Agrarchemie freut sich über Nachfrage
Handel
Umsatz bei Pflanzenschutz- und Düngemittel steigt weiter
Die Jahrespressekonferenz des Industrieverbandes Agrar (IVA) am Montag weist für den Pflanzenschutz- und Düngemittelmarkt erfreuliche Zahlen aus dem Jahr 1012 aus. Der Umsatz bei Pflanzenschutzmittel legte um 8,5, bei Düngemitteln um 4,6 Prozent zu. Sorgenfalten gab es aber auch. Der Druck aus Politik und Regulierungsbehörden, wie zuletzt bei den Neonicotinoiden, steigt [1].
Pflanzenschutzmarkt
Im Direktgeschäft mit dem Großhandel haben die
Mitgliedsunternehmen des IVA im Inland einen Nettoumsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielt. Im Jahr 2011 lag
er noch bei 1,291 Mrd.
Für positiven Umsatz bei den Herbiziden (655 Mio. €)sorgte
die Nachsaat bei Getreide nach der Auswinterung 2011/12, eine vergrößerte Aussaatfläche
bei Rüben und Raps. Auch bei Mais nahm der Wert durch die Inbetriebnahme
weiterer Biogasanlagen und umfangreicherem Anbau zu. Die einsetzende
unbeständige Witterung hat bei den Bauern die Nachfrage nach Fungiziden erhöht
(518 Mio. €). Die Zunahmen von Knospen- und Blütenschädlingen hat zu einer
erhöhten Nachfrage bei Insektiziden geführt (155 Mio. €).
Ähnliche Umsatzsteigerungen gab es auf dem Weltpflanzenschutzmarkt
zu verzeichnen. Dieser wuchs um 7,5 Prozent auf 47,3 Milliarden US-Dollar an.
Europa liegt hier mit einem Anteil von 26,5 Prozent vor Asien (26 Prozent),
Lateinamerika mit knapp 24,4 Prozent auf dem dritten Platz. Die drei
NAFTA-Länder USA, Kanada und Mexiko haben Pflanzenschutzmittel in der
Größenordnung von 19,1 Prozent nachgefragt, die anderen Länder haben lediglich
vier Prozent der Pflanzenschutzmittel genutzt.
Düngemittel
Die Mitgliedsunternehmen des IVA haben im letzten Jahr Düngemittel
für rund 3,4 Milliarden Euro im Inland umgesetzt. Erfreulich bleiben die Preise
für Mineraldünger nach Einschätzung des Verbandes fest. Aber es wurde weniger
gedüngt. Stickstoff hat ein Minus von acht Prozent auf 1,6 Millionen Tonnen zu
verzeichnen, Phosphat sank um 14 Prozent auf 247.000 Tonnen und Kali sank um
elf Prozent auf 386.000 Tonnen. Alleine Kalk wurde um fünf Prozent mit 2,4
Millionen Tonnen vermehrt nachgefragt. Bislang liegen die Verbräuche 2013 auf
Vorjahresniveau, so das der IVA für dieses Jahr maximal leichte Zuwächse
erwartet.
Gegenläufig ist der weltweite Trend. Nach Angaben der
International Fertilizer Industry Association (IFA) erhöhte sich der
Stickstoff-Verbrauch um drei Prozent. P und K verzeichnen ein leichtes Plus von
1,2 und 2,1 Prozent. Die niedrigeren Zuwächse führt die IFA auf die Absenkung
der Subventionen für Phosphor und Kali in Indien zurück. Derzeit verbrauchen
Indien und China rund die Hälfte der weltweiten Düngemittel.
Verknappung von Düngemitteln?
Hermann Kuhlmann, Vorsitzender des IVA-Fachbereiches
Pflanzenernährung stellte den Prognosen um knappe Phosphorreserven, neueste
Erkenntnisse entgegen. Demnach verlängerten sich die Phosphatreserven durch
neue erschließbare Vorkommen in Marokko und der West-Sahara von 115 auf 385
Jahre. „Die Gefahr einer akuten Verknappung besteht daher nicht.“ Das aber soll
die neuen Recycling-Anlagen nicht überflüssig machen [2 + 3].
In der Kritik steht die teure Herstellung von
mineralischem Stickstoff. Nach Kuhlmann werden mittlerweile zwei Drittel der
Ammoniaksynthese im Haber-Bosch-Verfahren auf der Basis von Erdgas hergestellt,
das eine günstigere Treibhausgasbilanz als Erdöl hat. Kohle werde vor allem
noch in China als Ausgangsstoff genutzt.
Bei Kali ist Deutschland mit 12 Prozent der
Weltproduktion nach Kanada, Russland und der Ukraine der viertgrößte Förderer.
Die statische Reserve betrage derzeit 275 Jahre.
Knapper als Düngemittel sind derzeit die natürlichen
Produktionsgrundlagen Boden und Wasser, so Kuhlmann.
Lesestoff:
[1] EU setzt Neonicotinoide aus
[2] Fleischkonsum lässt Phosphorverbrauch steigen
Roland Krieg