist die EU der größte Schweinefleischproduzent der Welt und hat neben einer kompletten Infrastruktur von der Energie bis zur Abwasserentsorgung einen hohen Sicherheitsstandard erzielt. In den EU15-Ländern haben sich durch hohe Spezialisierung effektive Erzeugungsstrukturen ausgebildet.

Doch steht das Fundament auf wackeligen Füßen. Die Schweine bekommen Soja und Mais aus Exportländern in den Trog. Die Hälfte der Jahresmenge an Ölsamenfrüchten kommt aus Drittländern. Damit schlagen die Weltmarktpreise direkt bis zum einzelnen Betrieb durch. Lieferunterbrechungen durch in der EU nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen machen zudem die Produktionskosten teurer. Innovationen auf den Betrieben und in der Verarbeitung werden in den neuen Mitgliedsländern nur schleppend umgesetzt. Zudem haben die in der Mehrzahl kleineren Betriebe kaum Zugang zu Krediten.

Die Perspektiven bleiben gut: Der Weltmarkt fragt Schweinefleisch stärker nach und Salami sowie hoch verarbeitete Produkte erzielen hohe Wertschöpfung. Die Schweineerzeuger können mit Herkunftsangaben und Bioprodukten neue Marktsegmente erobern.

Dennoch gibt es Risiken. Vor allem die BRICS-Länder holen in der Produktion auf und haben niedrigere Standards definiert. Die hohe Preisvolatilität beim Futter hat bereits den Strukturwandel verschärft. Nicht nur politische, sondern auch Sanitär- und Phytosanitärbedingungen in Drittländern sind Unsicherheiten auf dem Weltmarkt, die für Exportunternehmen riskant sind. Vorbedingungen für einen guten Export ist daher die „Nulltoleranz“ gegenüber Krankheiten in den Tierställen. Jeder Krankheitsausbruch verändert den Marktzugang.

Lesestoff:

Die Ergebnisse finden Sie unter www.iamo.de

roRo

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