Aus 50 t Kartoffeln werden 30 t Pommes
Handel
Kartoffelpreise ziehen leicht an
Die Frühkartoffelernte ist abgeschlossen und der Sommer hat auch bei der bodenständigsten Feldfrucht Spuren hinterlassen. Auf leichten Böden, die nicht beregnet werden konnten rechnet der Deutsche Bauernverband mit Ertragseinbußen von über 20 Prozent. Besonders klein war in diesem Jahr das Angebot der großen Knollen, die von der verarbeitenden Industrie für Pommes frites benötigt werden. Abnahmeverträge von Chips- und Frittenherstellern konnten nicht alle Bauern erfüllen, so dass die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW) bereits über „kleinere Fritten“ klagte.
Vertragsbauern zahlen kräftig drauf
In den letzten Wochen wurden die Erdknollen an den Warenterminbörsen in Rotterdam, Amsterdam und in Hannover bereits zu Höchstpreisen gehandelt, weil die Frühkartoffelernte europaweit knapp ausfällt. Bauern, die weniger ernten können von den hohen Preisen aber nicht profitieren. Da sie feste Lieferungsverträge haben und die Preise in den Verträgen schon vor dem Anbau festgeschrieben sind, müssen sie die fehlende Menge auf den teuren Märkten hinzukaufen. In NRW werden nach Angaben der LWK 70 Prozent der Kartoffeln im Vertragsanbau gepflanzt.
Von einem Durchschnittsertrag von 50 Tonnen je Hektar bleiben in der Fabrik, nach waschen, schälen und Schneiden in Scheiben oder Stäbchen rund 30 Tonnen Pommes übrig. Die Verarbeitung findet allerdings im Nachbarland Niederlande statt, so dass die rheinischen Kartoffeln von dort oftmals als „Holländische Pommes frites“ den Weg in das Tiefkühlregal oder in die Imbissbude finden.
Neue Impulse durch Kartoffeltag erwartet
Im letzten Jahr wurden in Deutschland 11,6 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Ob es in diesem Jahr überhaupt 10 Millionen Tonnen werden steht noch nicht fest. 2006 verzeichnete der DBV einen leichten Anbaurückgang von 276.000 auf 247.100 ha. Da aber die Hauptsaison erst noch beginnt und spätreife Sorten immer an Ertrag zulegen können, lassen sich die endgültigen Erntzahlen durchaus noch beeinflussen. Trotzdem sorgt sich der DBV, ob die Nachfrage bis zur nächsten Saison gedeckt werden kann. Mit er Ausrichtung der europäischen Kartoffeltage Anfang September (s. Terminhinweis) erhofft sich der Verband neue Impulse für die Kartoffelwirtschaft.
Auch die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) sieht noch Erntepotenzial im September. Trotzdem wird das keinen Effekt auf die hohen Preise haben. Die ZMP rechnet weiterhin mit einem gegenüber dem Vorjahr höher liegenden Preisniveau, denn die Industrie wird die Erdknollen weiter stark nachfragen. Für günstige Bevorratungsaktionen in den Geschäften sehen die Marktbeobachter stehe nicht genügend Ware zur Verfügung.
Für vorwiegend festkochende Speisekartoffeln in kleinen Gebinden liegt der durchschnittliche Erzeugerpreis rund Zweieinhalb Mal höher als 2005. Verbraucher zahlen auf der Ladenstufe allerdings deutlich weniger mehr. Mit 60 Eurocent je kg liegen zur Zeit die Preise etwa ein Drittel höher als im August 2005.
VLE