Aus der Ambulanz in die Reha
Handel
Was ist der Politik der Handel wert?
Eigentlich stand am zweiten Tag des Deutschen Handelskongresses die Frage „Was ist der Handel der Politik wert?“ auf dem Programm. Wegen der Finanzkrise wurde das Programm geändert, das Podium ausgetauscht – aber das Thema irgendwo doch beibehalten. Die wirtschaftspolitischen Sprecher der Parteien waren sich einig, dass sowohl das Finanzpaket für die Banken als auch das Konjunkturpaket notwendig sind. Was allerdings daraus resultiert und wie es 2009 und darüber hinaus weiter geht, wird zur Parteipolitik mit unterschiedlichen Ansätzen: Ein Ausblick auf die Diskussionen im Wahljahr 2009.
Weg mit dem „Mittelstandsbauch“ | |||
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2007 |
2008 |
2009 |
Wirtschaftswachstum in % |
2,5 |
1,7 |
0,0 |
Arbeitslose in Mio. |
3,78 |
3,27 |
3,30 |
Inflation in Prozent |
2,3 |
2,8 |
2,1 |
Staatsverschuldung |
- 0,2 |
- 0,1 |
- 0,2 |
Hilfe innerhalb des Staatsetat
Michael Meister von der CDU/CSU brachte es auf den Punkt. Man müsse zwischen Notfallmedizin und Reha-Maßnahmen unterscheiden. Die beschlossenen Finanzpakete können ihre Wirksamkeit beweisen und die deutsche Wirtschaft gehe als gesunder Patient in die nachfolgenden Reha-Maßnahmen. Die Inflationsentwicklung weise in Deutschland einen guten Trend auf, mehr Menschen stehen in Lohn und die Zentralbanken könnten sich bereits wieder überlegen, die Zinsen zu senken, analysierte Meister die Blutwerte der Wirtschaft auf. Mit dem Absenken der Arbeitslosenversicherung seit Legislaturbeginn hätten die Arbeitnehmer schon durchschnittlich 40 Euro mehr im Monat auf dem Konto. „Mehr Netto vom Brutto“ sollen die Menschen bekommen und den Konsum ankurbeln.
Hubertus Heil von der SPD möchte dem Verbraucher die Notwendigkeit der Finanzpakete effektiver kommunizieren, denn ohne diese Hilfen entstünde ein Dominoeffekt mit weitaus drastischeren Auswirkungen. Man solle sich auch bei aller Kritik erst einmal an die Umsetzung des einen Paketes orientieren und nicht gleich mehrere Maßnahmen durchführen, was den Anschein politischen Aktionismus erweckte. Keine Kürzungen im Bereich der Investitionen sind verlässliche Rahmenbedingungen für den Handel.
Gewinner und Verlierer |
Für Hermann Otto Solms von der FDP ist das Konjunkturpaket der Bundesregierung nicht ausreichend und unzusammenhängend. Es fehle an einer langfristigen Strategie, den Konsumenten mehr Geld in die Hand zu geben. Strukturentlastungen seien wichtiger als Konjunkturpakete – so litte der Handel noch heute unter der Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte.
Auch Kirsten Andreae von Bündnis 90/Die Grünen bläst ins gleiche Horn. Die USA hätten mit einem ersten Konjunkturpaket von 100 US-Dollar an jeden Bürger keinen Erfolg gehabt und müssten sich als nächstes etwas anderes ausdenken. Wesentlich sinnvoller sei es, die Investition in den ohnehin notwendigen Klimaschutz zu lenken. „Massiv Geld“ müsse in Bildung, Infrastruktur und Forschung gesteckt werden.
Was auch immer gemacht werden wird, so waren sich alle einig, dürfe die Haushaltskonsolidierung nicht in Frage stellen. Es dürfen keine Investitionen gemacht werden, die Haushaltslöcher reißen und von der nächsten Generation gestopft werden müssten.
Letztlich gehe es darum, die Menschen im unteren Einkommensbereich und Hartz IV-Empfängern zu entlasten, so Andreae. Im oberen Bereich dürften keine Steuern mehr gesenkt werden, um die Entlastungen zu finanzieren. So ähnlich sieht das auch Hubertus Heil: Skandinavien mache es vor, dass Sozialleistungen weniger über die Arbeit und mehr über die Steuern finanziert werden können.
Für einen überbetrieblichen Vergleich hat der HDE die Durchschnittswerte und die Werte der Besten in der jeweiligen Kategorie gegenüber gestellt. | ||||||
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Supermarkt |
Discounter |
Naturkost | |||
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Schnitt |
Besten |
Schnitt |
Besten |
Schnitt |
Besten |
Personalleistung |
170.000 |
200.000 |
400.000 |
k. A. |
137.000 |
150.000 |
Flächenproduktivität |
3.800 |
4.100 |
5.000 |
7.000 |
4.500 |
5.000 |
Handelsspanne |
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Betriebskosten |
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Betriebsergebnis |
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Q: Factbook Einzelhandel 2009 |
Lesestoff:
Factbook Einzelhandel 2009. LVP Lebensmittel Praxis Verlag, Neuwied. ISBN 978-3-88688-250-2; 29 Euro
Eröffnung Handelskongress
Workshop Nachhaltigkeit
Roland Krieg