Bayer: In zwei Jahren zum Zwerg

Handel

Das Kreuz von Bayer

Entlastungen des Vorstands sind Routinen in der Tagesordnung von Vereinen und Aktiengesellschaften. Die Mitgliederversammlung entlastet den gesamten Vorstand oder einzelne Personen, um zurückblickend die Arbeit und Kassenlage der letzten 12 Monate als zufriedenstellend zu bewerten. Das schließt Kurskorrekturen für die Zukunft und Debatten nicht aus.

Auf der Hauptversammlung der Bayer AG am Freitag vollzogen aber 55 Prozent der Aktieninhaber das, was Nichtregierungsorganisationen auf der Straße seit der Übernahme von Monsanto durch die Bayer AG laut einfordern: Eine Schuldzuweisung, was die Verweigerung der Entlastung am Ende auch tatsächlich ist. Eine Entlastung ist nicht nur ein Zeichen an die Außenwelt, dass die Aktionäre mit dem Unternehmen zufrieden sind und andere weiterhin ihr Vertrauen in den Konzern setzen können, eine Verweigerung hat rechtliche Konsequenzen, wenn Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden.

Seit Freitag dreht sich die Frage um die Ablösung des Konzernchefs Werner Baumann. Die Antwort  wird vor dem Hintergrund des Misstrauensantrags beschleunigende Wirkung in jede Richtung haben: Die Medien zitieren Ingo Speich, Nachhaltigkeitsleiter beim Sparkassen-Fondshaus Deka mit den Worten: „Innerhalb von nur zwei Jahren ist der einstige Pharmagigant zu einem Zwerg mutiert.“

Die Bayer AG hatte wirtschaftlich durchaus gute Gründe, sich als Konzern für die Agrochemie mit einem Saatgutspezialisten zu verbandeln. Die Kombination aus Pflanzenschutz und Saatgut ist ein zentraler Baustein der Marktstrategie der vier großen Agrochemiekonzerne, betonte Jim Collins diesen April im Handelsblatt. Er leitet mit Corteva die Agrarsparte des Fusionskonzerns Dow-DuPont. Gegen bestimmte Herbizide resistente Nutzpflanzen können auch ohne Gentechnik, wie beim Clearfield-Raps, erzeugt werden. Ackerbaulich hat das Modell Vor- und Nachteile [1].

Monsanto hat mit dem genetisch veränderten Doppelpack gleich zweifach ein weltweites Feindbild aufgebaut. Auf der Hauptversammlung haben sich die Aktionäre mittlerweile die gleiche Frage die die Bayer-Gegner gestellt, wieso der Konzern aus Leverkusen sich ausgerechnet diesen Amerikaner ins Haus geholt hat.

Der Weg vom Zwerg zum Giganten dauert länger.

Lesestoff:

[1] Pflanzenschutz und Sorte im Doppelpack: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/herbiziresistente-pflanzen-ohne-gentechnik.html

Roland Krieg

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