Bayern genehmigt Milk Board
Handel
Genossenschaften sehen im Milk Board eine Konkurrenz
Bayern hatte sich noch im Sommer gegen das Milk Board gewehrt, weil es mit dem Marktstrukturgesetz nicht vereinbar sei. Mitte August jedoch gab es Signale für eine Änderung und am Donnerstag teilte das bayrische Landwirtschaftsministerium mit, dass nach einigen Korrekturen das Milch Board genehmigt ist.
Doppelmitgliedschaft erlaubt
Das „Milk Board“ soll Erzeugung und Absatz auf Erzeugerebene sichern und damit den Bauern ein eigenes „Verhandlungsmandat“ im Markt geben. Nach Änderung der Satzung können jetzt auch Mitglieder aufgenommen werden, die anderweitige Lieferpflichten haben. Eine Lieferpflicht an das Milk Board haben sie nicht. Für diese Mitglieder sind die Verkaufsregeln des Milch Boards nicht verbindlich.
In diesem Zusammenhang legt das Ministerium Wert auf die Feststellung, dass die „Befreiung von der Andienungs- und Lieferpflicht bei Milch Board keine Ermächtigung zu einem Lieferstreik bedeutet.“ Bestehende Lieferverträge müssen demnach eingehalten und erfüllt werden. Neumitglieder müssen vor dem Beitritt zum Milk Board auf diese Regelungen hingewiesen werden.
Verhandeln und Vermarkten
Das Milk Board, das im „Denglisch“ offiziell Milch Board heißt, hat ein Verhandlungs- und ein Vermarktungsmandat. Zwischen den einzelnen Erzeugergemeinschaften variiert der Preis nur wenig und die angelieferten Milchmengen sind zu gering, um eine starke Machtmacht zu erzielen. Das Milk Board will diese Marktmacht aber aufbauen, um auf das Milchpreisniveau Einfluss zu nehmen. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) will dann mit einem Verhandlungsmandat einen Basispreis mit der Milchwirtschaft aushandeln. Sollten die Molkereien diesen nicht akzeptieren, dann sollen den Bauern befristete Lieferstreiks erlaubt sein.
Steigende Preise auch in der Schweiz |
„Marktferne Initiative“
In dieser Woche hatte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, dem Milk Board eine Absage erteilt. „Marktferne Initiativen“ würden einen Keil zwischen Milcherzeuger und Molkereigenossenschaften treiben. Mehr als 20 Millionen Tonnen Milch, mehr als zwei Drittel des Gesamtaufkommens in Deutschland, werden über die Genossenschaften vertrieben, die den Milchbauern bereits eine starke Position auf dem Markt gäben. Nüssel betont die enge Verbindung zwischen Genossenschaften und ihren Mitgliedern: „In dieser engen Bindung zwischen Milchbauern und ihren eigenen Unternehmen ist weder eine Notwendigkeit noch Platz für externe Mitsprache, Preisvorgaben oder für unsinnige Verhandlungsmandate.“
Milk Board und Quote
2015 läuft die Quote für die Milchproduktion aus und was genau danach geschieht weiß noch niemand. Bleiben Preis und Nachfrage hoch, dann sichert der Milchpreis das Einkommen. Steigt aber die Milchmenge über die Nachfrage, dann führt der Wegfall der Liefergarantie zu einem niedrigen Preis, der Milchbauern die Existenzen kosten kann. Das fürchtete Lutz Ribbe von der Stiftung europäisches Naturerbe diesen Montag in einer Anhörung des Bundestagsausschuss Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Es müssen also Lösungsansätze für die Zeit nach 2015 bereitstehen. Es gibt auch Stimmen, die den gestiegenen Milchpreis nicht auf die Weltmarktsituation zurückführen, sondern auf den gestiegenen Organisationsgrad der Bauern. Prof. Michael Schmitz von der Universität Giessen forderte im Ausschuss mehr Wettbewerbsfähigkeit durch Stärkung der Marktkräfte.
Das könnte mit dem Milk Board gelingen. Und das durch Bayerns Genehmigung, das sich gegen die Entschließung zur Abschaffung der Milchquote gestemmt hatte.
VLE