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Handel
Argentinien setzt auf Fruchtexporte
Seit dem Jahr 2000 nimmt Argentinien jährlich an der
Fruit Logistica teil. In diesem Jahr waren mehr als 50 Exporteure an dem
Gemeinschaftsstand vertreten. Das Land des Fußballs, Tangos und der Steaks hat
auch bei Obst und Gemüse viel zu bieten. Rund acht Mal so groß wie Deutschland,
aber bei nur der Hälfte an Bevölkerung, ist genug Platz für den Anbau von
Zitrusfrüchten, stellte Alejandro Moralejo vom Verband der Zitrusanbauer fest.
1973 kamen die ersten Zitronen aus dem Land der Gauchos in Rotterdam an. Heute
kommen im Jahr 16 Millionen Zitronenkisten nach einer Überfahrt zwischen 18 und
25 Tagen auf den alten Kontinent, der 65 Prozent der argentinischen Zitronen
abnimmt. Noch vor den USA.
Europa mit seinen 28 Einzelstaaten bleibt der
wichtigste Handelspartner. In der Aufschlüsselung für einzelne Länder ergibt
sich eine andere Reihenfolge. Das meiste Obst und Gemüse ging 2012 nach
Brasilien (21,7 Prozent), nach Russland (18,3 %), in die Niederlande (14,3) und
die USA (zehn Prozent). Die meisten Märkte sind mehr als 10.000 Kilometer
entfernt, was vor allem den Handel mit sensiblem Obst und Gemüse vor große
Herausforderungen stellt.
Alle Klimazonen
Wegen seiner ausgedehnten Nord-Süd-Ausrichtung gibt es in Argentinien sehr viele Klimazonen, die eine große Vielzahl an Früchten hervorbringt:
Der Nordwesten: Subtropisches Klima, warm und trocken. Die wichtigsten Nutzpflanzen sind Zitrusfrüchte (hauptsächlich Zitronen, deren Qualität weltbekannt ist), Heidelbeeren, Bananen und Avocados.
Der Nordosten: Subtropisches Klima, warm und feucht, Anbau vorrangig von Zitrusfrüchten (hauptsächlich Orangen und Mandarinen) und Heidelbeeren.

Zentralargentinien – Nördliche Umgebung von Buenos Aires: gemäßigtes Klima, Anbau von Heidelbeeren, Pfirsichen, Nektarinen und Zitrusfrüchten.
Cuyo-Region: Trockenes Klima, Anbau von Tafel- und Keltertrauben, Birnen, Äpfeln, Pfirsichen, Nektarinen, Pflaumen, Kirschen und Oliven.
Patagonien: Die Birnen und Äpfel aus dem Hochtal der Flüsse Rio Negro und Neuquén in Patagonien zählen zu den besten der Welt. Hier werden, so wie in anderen Regionen Patagoniens, auch Himbeeren, Kirschen, Weintrauben, Pfirsiche, Pflaumen und Heidelbeeren angebaut.
Gemüseanbau gibt es zwischen Zentral- und Nordargentinien in vielen Regionen des Landes. Die wichtigsten Exportgüter sind Knoblauch, Zwiebeln und Hülsenfrüchte. Bei Birnen ist das Land der weltgrößte Exporteur.
Zitrus, Kernobst und Trauben
Zwischen 2003 und 2012 ist das Handelsvolumen nicht wirklich gestiegen. Es fiel tatsächlich von 1,08 auf 1,06 Millionen Tonnen, hatte aber in der Zwischenzeit auch mal 1,52 Millionen Tonnen erreicht. Hingegen hat sich durch steigende Weltmarktpreise der Wert der Exporte mehr als verdoppelt. Eine Tonne argentinisches Obst und Gemüse hatte 2003 durchschnittlich 436 US-Dollar erlöst, im Jahr 2012 waren es 959 US-Dollar. Bis auf einen kleinen Knick während der Finanzkrise stiegen die Exporterlöse jährlich um 8,9 Prozent und erreichten seit 2010 wieder mehr als eine Milliarde US-Dollar.
Darauf baut das Landwirtschaftsministerium, das einen Agrarplan für Zitrusfrüchte, Kernobst und Trauben bis 2020 ausgearbeitet hat.

Das Ministerium arbeitet bereits an einer Erweiterung der Ziele bis 2030.
Hoffnung Mercosur
„Wir wollen alle Märkte erreichen“, sagte Oscar Martin von der argentinischen Fruchthandelskammer. Aber das nicht nur wegen der großen Entfernungen ein schwieriges Unterfangen. Martin wünscht sich einen baldigen Abschluss eines Handelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur. Solange das nicht wirklich in Sicht ist, erschweren unterschiedliche Zollpräferenzen den Handel. Aus dieser Perspektive blickt Martin auch mit Sorgen auf das Abkommen zwischen den USA und der EU, das zwei wichtige Märkte aneinander bindet. Außerdem gebe es zu viele unterschiedliche Qualitätsnormen verschiedener Gütesiegel. Martin wünscht sich weltweit eine Harmonisierung der Standards, was die Auslandsgeschäfte deutlich vereinfachen könnte.
Roland Krieg; Fotos: roRo