Agrarexporte bleiben stark
Handel
Erstmals über 70 Mrd. € Agrargüterexport
Die Internationale Grüne Woche ist nicht nur eine Messe für den heimischen Markt. Vor allem die ausländischen Delegationen nutzen das Messegeschehen für neue Kontakte und Order. Und es zeigt sich: Deutsche Agrarprodukte inklusive Landmaschinen bleiben stark. Nach Hochrechnungen der German Export Association for Food and Agriproducts GEFA hat das wertmäßige Volumen 2013 erstmals die 70 Milliarden Euro überschritten. Ein Plus von 3,5 Prozent erhöht den Umsatz auf 71,3 Milliarden Euro. Ein Zeichen, dass die Kunden im Ausland von Agrarprodukten „Made in Germany“ etwas halten, sagte GEFA-Sprecher Franz-Georg von Busse.

Umgerechnet verlassen täglich Agrargüter im Wert von über 193 Millionen Euro das Land. Das entspricht dem Gegenwert von 4.000 Mercedes der E-Klasse. Die Rückendeckung für die deutsche Wirtschaft ist enorm: Am Export hängt jeder 4. Arbeitsplatz in der Landwirtschat, jeder dritte in der Ernährungsindustrie und jeder zweite bei den Landmaschinen.

Das gute Ergebnis kam zustande, obwohl der Handel mit Russland um 13 Prozent einbrach. Innerhalb der EU gab es jedoch ausgleichende Steigerungen. Das meiste Plus wurde im Handel über den Ärmelkanal mit 6,8 Prozent erzielt. Obwohl die Briten im vergangenen Jahr eine breit angelegte „Buy British“-Kampagne gefahren haben. Egbert Klokkers von Westfleisch erklärt gegenüber Herd-und-Hof.de, warum die Kampagne keine Auswirkungen auf den Export hat [1]. Die Engländer hatten sich schon vergeblich gegen den Markteintritt von Aldi und Lidl gewehrt. Mittlerweile aber kaufen knapp über die Hälfte der Engländer bei einem der beiden Discounter ein [2]. In Zuge des Einkaufs kommen auch immer mehr deutsche Produkte, vor allem Schweinefleisch auf die Insel. Die deutschen Bauern produzieren es für 1,52 je Kilo, die britischen hingegen für 2,05 Euro. Einen Einbruch gab es allerdings bei Obst und Gemüse. Da sank der Absatz nach England um 16 Prozent.
Fleisch vor großen Herausforderungen
Nach Milch und Molkereiprodukten ist Fleisch der große Renner auf dem Exportmarkt. Es könnte aber noch mehr sein, wenn die Politik Handelshemmnisse abbauen würde. Allen Beteuerungen zum Trotz bleibt nach Ansicht von Klokkers der Handel mit Russland auch in den nächsten Jahren ein schwieriges Unterfangen. Andere Länder nehmen die Handelsbeziehungen wieder auf, während Deutschland kaum einen Schritt vorwärts mache. Die Wiederherstellung arbeitsfähiger Veterinärbeziehungen steht auf der Agenda ganz oben. Auch in Japan könnte mehr laufen, wenn der Markt für Geflügel offen und die Sperrung einzelner Bundesländer beendet wäre. Für die Beziehungen mit China steht die Zulassung weiterer Exportbetriebe und die für Verarbeitungsprodukte an. Für Taiwan die Einleitung des Zulassungsverfahren für Schweinefleisch und für Hongkong die Anpassung des Rindfleisch-Zertifikats.
Außenwirtschaftsförderung stärken
Im Vergleich zu anderen Ländern, die wie England um die 12 Millionen und wie Frankreich um die 30 Millionen Euro in die Förderung des Agraraußenhandels stecken, sind die deutschen Summen bescheiden. Aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium kommen gerade einmal drei Millionen und weitere 4,5 Millionen für Messeauftritte. Daher fordert die GEFA eine Aufstockung der Mittel, die in den letzten Jahren kontinuierlich abgesenkt wurden. Um die nichttarifären Handelshemmnisse, vor allem mit Russland, bei phytosanitären und veterinärrechtlichen Angelegenheiten zu überwinden, sollte die Abteilung im Landwirtschaftsministerium personell deutlich aufgestockt werden. Außenwirtschafts- und Exportförderung sollten stärker gebündelt und die Anträge entbürokratisiert werden.
Lesestoff:
[1] „Buy British“ – Kampagne in Großbritannien
[2] Kantar Worldpanel hat Anfang 2014 eine Steigerung der britischen Einkäufer im letzten Quartal bei Aldi und Lidl von 46,1 auf 50,1 Prozent ausgemacht. Beide Discounter haben zweistelliges Wachstum auf der Insel.
Roland Krieg