Bargeldumsatz an der Kasse sinkt
Handel
Kartengestützte Zahlungssysteme
Vergangenen Dienstag fand in Bonn der „EHI Kartenkongress“ statt. Das Forschungs- und Beratungsinstitut für den Handel (EHI) hat die neuesten Trends beim Bezahlen an der Kasse ausgemacht. Änderungen bei der Gebührenregelung schaffen neue Favoriten und senken den Bargeldumsatz. Der Handel kann jetzt dem Kunden ein breites Angebot an Bezahlmöglichkeiten offerieren.
Der Kartenumsatz hat sich um 7,4 Milliarden Euro auf 177,58 Milliarden erhöht und nimmt einen Anteil von 44,5 Prozent ein. Der Umsatz mit Bargeld ist leicht um 0,9 Prozent auf 52,4 Prozent Marktanteil gesunken.
Kreditkarten
Im Jahr 2014 hat das Bundeskartellamt feste Gebühren für girocard/electronic-cash-Systeme aufgehoben und die EU im letzten Jahr die Deckelung der InterChange-Gebühren auf 0,3 Prozent für Kredit- und 0,2 Prozent für Debitkarten festgelegt. Die gesunkenen Gebühren haben sich im Handel bemerkbar gemacht und sogar die Discounter wie Aldi Nord und Süd als auch Lidl haben das flächendeckende Bezahlen mit der Kreditkarte akzeptiert. Der Kreditkartenumsatz allein hat sich auf 22,9 Milliarden Euro erhöht und hält einen Nutzungsanteil von 5,7 Prozent. EHI prognostiziert in diesem Jahr ein weiteres Plus auf 6,2 Prozent, muss aber auch über Beschwerden bei MasterCard berichten, die zusätzliche Systemgebühren eingeführt haben.
Girocards
Nicht von der Gebührenregulierung betroffen sind die Girokarten, die mit einem Anteil von 23,3 Prozent am Bezahlvorgang noch immer Marktführer sind. Ein leichtes Minus von 0,5 Prozent führen die Marktspezialisten auf die Ausweitung der Kreditkarten zurück, obwohl der Provisionssatz für Händler mit 0,197 Prozent deutlich unter den alten Monopolgebühren liegt.
Besonders verloren haben Tankstellen, nachdem Aral und BP auf das unterschriftbasierte ec-Lastschriftverfahren umgestiegen sind.
Comeback für ELV
Das ec-Lastschriftverfahren (ELV) ist also alles andere als totgesagt. Mit einem Plus von 0,8 Prozent ist der Anteil am Bezahlvorgang auf 14,2 Prozent sogar angestiegen. Alle großen Handelsunternehmen nutzen das ELV als Ergänzung zum girocard-System.
Bargeld
Der Lebensmitteleinzelhandel verfolgt die Diskussion um eine Bargeldobergrenze gelassen. Hingegen fürchten Möbel- und Textilhändler wie auch Baumärkte Nachteile bei einer Obergrenze von 5.000 Euro.
Für den Lebensmitteleinzelhandel ist die Frage nach Auslistung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen interessanter. Dadurch würden die Kosten für die Geldversorgung sinken, im Hintergrund der Verwaltungsaufwand und der Bezahlvorgang des Kunden würde sich beschleunigen. Kritiker fürchten wenig Verständnis beim Kunden, Händler die Umgestaltung der Preise und das Neuprogrammieren der Kassen.
Kontaktloses Bezahlen
Der neueste Clou der Bezahltechnik funktioniert mit einem NFC-Chip in der Karte. Der Handel hat bis Jahresende die Voraussetzungen des „Kontaktlosen Bezahlens“ an den Kassen zu 60 Prozent umgesetzte, prognostiziert EHI. Das aber ist nur die Infrastruktur. Auf marktreife mobile Bezahllösungen warte der Handel noch. Treiber dieser Technologie sind Internetriesen wie Google oder Apple.
Roland Krieg; Grafik: EHI