Agrarmärkte 2019/2020
Handel
Heterogene Marktaussichten nach Agrarsektor

Der Herbstausblick der EU-Kommission für die Agrarmärkte 2019/2020 ist äußerst heterogen. Trotz Trockenheit und Hitze liegt die Getreideproduktion in der EU28 bei 313 Millionen Tonnen und nur bei Mais hat es einen Ernterückgang um vier Prozent gegeben. Damit ist nicht nur für die heimische Versorgung genug Getreide vorhanden, sondern sollte auch den Export stimulieren, heißt es im am Freitag vorgestellten Marktbericht.
Pflanzenbau
Ölsaaten haben ein Sieben-Jahres-Tief erreicht, was überwiegend auf die geringere Rapsaussaatfläche zurückzuführen ist. Europäisches Soja und Sonnenblumen haben mit zehn und drei Millionen Tonnen das Vorjahresniveau erreicht. Um die Verluste bei Raps auszugleichen werden die Importe an Ölsaaten steigen.
Obwohl die Rübenanbaufläche um fünf Prozent gesunken ist, liegt der Ertrag bei 17,5 Millionen Tonnen auf gleichem Niveau von 2018/2019. Die EU bleibt Nettoimporteur für Zucker.
Die geringeren Olivenerträge in Spanien werden durch höhere Erträge in Italien und Griechenland ausgeglichen. Mit einem Plus von vier Prozent erwartet die EU eine gute Tomatenernte von 16,8 Millionen Tonnen. Der Frischverzehr steigt nur um ein Prozent. Das meiste geht in die Verarbeitung. Die EU erwartet ein Plus von 33 Prozent gegenüber 2018 beim Export von verarbeiteten Tomaten, die überwiegend nach Libyen, in den Sudan und nach Südafrika gehen.
Milch
Der Sommer 2019 hat zusammen mit der Reduzierung von Milchkühen aus 2018 den Anstieg der europäischen Milchproduktion auf 0,5 Prozent begrenzt. Mit einem Milchpreis von 33 ct pro Kilo im August liegt der Erzeugerpreis auf Vorjahresniveau und leicht über dem Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2018. Nach dem Preisrekord für Butter Anfang 2018 ist das Niveau deutlich gefallen und macht europäische Ware auf dem Weltmarkt wieder attraktiver. Mitte September wurden 3.700 Euro je Tonne notiert. Das sind 34 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Käsepreis (Cheddar) hält sich mit 3.100 Euro je Tonne auf Vorjahresniveau. In der EU differenziert sich der Trinkmilchmarkt weiter aus. Neben Öko-Milch kommen GVO-freie- und Heumilch stärker ins Regal. Das fängt den um ein Prozent gesunkenen Trinkmilchmarkt aber nicht auf.
China spielt für den Molkereisektor eine wichtige Rolle. Der Export von Magermilchpulver hat um 30 Prozent zugelegt und ging überwiegend in das Reich der Mitte.
Fleisch
Auch bei Fleisch punktet die China-Karte. Wegen der Afrikanischen Schweinepest ist 20 Prozent mehr Schweinefleisch nach China gegangen. Das hat bei stagnierender Produktion in der EU zu deutlich höheren Preisen geführt. Die Prognose geht von einem weiteren Exportplus von 1,5 Prozent im kommenden Jahr aus. Das meiste Schweinefleisch nach China verkaufen die Spanier, gefolgt von den Deutschen, den Niederländern und Dänen. 25.000 Tonnen stammen aus dem Vereinigten Königreich, für die ab November die Zukunft offen ist.
Bei Rindfleisch ändert sich der Blick nach Mitgliedsland. Im Zusammenhang mit dem Brexit steigen die Schlachtungen in Irland und dem Vereinigten Königreich. Da kaum noch Mastvieh mehr lebend in die Türkei exportiert wird, gehen in den traditionellen Rindfleischerzeugern wie Frankreich, Belgien und die Niederlande die Herdengrößen zurück. 2019 sinkt die Rindfleischproduktion um 0,9 und im nächsten Jahr um weitere 0,7 Prozent. Umgekehrt steigen die Rindfleischexporte durch stärkere Nachfragen aus den Philippinen, Israel und Bosnien. Auch China hat seinen Markt geöffnet. Die heimische Nachfrage nach Rindfleisch sinkt von 11 auf 10,9 kg pro Kopf in der EU. Alles zusammen drückt die Preise rund drei Prozent unter das Niveau der Jahre 2016 bis 2018.
Makroökonomie
Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, sowie die aktuellen Auseinandersetzungen der EU mit den USA im Airbus-Fall sorgen mit dem Brexit für ein schwieriges ökonomisches Umfeld. Der gegenüber dem US-Dollar schwächere Euro begünstigt derzeit die Exporte im Agrargüterbereich. Allerdings werden auch die argentinische und brasilianische Währung schwächer und begünstigen deren Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten. China bleibt ein großer Importeur. Eine Schwächung des Yuan macht die Importe für chinesische Kunden teurer.
Noch immer hängt der Welthandel am Öl. Die Attacken auf saudische Raffinerien haben die Verfügung mit Erdöl um rund fünf Prozent gekürzt und zu einem heftigen Preisaufschlag geführt. Die schwache Weltwirtschaft werde allerdings Angebot und Nachfrage austarieren. Einen Teil der Erdölmenge könne die USA ausgleichen. Aktuell kostet ein Barrel Erdöl rund 60 US-Dollar. Für 2020 sagt die Kommission ein Preisniveau von 60 bis 65 US-Dollar voraus.
Roland Krieg; Foto: roRo