Bedientheke Obst und Gemüse?
Handel
Obst und Gemüse suchen Absatz
In
Deutschland wird weniger Obst und Gemüse gegessen, als gesundheitlich
erforderlich. Aber auch in den mediterranen Ländern sorgt sich die Branche um
den Absatz. Möglicherweise liegt das nach Alfons Schuhbeck immer noch an der Unkenntnis,
wie Gemüse richtig und schmackhaft zubereitet wird. Gemüse darf nur gedünstet
werden und richtig gewürzt, entfaltet es erst seinen Appeal, sagte der Starkoch
auf dem Frische Forum der Fruit Logistica. Trotz Kochshows gibt es da immer
noch Wissensdefizite.
Obst
und Gemüse leiden unter dem Paradox, dass ihr Image eines der besten in der
Lebensmittelbranche ist, doch oft nur bei den Vegetariern hoch im Kurs steht.
Werbung erforderlich
Sybil
Anwander Phan-huy von der Schweizer Coop sieht in der Warenpräsentation einen
Schlüssel für steigenden Absatz. Heute wollen die Kunden ein Produkt, dass
ökologischen und soziale Kriterien entspricht
und in diesem Jahr wird die Coop im Laden zeigen, welche Menschen hinter den
Produkten stehen. Der Kakaobauer aus Ghana wie die Sennerin von der Alm werden
den Produkten ein Gesicht geben.
Seit
einem Jahr probiert Volker Kock, Geschäftsführer von famila Handelsmarkt Kiel, in seinem Kieler Geschäft den Kunden
etwas ganz neues zu bieten. Kohl und Salat bleiben im SB-Bereich, aber die
sensiblen Produkte wie Kirschen oder Pflaumen wurden an einer Bedientheke
angeboten. Dafür gibt es viele Gründe. Während in Italien die Marktbesucher das
Obst mittlerweile mit Handschuhen anfassen, „grabbeln“ in Deutschland alle an
Äpfeln und Pflaumen herum. Ein wenig beachtetes Thema, so Volker Kock zu
Herd-und-Hof.de. Aber natürlich können seine Mitarbeiter auch etwas zu den
angebotenen Sorten sagen. Kock bezieht kleine Mengen von kleinen Erzeugern aus
der Nachbarschaft, deren Produkte mit den Discounterpreisen nicht konkurrieren
können. Die geschulten Mitarbeiter wären in der Lage, Obst und Gemüse als
hochwertiges Produkt anzubieten – wenn die Kunden sich daran gewöhnen würden. Der
Frischebereich wird gerade umgebaut und Volker Kock nimmt einen neuen Anlauf
mit dieser einzigartigen Präsentation. Die Kunden haben sich mit der
Veränderung schwer getan.
Rentabilitätsproblem?
Fernando
Gomez Molina Direktor von Proexport aus der spanischen Obst und Gemüse-Region
Murcia, glaubt allerdings, dass das Rentabilitätsproblem gewichtiger ist, als
das Qualitätsproblem. Die Anbaurichtlinien in der EU sind strenger als
anderswo. Viele Obst- und Gemüseanbauer
sind kleine Farmer, die den Betrieb noch in die nächste Generation überführen
wollen. Die hätten der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandles kaum etwas
entgegen zu setzen. Die Agenten der Händler suchen nicht mehr nach guten
Produkten, sondern nach niedrigen Preisen. Gomes prognostiziert, dass ohne
Subventionen der Anbau nach Nordafrika abwandert.
Nach
Claudio Scalise, Präsident der SG Marketing Agroalimantare aus Italien, wird es
weiterhin einen Niedrigpreismarkt für die Menschen mit geringen Einkommen
geben. Lukrativere Märkte seinen Convenience und Bio. Dort sind die Renditen besser.
Gomez
sprach sich für eine europaweite Werbekampagne für Obst und Gemüse aus. Es gebe
keine Referenzpersönlichkeiten, die Verbraucher mit Obst und Gemüse in
Verbindung bringen. Für so eine Kampagne sollte die EU 300 Millionen Euro
aufbringen.
roRo