Aid for Trade
Handel
Aid for Trade: Made in the World
Hilfe zur Selbsthilfe, Wandel durch Handel, Change by Exchange: Es gibt viele Beschreibungen, Ländern aus der Armutsfalle zu helfen. Jahrzehntelange Entwicklungshilfe hat Fortschritte gebracht, aber noch immer hungern eine Milliarde Menschen und sind aktuell zehn Millionen in Ostafrika akut vom Hungertod bedroht. Auch, weil die nationalen und regionalen Sicherungssysteme nicht greifen, teilweise gar nicht erst vorhanden sind. In diesen Monaten des Hungerns werden zahlreiche Ansätze der Entwicklungshilfe der letzten Jahre wieder zunichte gemacht.
Aid for Trade
Was also ist die richtige Entwicklungshilfe? Die
Welthandelsorganisation hat für ihren Zwischenbericht „Aid for Trade“, den sie
diese Woche vorstellte, 269 Fallstudien aus 150 kleinen und großen Ländern
ausgewertet, wo die Hilfe zum Handel als Schlüsselelement der wirtschaftlichen
Entwicklung erfolgreich gewesen ist. Im Jahr 2009 erreichte das Budget für Aid
for Trade fast 40 Milliarden US-Dollar und ist gegenüber des Durchschnittsetats
zwischen 2002 und 2005 um 60 Prozent angestiegen. Weitere 51 Milliarden US-Dollar
flossen aus anderen offiziellen Budgets in die Handelshilfe, nach Einschätzung
der WTO eine Antwort auf die globale Wirtschaftskrise.
Im Fokus steht Afrika, das mit 13 Milliarden US-Dollar
einen Zuwachs von 40 Prozent verzeichnen konnte und derzeit die meisten Mittel
bekommt.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Hilfe für den
Aufbau von Infrastruktur den Export eines Landes um 3,5 Prozent steigern kann.
Die Verdoppelung einer Hilfe in die Handelskapazitäten mindert Importkosten
eines Landes um fünf Prozent. Nach Analyse der United Nations Economic
Commision for Africa (UNECA) bewirkt ein zehnprozentiger Anstieg in Aid for
Trade-Projekten eine ökonomische Diversifizierung des Landes um 0,4 Prozent.
„Made in the World“
WTO-Generaldirektor Pascal Lamy sagte bei der
Vorstellung des Berichtes, dass Aid for Trade in den letzten 25 Jahren die
Armutsrate in Ostasien von 60 auf 20 Prozent gesenkt habe. „Made in the World“
als Synonym internationaler Produktionsketten helfe, das
Millenniumsentwicklungsziel die Anzahl der Armen bis zum Jahr 2025 zu halbieren.
In dem Zusammenhang erneuerte Lamy seinen Wunsch, endlich die Doha-Runde als Entwicklungsrunde
zu einem Abschluss zu führen. Nur durch den Abbau der Handelsbarrieren können
Firmen die internationalen Produktionsketten auch realisieren. Ihr Abbau sei
auch ein Ende des Protektionismus, dem Lamy eine Teilschuld an der
Weltwirtschaftskrise gibt.
Lamy unterstreicht das privatwirtschaftliche Engagement
bei der Entwicklungshilfe. Aid for Trade solle vor diesem Hintergrund mehr zur
Metapher „Investment for Trade“ werden.
Handel und Entwicklungspolitik
Die Initiative Aid for Trade wurde 2005 in Hongkong
gegründet und will ein wichtiger Motor für die Wirtschaftsentwicklung eines
Landes sein. Aid for Trade kann nach Einschätzung des Bundesministeriums für
wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Instrument für ein
breitenwirksames Wachstum sein. Das allerdings setze voraus, dass ausreichende
Kapazitäten und Wissen verfügbar sind, um Handelschancen zu nutzen.
Handelsliberalisierung erfordert politischen Willen, handelsbezogene
entwicklungspolitische Maßnahmen zu unterstützen – hier setze die deutsche
Hilfe bei Aid for Trade an.
Gudrun Kopp, Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ,
würdigt die Fortschritte: „Der Fortschrittsbericht von WTO und OECD belegt,
dass die Entwicklungsländer in den letzten Jahren ihren Anteil am Welthandel
deutlich gesteigert haben, trotz der Auswirkungen der globalen Wirtschafts- und
Finanzkrise.“ Deutschland gibt nach Angaben Kopps jährlich 1,8 Milliarden Euro
und damit drittgrößtem bilateralen Geldgeber für handelsbezogene
entwicklungszusammenarbeit aus.
Sorgenkind Afrika
Warum aber Aid for Trade in Afrika nicht so erfolgreich ist wie in Ostasien hat der Weltbankbericht vor zwei Jahren gezeigt, der die Infrastruktur des Kontinents unter die Lupe nahm. Afrika südlich der Sahara liegt in allen Parametern vom Straßennetz über Internetanschluss bis zur Wasserversorgung hinter anderen Low Income Countries teilweise deutlich zurück.
Roland Krieg; Grafik: WTO