Billiger Strom wird zum Exportschlager
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EEG-Reform oder EEG-Deform?
Agora Energiewende sieht in den neuen Energien eine Erfolgsgeschichte. Sie waren im letzten Jahr der wichtigste Teil im Energiemix der Bundesrepublik und verdrängten mit einem Anteil von 27,3 Prozent die Braunkohle vom ersten Platz der Energiequellen. Auch der Stromverbrauch sank um 3,8 Prozent, was auf den wachsenden Anteil Stromsparender Geräte zurückzuführen ist, sagen die Experten der Mercator Stiftung und des European Climate Fund (Agora). Weil die Wirtschaft dennoch um 1,4 Prozent gewachsen sei, sehen die Berliner Signale für eine Entkopplung zwischen Wachstum und Energieverbrauch.
„Im Jahr 2013 konnten wir noch beobachten, dass parallel zum Zubau der Erneuerbaren Energien auch der unerwünschte Kohlendioxid-Ausstoß zunahm. Wir haben dieses Phänomen seinerzeit Energiewende-Paradox genannt. Heute können wir feststellen, dass der Trend gebrochen ist - die Erneuerbaren Energien wachsen weiter, die Treibhausgasemissionen sinken wieder“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
Die sinkenden Treibhausgasemissionen entstehen durch das Verdrängen der Erdgas- und Steinkohlekraftwerke. Diese beiden Energieformen sind die Verlierer der Energiewende.
Strompreise sinken
An der Leipziger Strombörse sind die Preise auf das Rekordtief von 33 Euro für eine Megawattstunde gesunken. Daher war der deutsche Strom attraktiv für die Nachbarländer. Im Saldo kauften sie 34,1 Terrawattstunden Strom mehr als sie an Deutschland verkauften. Das sind 5,6 Prozent des in Deutschland hergestellten Stromes. Allerdings scheint das Maximum damit erreicht, denn gegenüber 2013 fand nur noch ein Plus von 0,3 Prozent statt, sagt Dr. Patrick Graichen, Agora-Direktor.
Negative Strompreise
Zwischen Dezember 2012 und 2013 gab es an der Börse 96 Stunden mit negativen Strompreisen mit durchschnittlich 41 Euro je MWh. An diesen Tagen haben die neuen Energien niemals einen Anteil von 67 Prozent im Energiemix geliefert, sind nach einer Expertise von Agora Energiewende also nicht Schuld an diesem Preisparadox. Die Experten führen den Effekt auf zu geringe Flexibilität des konventionellen Kraftwerkspark zurück. Für die EEG-Umlage sind solche Stunden extrem teuer. 2014 traten erneut 64 Stunden mit einem negativen Preisschild auf – obwohl Wind- und Solarkraft ziugelget haben. Für Dr. Graichen ein Signal, dass weniger konventionelle Kraftwerke neue Energien „ausregeln“ mussten. „Dass dieses gelingt, ist vielleicht die beste Nachricht für das Stromsystem“, unterstreicht Dr. Graichen. „Es zeigt, dass ein System mit viel Wind- und Solarstrom technisch beherrschbar ist.“
„EEG-Deform“
Wesentlich skeptischer ist Eurosolar. Solar und Biogas brechen nach Reform des EEG 2014 ein, verkündet der Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien aus Bonn. „Die EEG-Deform führt zu einem dramatischen Einbruch“, resümiert Dr. Axel Berg:
Bilanz Solar: Durch atmenden Deckel und Sonnensteuer ist sogar der viel zu niedrig angesetzte „Zielkorridor“ von 2,4 bis 2,6 GWp Solarzubau im Jahr 2014 deutlich unterschritten worden. Der Zubau in 2014 beträgt gerade einmal 1,9 GWp. Nachdem der Zubau von 7,6 GWp im Jahr 2012 bereits 2013 mehr als halbiert wurde (3,3 GWp), bedeutet der neuerliche Einbruch das Aus für etliche Betriebe und zieht unzählige Insolvenzen im Mittelstand und bei Installationsbetrieben nach sich.
Bilanz Biogas: Völliger Zusammenbruch. Nach einem Zubau im Jahr 2012 von 425 MWelektrisch und 300 MWelektrisch im Jahr 2013 ist durch den absoluten Deckel der Ausbau beinahe komplett zum Erliegen gekommen. Der Fachverband Biogas prognostiziert für 2014 einen Zubau von gerade einmal 41 MWelektrisch.
Bilanz Windkraft an Land: Vorerst ist laut Pressemeldungen eine Steigerung des Ausbaus von 2.998 MW in 2013 auf 3.350 MW im Jahr 2014 zu verzeichnen. Dieser Erfolg der Windkraft in 2014 ist allerdings trügerisch, führt er doch zu einer Abwärtsspirale bei der Vergütung. Dieser Mechanismus des atmenden Deckels hat schon bei der Solarenergie den Einbruch bewirkt. Die angekündigten bürokratischen Ausschreibungen, die nichts anderes als eine Quote durch die Hintertür darstellen, würden auch die Windkraftentwicklung zusammen brechen lassen. Der aktuell hohe Zubau ist vor allem dem Vorzieheffekt aufgrund zunehmender rechtlicher Unsicherheiten geschuldet.
Lesestoff:
Roland Krieg