Aufbruch-Subkontinent Indien

Handel

Indien hinter den Zöllen

Heute befinden sich der Bundeswirtschaftsminister, der Außen-, Landwirtschaftminister-, die Forschungsministerin sowie der Entwicklungsminister in Indien. Sie werden von sechs Staatsekretären und 20 Wirtschaftsvertretern begleitet und treffen in Neu Delhi zu Regierungskonsultationen zusammen, die mit Indien bereits zum Dritten Mal vereinbart wurden.

Premierminister des Landes, das als einziges den Namen Subkontinent für sich beanspruchen darf, Narendra Modi, hat mit großen Reformversprechen 2014 einen hohen Wahlsieg errungen, scheitert aber immer wieder im Kongress an einer fehlenden Mehrheit. Einheitliche Mehrwertsteuer, Regeln für Investitionen von Ausländern und das Thema Zölle sind Dauerthemen der globalen Wirtschaft. Gleichwohl sieht sich Indien im Verbund mit den BRICS-Ländern als zumindest regionale Wirtschaftskraft mit anderen Partnern auf Augenhöhe. Indien darf die „Neue Entwicklungsbank“, die im nächsten Jahr die BRICS-Länder begleitet, führen [1].

Indien wächst mehr als China

Natürlich ist das nicht abwegig. Indien ist die zehntgrößte Volkswirtschaft der Erde. Das Wachstum lag 2014 erstmalig über sieben Prozent und wird dieses und nächstes Jahr bei 7,5 Prozent liegen. Damit hat Indien China erstmals überholt. Das Handelsvolumen mit Deutschland beträgt rund 16 Milliarden Euro und konnte in den ersten sechs Monaten 2015 um weitere 18 Prozent ansteigen.

Deutschland hat in Indien rund 9,7 Milliarden Euro investiert und stellt 400.000 Arbeitsplätze. Darunter allerdings auch die im IT-Bereich ausgelagerten. Alleine Bosch hat 14 Produktionsstätten in Indien. Mobilität und Industrie 4.0 sind nach Angaben der Bundesregierung bedeutend und stehen auf der Reiseagenda ganz oben.

Herauszuheben ist eine neue Solarpartnerschaft mit einem Finanzvolumen von einer Milliarde Euro und die Errichtung eines deutsch-indischen Wissenschaftszentrums. Bis 2024 sollen die Solarkapazitäten in Indien bei einem Investitionsvolumen von 100 Milliarden US-Dollar von 2,5 auf 100 GW ausgebaut werden. Eine eigene Agentur hat gerade die Ausschreibungsphase für so genannte „Green Energy Corridors“ begonnen, in denen der Strom aus neuen Energien verteilt wird [2]. Neben der Energiewirtschaft spielen Anlagenbau, Chemie und Umwelttechnik eine große Rolle. Die Kreislaufwirtschaft gilt als unorganisiert. Die „Clean Ganga Mission“ soll Gewässer für den städtischen Trinkwasserbedarf sicher stellen. Technisches Knowhow aus dem Ausland ist gefragt.

Für Indien wichtig ist auch der Pharmabereich. Der allerdings ist ein Streitpunkt zwischen Brüssel und Neu Delhi. Weil die Europäer Testverfahren für die sichere Ausfuhr von Generika nicht akzeptieren, verzögert Indien die Gespräche über ein Freihandelsabkommen mit der EU. Deutschland hingegen drängt auf eine Lösung als wichtigen Schritt in Richtung Handelsabkommen. Mit der alten Regierung seien die Europäer „relativ nahe dran“ gewesen und für eine Pause hätten die Wahlen gesorgt.

Nahrungsmittelindustrie

Das Marktvolumen der Lebensmittelindustrie lag 2014 im Bereich von 41,3 Milliarden US-Dollar. Durch die wachsende Nachfrage an verarbeiteten Lebensmitteln ist nach Markteinschätzung von German Trade and Invest (gtai) der Bedarf an Nahrungsmitteln- und Verpackungsmaschinen hoch und wird von der Regierung als prioritär angesehen. Im Rahmen der Kampagne „Make in India“ sollen in den nächsten Jahren in diesen Bereich rund 960 Millionen US-Dollar investiert werden.

Lesestoff:

[1] BRICS-Treffen in Russland

[2] Ministerium für erneuerbare Energien www.mnre.gov.in und www.powergridindia.com

Roland Krieg

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