Berlins größter Weltladen

Handel

Fairer Handel mit Premiere auf der IGW

Berlins größter Weltladen befindet sich derzeit unter dem Funkturm. Auf der Grünen Woche. Die Schlemmermesse wird fair.

Signale für die Kleinbauern
Jörg Werler aus dem Vorstand des „Forum Fairer Handel“ gibt Herd-und-Hof.de einen Überblick. Nur Kaffee oder Schokolade – das ist vorbei. Heute wirbt der faire Handel mit verarbeiteten Produkten und Kunstgegenständen. Der faire Welthandel, der seinen Erzeugern in den Entwicklungsländern Preise über dem Weltmarktniveau bezahlt und ihnen damit ein wirkliches Einkommen generiert, ist mittlerweile so populär geworden, dass das Thema im Form eines Weltladens auf der Grünen Woche angekommen ist.
Das ist Folge eines veränderten Verbraucherverhaltens, so Werler. Die Kunden wollen wieder mehr Qualität, vor allem bei den Waren, die aus Übersee kommen. Selbst bei Discountern ist das Thema angekommen, und verwöhnen ihre Kundschaft mit fair produziertem Zucker aus Malawi.
Doch während die traditionelle Ladenklientel ein Fairtrade-Regal in das Geschäft stellt, sind die großen Handelsketten komplizierter zu handhaben. Die wollen ein Sortiment mit Eigenmarke, prüfen in einem regionalen Testverkauf die Kundenzufriedenheit und setzen erst dann einen Vertrag auf. Mitunter vergehen dann bis zu zwei Jahre Zeit. Kleinere Projekte lassen sich schneller realisieren. So bietet die Upländer Bauernmolkerei ihre Schulmilch mit fair gehandeltem Kakaoanteil an.
Auch die Umsetzung bei den Kleinproduzenten geht schneller. Während im Biobereich die Bauern eine mehrjährige Umstellungsphase abwarten müssen, können die Kleinproduzenten ihre Ware sofort zu fairen Handelsbedingungen absetzen.

Eigene Verarbeitung nicht immer sinnvoll
Der faire Handel stützt sich auf die Bauern, die eine eigene Produktion haben. Meist sind Mischkulturen bereits realisiert und Genossenschaften aufgebaut. Wenn deren Nachbarn sehen, dass im Dorf Kanalisation und Schulen gebaut werden, sie aber auch nur mit Orangen handeln, dann fragen sie schon nach, woher das kommt. Dann gründet sich die nächste Genossenschaft.
Um vor Ort eine bessere Wertschöpfung zu erzielen, sollten Bauern die Produkte möglichst weit selbst verarbeiten. Doch das ist nicht immer sinnvoll, wie Werler ausführt. Wenn eine Saftpresse zur Erntezeit nicht ganz ausgelastet und sechs Monate im Jahr außer Betrieb ist, dann müsse man die Investitionen hinterfragen. In Brasilien hat zur Auslastung der Orangenpresse eine Kooperative noch die Weiterverarbeitung im ganzen Landkreis übernommen.
Was bei Orangensaft unproblematisch ist, oder bei Mango neue Produkte wie Mango-Chutney oder Mangopüree hervorruft, kann bei Kaffee falsch sein. Nach lokalem Geschmack dunkler und schärfer geröstet, trifft der Exportkaffee nicht unbedingt den europäischen Geschmacksnerv.
Fairer Handel hilft auch nicht nur den Kleinbauern. Zielgruppe sind auch kleine und mittelständische Unternehmen, die zur Teilnahme am zertifizierten Handel Kriterien zu Arbeitsbedingungen, sozialer Absicherung und Gewerkschaftszulassungen erfüllen müssen. So greift der faire Handel genau dort, wo die Politik die Lösung von Armut und Welternährung ansiedelt: im ländlichen Raum. Aber, so grenzt Jörg Werler ein, helfen kann der Handel auch nur bei den Menschen, die schon produktionsfähig sind. Die Klientel, denen der Zugang zu Betriebsmitten fehlt, ist noch auf andere Hilfe angewiesen.

Den Weltladen finden Sie in der Biohalle 6.2

Roland Krieg (Text und Fotos)

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-10“ anzeigen lassen]

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