Auf Nimmerwiedersehen

Handel

Schwund im Handel

Gestohlen, verbummelt, kaputt – die Ursachen für Inventurdifferenzen sind vielfältig und haben sich im Jahr 2017 auf 4,1 Milliarden Euro summiert. Trotz Warensicherung und Personalschulungen entwendet jeder Bundesbürger jährlich Waren im Wert von 28 Euro im Einzelhandel. Umgelegt auf den Lebensmittelhandel verlässt also der Inhalt jedes 200. Einkaufswagens ohne Umweg über das Kassenband den Laden. Während der Verlustwert anstieg, ist die Zahl der angezeigten Ladendiebstähle hingegen gesunken, wie die EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2018“ zum Inventur- und Sicherheitskongress 2018 in Köln aufzeigt.

Kunde Langfinger

Der Anteil der Verluste durch Diebstähle seitens der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicekräfte beträgt rund 3,5 Milliarden Euro. Den Großteil davon verursachen mit 2,28 Milliarden Euro unehrliche Kunden. Den zweiten Platz im Diebstahlranking nehmen die Mitarbeiter mit rund 850 Mio. Euro ein und Servicekräfte entwenden Waren im Wert von ca. 320 Mio. Euro. Allein der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden durch Mehrwertsteuerausfälle beläuft sich auf rund 475 Mio. Euro im Jahr. Ein weiterer Posten der Inventurdifferenzen – 660 Mio. Euro – entsteht wegen organisatorischer Mängel wie falsche Produktauszeichnungen.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Inventurdifferenzen auf 4,1 Mrd. Euro leicht gestiegen (2016: 4 Mrd.), durch eine generelle Umsatzsteigerung bedingt, prozentual vom Umsatz jedoch auf gleichem Niveau verharrt.

Angezeigte Ladendiebstähle rückläufig

Die Zahl der einfachen Ladendiebstähle hat sich seit 20 Jahren mehr als halbiert und 2017 sank der Wert um weitere 6,63 Prozent. „Zum Teil liegt der Rückgang an der längeren Öffnung der Geschäfte bei gleichzeitig geringerer Personalpräsenz. Die Ladenzeiten wurden ausgedehnt – nicht aber der Einsatz der Kaufhausdetektive angepasst“, so Frank Horst, Leiter Inventurdifferenzen + Sicherheit beim EHI. Erstmals seit 2007 sank auch die Zahl der angezeigten schweren Ladendiebstähle um 6,57 Prozent. Hierzu zählen z. B. Delikte, bei denen Sicherheitsetiketten entfernt oder verschlossene Vitrinen aufgebrochen werden. Mit 21.000 Anzeigen im letzten Jahr ist der Tatbestand aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Allerdings wird hierbei von einer nicht angezeigten Dunkelziffer von über 98 Prozent ausgegangen, weswegen ein Rückbezug von weniger Anzeigen auf weniger Diebereien nicht möglich ist. Hinter jedem angezeigten Täter, bleiben rund 65 Ladendiebe unerkannt.

Die Händler geben an, dass Diebstähle noch immer stark in organisierter Form durchgeführt werden. Die Täter gehen oft in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung vor. Nach EHI-Schätzungen entfällt wertmäßig rund ein Viertel aller Ladendiebstähle auf Banden und organisierte Kriminalität.

Bitte recht freundlich

Im Durchschnitt gibt der Handel 0,32 Prozent (1,35 Mrd. Euro) vom Umsatz für Präventionsmaßnahmen Sicherheitsmaßnahmen aus und jedes fünfte Unternehmen hat dieses Budget für 2018 weiter aufgestockt. Noch immer haben für über 80 Prozent der Händler abschreckende, für den Kunden sichtbare Maßnahmen wie Kameraüberwachung Priorität. Nach wie vor kommt aber auch der Schulung und Sensibilisierung von Personal eine Schlüsselrolle zu, um Ladendiebstahl zu minimieren.

Ute Holtmann (EHI)

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