Anuga mit Wellfood

Handel

Viele können sich alles leisten

Anuga

Die Ernährungsbranche zeigt nicht nur gute Laune im Bereich des Exports. Auch der Inlandsabsatz profitiert vom weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung, charakterisierte Dierk Frauen, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels heute zur Eröffnung der Anuga. Sinkende Geburtenraten, steigende Lebenserwartung, die Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße sowie die vielen staatlichen und privatwirtschaftlichen Initiativen zur Förderung einer gesunden Ernährung treiben die Dynamik des Marktes an.
Ständige Innovationen für Verbraucher, wie in diesem Jahr die Smoothies, Gemüsesäfte, sind eine Gegenreaktion auf die Schattenseite der Ernährung, dem Übergewicht. Die Branche sieht sich herausgefordert, Produkte anzubieten, die bessere Fett-, Zucker- und Salzgehalte aufweisen. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer wird seine Kennzeichnungspläne im Rahmen der Anuga am kommenden Dienstag detailliert vorlegen.

Bessere Kennzeichnung bei Lebensmitteln
Künftig sollen Kalorien, Fett , Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz auf die Portion und auf die empfohlene Tagesration bezogen, leichter zu erkennen sein. Als Referenzwert werden 2.000 Kilokalorien verwendet, auch wenn es individuelle Unterschiede gibt. 2008 soll das Eckpunktepapier umgesetzt werden. Die Angaben sollen „wahr, leicht verständlich und miteinander vergleichbar sein“ heißt es in dem Papier. Die Lebensmittelwirtschaft konnte durchsetzen, dass Angaben weiterhin in Milliliter und Gramm erhalten bleiben, wenn Angaben für eine Portion nicht sinnvoll wären. Auch konnte sie eine längere Übergangsfrist für ihre Produkte durchsetzen.
Kritiker der neuen Nährwertkennzeichnung wollen dem englischen Beispiel folgen und Produkte mit den „Ampelfarben“ grün, gelb und rot versehen. In der Passauer Neuen Presse von heute hält Grünen-Fraktionschefin Renate Künast die Regelung für eine „Mogelpackung“: „Freiwillige Vereinbarungen sind auch in Deutschland noch nie umgesetzt worden. Ausnahmen für kleine Unternehmen und Kleinverpackungen machen die Regelungen noch löchriger“, heißt es dort.
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Wellfood
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat unter dem Begriff Wellfood Produktkategorien zusammen gefasst, die einen gesunden Ernährungsstil ermöglichen. Die Ausgaben der Haushalte sind nach dem für die Anuga zusammen mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) herausgebrachten „Consumer´s Choice 2007“ in der Zeit zwischen 2002 und 2006 um 23 Prozent angestiegen. Die anderen Lebensmittel kommen nur auf ein Wachstum von fünf Prozent.
Im Fokus des Marketing stehen dabei nicht alle 38 Millionen Haushalte in Deutschland. Ein Viertel der Haushalte kann „sich fast nichts leisten“, 48 Prozent „kommen im Großen und Ganzen zurecht“ – aber 27 Prozent „können sich fast alles leisten“.
Auch bei der Einstellung zum Konsumverhalten trifft der Markt auf Nachfrage. 10,2 Millionen Haushalte dürften uninteressiert gegenüber Wellfood sein, aber 6,9 Millionen Haushalte seien überzeugt, diese Produkte kaufen zu müssen. Und die geben 41 Prozent ihres Etats für Produkte der Wellfood-Kategorie aus. Diese Verbraucher suchen ihre Produkte nicht im Discounter, sondern zu 71 Prozent in einem Fachgeschäft.

Verschärfter Wettbewerb
In den letzten zehn Jahren mussten nach Angaben Dierk Frauens rund 20.000 kleine Supermärkte schließen. Die Discountbewegung hätte den Zenit erreicht und der moderne Typus eines Supermarktes bietet 20.000 bis 30.000 Produkte an. Die neue Generation Supermärkte gewinne durch die Kraft genossenschaftlicher Großhandlungen.

Rewe und coop
In dieser Woche hat die Kölner Rewe-Gruppe als zweitgrößter Lebensmittelhändler in Deutschland eine weitreichende Zusammenarbeit mit der größten deutschen Konsumgenossenschaft coop verkündet. Ab März 2008 sollen die ersten sky-Märkte von coop schrittweise von Rewe mit Frische- und Tiefkühlprodukten beliefert werden. Für die Zusammenarbeit fehlt noch die Zustimmung des Kartellamts.
Gleichzeitig verkündete Tengelmanns Konzernchef Karl-Erivan Haub, dass zu Weihnachten die Entscheidung fallen werde, ob die Plus-Supermärkte verkauft werden. Als Interessenten kursieren in der Branche die Namen von Penny (Rewe) und Netto (Edeka). In die roten Zahlen ist Plus gerutscht, weil im Non-Foodbereich die Zahlen im vergangenen Geschäftszahl eingebrochen sind.
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Roland Krieg; Foto: Koelmesse

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