Bananen mit Lemurenfrosch

Handel

Chiquita schützt Regenwald und Arbeiter

>Die Augen sind zwar etwas röter als das Original, aber die Finger... Diese Finger! Feingliedrig mit blasigen Spitzen. Das kann nur der Lemurenfrosch (Phyllomedusa lemur) sein. Der stark gefährdete Amphibium ist in Costa Rica, Kolumbien und Panama zu Hause. Genauso wie die Banane.

Zertifizierte Bananen aus Lateinamerika
Wer früher an Bananen dachte, sah ausgebeutete Plantagenarbeiter vor sich, die ungeschützt Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt sind. Bananenmultis als Synonym für rücksichtslosen Kapitalismus. Wer so ein schlechtes Image hat, dem reicht es irgendwann einmal. Chiquita, der Inbegriff der Banane, die botanisch gesehen eine Beere ist, hat Frosch und Frucht zusammen gebracht. Die unabhängige Umweltorganisation Rainforest Alliance engagiert sich seit 1990 in Mittel- und Südamerika für bessere Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktionsweisen auf den Plantagen. Die Organisation hat ein 90-seitiges Zertifizierungsprogramm aus Umwelt- und Sozialkriterien zusammen gestellt. Im Jahr 2000 erhielten erstmalig alle Chiquita Farmen in Lateinamerika das Umweltzertifikat. Für die Firma arbeiten etwa 14.000 Menschen auf 15.000 Hektar Plantagen. Susanne Mühr gab am Bananenstand in der Bio Markt Halle 6.2 noch mehr Auskunft: 80 Prozent der Zulieferungsfirmen sind auch schon zertifiziert. Das Dokument muss jedes Jahr erneuert werden, weswegen Kontrolleure der Rainforest Alliance angemeldet und auch unangemeldet auf den Betrieben erscheinen.

Eine Infrastruktur entsteht
Normalerweise bekommen die Bananenarbeiter nur für die Dauer ihrer Arbeit ein Haus gestellt. Bei Chiquita hingegen erhalten sie die Gelegenheit, dieses während der Arbeitsdauer auch zu erwerben. Damit haben sie ein Wohnhaus für ihren Alterssitz. In Honduras beispielsweise hat das Unternehmen 2004 für seine Mitarbeiter 600 Häuser gebaut. Es steuerte zu drei Viertel der Baukosten hinzu. Das Projekt wurde gemeinsam mit den Gewerkschaften und der Regierung von Honduras erarbeitet und mit dem Preis "Corporate Citizen of the Americas" ausgezeichnet. Verliehen wurde der Preis von der Stiftung "Trust for the Americas", die eine gemeinnützige Organisation der OAS ist (Organisation der Amerikanischen Staaten).
Susanne Mühr teilte noch mit, dass Chiquita begonnen hat, Schulen zu bauen. Das schaffe in den ländlichen Regionen oftmals eine erste Infrastruktur.
Auf die Frage, warum Chiquita erst jetzt in die Öffentlichkeitsarbeit gehe, antwortete sie, dass die Firma sicher sein wollte, dass alle Bananen, die jetzt im Handel sind, auch zu Recht den Frosch tragen. Bis alle beteiligten Farmen die umfangreiche Zertifizierung durchlaufen haben, dauerte es eine Zeit.
Weiterhin hat Chiquita mittlerweile Millionen Bäume für eine Aufforstung gepflanzt und setzt auf manchen Farmen bodendeckende Pflanzen zwischen den Sträuchern ein, um Unkräuter auf natürlichem Wege zu verhindern. Corporate Responsibility heißt das Stichwort, mit dem Multinationale Konzerne beginnen, sich in eine Vorreiterrolle zu erarbeiten. Welche Auswirkungen das auf die Mitbewerber haben könnte, vermochte Susanne Mühr nicht zu prognostizieren. Das läge in deren Verantwortung.
An 10.000 Grundschulen hat Chiquita sogar ein Brettspiel verteilt, mit dem Kinder beim Überklettern von ?Kohlenhydratklippen? und beim Durchschreiten des ?Tal der Vitamine? etwas über Ernährung lernen. Bei den Ereigniskarten gibt es neben den guten Fragen auch ein kleines Bewegungsspiel. Allerdings werden die Zielfeldkarten und das Spielbrett wegen der aufgedruckten Firmensymbole nicht ungeteilten Anklang finden, wie die Tagung Werbung und Schulsponsoring zeigte.
Den Chiquita Stand finden Sie in der Bio Markt Halle 6.2 und die Zertifizierungskriterien unter www.rainforest-alliance.com, sowie unter www.chiquita.com. Susanne Mühr wies darauf hin, dass es die Kriterien zur Zeit nur in englischer Sprache gibt, eine Übersetzung allerdings schon in Arbeit ist.

Roland Krieg

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