Beck´s schluckt Bud
Handel
Anheuser-Busch InBev: Das größte Bier der Welt
Im Juni wollte die belgische InBev, das belgisch-brasilianische Unternehmen mit den Marken Beck´s und Stella Artois, 46 Milliarden US-Dollar für die mehr als 150 Jahre alte amerikanische Familienbrauerei Anheuser-Busch bezahlen. Mit einem Anstieg der Offerte von 65 auf 70 US-Dollar je Aktie haben die Amerikaner der Hochzeit am Sonntag zugestimmt. Für 52 Mrd. US-Dollar übernehmen die Belgier das US-Bier und stellen den Traditionsnamen Anheuser dem eigenen Namen voran.
US-Bier ausverkauft
Anheuser-Busch produziert mit Budweiser und Bud Light das amerikanische Bier schlechthin. Mit 48 Prozent Marktanteil sind diese Biere auch dank millionenschwerer Werbeetats in Nordamerika omnipräsent. Nur wenige Marken haben vergleichbare Marktdurchdringungen erreicht, blickt die New York Times wehmütig zurück. Deshalb haben sich die Amerikaner bis hin zu Barack Obama auch gegen den Ausverkauf gewehrt und beispielsweise mit der Internetseite www.savebudweiser.com für den Verbleib in den eigenen Händen gekämpft. Dort prangt jetzt die knappe Feststellung „Deal´s done“.
Es ist nicht der erste. Die Miller Brauerei ging 1999 bereits in südafrikanische Hände, die Adolph Coors Company 2005 zu Molson in Kanada, die letztlich an die Londoner SABMiller ging – derzeit noch weltweit die Nummer eins. Das allerdings wird sich jetzt ändern Wenn der Deal zwischen Bud und Beck´s Ende des Jahres abgeschlossen sein wird, hat die weltgrößte Brauerei einen Umsatz von 36,4 Milliarden US-Dollar, produziert rund 460 Millionen Hektoliter Bier und führt mehr als 300 Getränkemarken weltweit.
Angesichts steigender Rohstoffpreise erwarten beide Brauereien zusammen eine Einsparung an Kosten bis zu 1,5 Mrd. US-Dollar, die ab 2011 realisiert werden sein sollen. Ein Jahr vorher soll für beide der Gewinn steigen.
„The Great American Lager“
Anheuser-Busch hat sich bei den amerikanischen Konsumenten ein trautes Image erworben. Anheuser gilt als „starker Unterstützer des Militärs und der Familien zu Hause und im Ausland“. Spenden und Umweltschutzaktionen haben die Marke in Amerika tief verwurzelt. InBev trägt dem wohl Rechnung, denn der Sitz des neuen Konzerns bleibt St. Louis im Staat Missouri, dem Traditionssitz Anheusers. Wegen der geringen geographischen Überlappung beider Brauereien, soll St. Louis auch „Home of Bud“ bleiben. Deshalb soll es auch keine Entlassungen geben, heißt es.
Biermarkt unter Druck
Derzeit sind es noch 112 Liter Bier, die jeder Bundesbürger im Jahr trinkt. Ulrich Kallmeyer, im April 2009 scheidender Geschäftsführer von Radeberger, rechnet allerdings damit, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in den nächsten fünf Jahren auf unter 100 Liter sinkt. Auf dem Biermarkt sorgen nur die Mischgetränke für Belebung. Radeberger ist mit 1,3 Mrd. Euro Umsatz der größte Brauereikonzern in Deutschland und gehört zu Oetker. Bis zu seinem Abschied will Kallmeyer die Geschäftsführung noch erweitern und dem Volumenschwund im deutschen Markt mit „qualitativer Marktführerschaft“ begegnen, so die Lebensmittelzeitung. Die Herausforderungen liegen in den steigenden Rohstoffpreisen, dem intensiven Wettbewerb und dem Preisgefälle zwischen Top-Marken und Handelsmarken.
InBev ist auf dem deutschen Markt mit Beck´s, Hasseröder, Franziskaner Weißbier, Diebels Alt sowie den regionalen Marken Gilde, Haake-Beck, Löwenbräu und Spaten vertreten.
Die Zukunft liegt jedoch im Osten. Bis auf Anheuser , das sich nur auf Tschechien begrenzt hat, sind alle großen Brauereien auf dem osteuropäischen Markt vertreten und sehen dort große Wachstumschancen. Den meisten Wettbewerb liefern sich die niederländische Heineken mit der dänischen Carlsberg. Die Holländer haben zwischen 2001 und 2008 bislang 13 Akquisitionen hingelegt. „Durch schnell wachsende Märkte und Akquisitionen besitzen wir eine exzellente Plattform, um die Marke Heineken ebenso gut weiterzuentwickeln, wie regionale und lokale Marken“, erklärte Nico Nusmeier, Heineken-Geschäftsführer für die osteuropäischen Märkte in der Lebensmittelzeitung. Russland, Polen und Rumänien seien die erfolgreichsten Märkte.
Deutschlands größte Bierbrauer | ||
Unternehmen |
Marke |
Hektoliter |
InBev Deutschland |
Beck´s Franziskaner, Diebels, Spaten, Hasseröder |
17,3 Mio |
Radeberger Gruppe |
Radeberger, Jever, DAB, Clausthaler |
13,7 Mio |
Bitburger Gruppe |
Bitburger, König, Licher, Köstritzer |
8,1 Mio |
Brau-Holding International (BHI) |
Paulaner, Kulmbacher, Fürstenberg |
7,4 Mio |
Carlsberg-International |
Holsten, Lübzer, Carlsberg, Tuborg |
7,0 Mio |
Oettinger |
Oettinger |
6,5 Mio |
Krombacher |
Krombacher, Rhenania, Eichner, Cab |
5,7 Mio |
Q: Situationsbericht DBV 2007 |
VLE