Bauernbund fordert Ende der Konzentrationsprozesse
Handel
Bauernbund fordert Ende der Konzentrationsprozesse
Kurt-Henning Klamroth, Präsident des Deutschen Bauernbundes e.V., der die bäuerlichen Familienbetriebe in Ostdeutschland unterstützt, forderte im Vorfeld der Grünen Woche ein Ende des Konzentrationsprozesses in der Weiterverarbeitung.
Rekommunalisierung der Weiterverarbeitung
Nach seiner Analyse sei das Thema Lebensmittelpreise ausgereizt. Viel mehr würden Verbraucher nicht mehr akzeptieren und auch dann käme bei den Landwirten nicht mehr an. Beim Brot mache der Erzeugeranteil nur noch 35 Prozent aus, je Liter Bier ein Eurocent und bei Fleisch nur noch 26 Prozent. Dramatischer als der Preisverfall in der Vergangenheit ist die Abkopplung der Kosten für Betriebsmittel. Als Beispiel nannte er die teuren Breitbandpflanzenschutzmittel, die auch gegen Schädlinge wirkten, die nicht vorhanden sind. Die Bauern wären in der Lage mit den alten preiswerteren Mittel „dezidiert“ gegen Schädlinge vorzugehen, wenn sie auftreten. Allerdings lasse die Politik die Zulassungen auslaufen und folge den Vorschlägen der chemischen Industrie.
Vergleichbar müsse auch der Importabhängigkeit von Futtermitteln gegengewirkt werden. Luzerne als Eiweißpflanze und Experimente mit Soja könnten den heimischen Futteranbau wieder attraktiv machen, wenn die Forschung und Förderung dahingehend ausgebaut würden.
Nach Klamroth sind weitere Konzentrationsprozesse in der Weiterverarbeitung nicht mehr wirtschaftlich. In Sachsen-Anhalt hätten die Bauern nur noch die Möglichkeit, zwischen drei Molkereien zu wählen. „Die Gewinne bleiben an den Rädern hängen“, umschreibt Klamroth die hohen Transportkosten. Das gleiche gilt auch in der Schweineproduktion. Sachsen-Anhalt diskutiere schon über kleinere Schweineanlagen von 8.000 statt 80.000 Tieren.
Im Milchbereich würden nach Berechnungen des Bauernbundes Kosteneffekte durch größere Produktionseinheiten lediglich drei Cent je Liter Milch ausmachen. Neidisch schaue er auf die kleinteiligeren bayrischen Verhältnisse, wo kleinere Milchviehbetriebe und kleinere Molkereien höhere Auszahlungspreise nach sich ziehen.
Erste Säule stützt den ländlichen Raum
Der Weg in die Regionalisierung sein eine Frage des politischen Willens, so Klamroth zu Herd-und-Hof.de. Es sei ein politischer Prozess, was gefördert werde und in der Vergangenheit habe man den Bauern schon immer gesagt, ihr sollt wieder direkt vermarkten.
Daher sei die Umschichtung der Agrargelder in die zweite Säule der falsche Weg. Über alle Betriebe hinweg erzielen die Bauern 200 Euro Gewinn je Hektar, in denen aber auch 300 Euro Subventionen steckten. Das zeige nicht nur, dass Landwirtschaft ohne Subventionen nicht möglich sei, sondern auch, dass es sinnvoller wäre, sie in die erste Säule, den Direktzahlungen zu stecken. Viele kleine Produktionseinheiten sicherten den ländlichen Raum auf wirtschaftlicher Basis.
Roland Krieg
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