Bio boomt weltweit

Handel

Kleidung, Kosmetik und Nahrung: Bio boomt

Rund um den Globus landeten im Jahr 2010 Waren für 59 Milliarden US-Dollar im Einkaufskorb der Verbraucher. Nach Amarjit Sahota, Geschäftsführer der englischen Unternehmensberatung Organic Monitor ist Nordamerika weiter hin der größte Einzelmarkt vor Europa. In den USA wuchs der Biomarkt sogar stärker als der konventionelle Lebensmittelhandel: acht gegenüber einem Prozent.

In Deutschland hat der Naturkostfach-Großhandel im vergangenen Jahr nach Analyse des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) Herstellung und Handel erstmals mehr als zwei Milliarden Euro umgesetzt. Das ist ein Plus von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Deutschland findet weiterhin der Strukturwandel statt. In den Jahren 2010 und 2010 haben 65 neue Biomärkte mit mehr als 200 Quadratmeter eröffnet, während etwa die gleiche Zahl an kleineren Geschäften die Ladentüren für immer schlossen. Die Biobranche insgesamt setzte 5,9 Milliarden Euro um.

Nach Angaben des BNN gaben nicht nur Ladeninhaber auf, weil die kleinen Geschäfte wirtschaftlich nicht mehr tragfähig waren, sondern auch, weil sich Geschäftsführer auf anderer Fläche vergrößert haben. Der Flächenzuwachs im Biomarkt lag im letzten Jahr bei 11,9 Prozent. Kunden honorieren größere Geschäfte. Die Biosupermärkte haben ihren Umsatz durch elf Prozent Neukunden erhöhen können.

Insgesamt steigen die Betriebsergebnisse der Bioläden im Schnitt um 15 Prozent.

Frankreich

Nach Deutschland als wichtigstem Bioabsatz-Markt in der EU folgt Frankreich. Der Gesamtumsatz lag bei 3,4 Milliarden Euro. Zwei Prozent des Lebensmittelhandels sind Biowaren, die vor allem durch die Biosupermärkte unter das Vlk gebracht werden. Dieser Trend wird von filialisierten Netzwerken wie Biocoop und Biomonde getragen. Ein Renner sind Bioprodukte auch in Schulkantinen und Mensen. Zwischen 2008 und 2010 hat sich der Anteil der Bioprodukte verdreifacht. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der französischen Biobetriebe um 55 Prozent auf 20.604.

Belgien

Belgien hat im Ökoflächenwachstum ein Plus von 7.300 auf 48.700 Hektar zu verzeichnen. Spektakulär ist das Wachstums des Biomarktes Der belgische Verband „Bioforum“ meldet 20 Prozent Plus auf 421 Millionen Euro. Der Durchschnittsbelgier gibt 39 Euro für Biolebensmittel pro Jahr aus, rund die Hälfte als sein größerer Durchschnittsnachbar. Der Biomarkt profitiert vor allem von zahlreichen Neukunden, die mehr Geld für Bio ausgeben und häufiger einkaufen gehen.

Italien

Die meisten Biounternehmer gibt es in Italien. 2010 gab es 47.663 Landwirte, Weiterverarbeiter und Händler. Auf rund 1,1 Millionen Hektar wachsen Biofrüchte. Traditionell wird der italienische Markt vom selbstständigen Naturkosteinzelhändler getragen, deren Umsatz um 14 Prozent auf 800 Millionen Euro angestiegen ist. Der größte Markttreiber ist EcorNaturasi, der 88 Biosupermarktketten betreibt. EcorNaturasi hat um 20 Prozent auf 12 Millionen Euro zugelegt.

Skandinavien

In den nördlichen Ländern boomt Bio ebenso. In Schweden wurde ein Umsatzplus von 13 Prozent auf 897 Millionen Euro erzielt. Bio ist Trend bei der Außer-Haus-Verpflegung. Die Gemeinschaftsverpflegung wuchs um 35 Prozent, Hotels und Restaurants um 13 Prozent. Im Einzelhandel legte vor allem das Sortiment alkoholische Getränke zu. In Finnland wuchs der Bioumsatz 80 auf 110 Millionen Euro zu, Skandinavienmeister jedoch bleibt Dänemark: Der Anteil von Bioprodukten am Lebensmittelhandel liegt bei sieben Prozent. Nach einem hohen zweistelligen Wachstum von 2006 bis 2008 betrug die Zuwachsrate in Dänemarksechs beziehungsweise vier Prozent in den Jahren 2009 und 2010. Von den 684 Millionen Euro Bioumsatz wurden 174 Millionen über Gastronomie, Lieferdienste, Hofläden und Tankstellen verdient.

England

Minusmarken gibt es nur aus England zu verzeichnen, das stark unter der Wirtschaftskrise leidet. Rund 72 Prozent der Biowaren werden über konventionelle Kanäle abgesetzt, so dass der Abschwung im konventionellen Handel auch direkt den Biomarkt trifft. Bio-Kunden können weniger auf den Naturkostfachhandel ausweichen, wie es in Deutschland immer wieder zu beobachten ist: Kriselt der konventionelle Handel, boomt die Biowirtschaft. Den knappen Börsen der Engländer folgend, ist das Bioangebot in den Supermärkten zurückgegangen. 2010 wurde in England ein Bio-Umsatz von zwei Milliarden Euro erzielt – ein Minus von 5,9 Prozent zum Vorjahr.

USA

„Buy local“ ist der Trend der amerikanischen Kunden, die durch zahlreiche Lebensmittelskandale zudem verunsichert sind und vermehrt wissen wollen, was in ihrer Nahrung drinsteckt. 2011 konnte der Bioumsatz erstmals die 30 Milliarden-Dollar-Marke knacken. Damit konnte auch die weltweit größte Naturkostkette Whole Foods aus Texas auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Das börsennotierte Unternehmen konnte um 13 Prozent seinen Umsatz auf 6,4 Milliarden US-Dollar steigern. In diesem Jahr weiten auch Wal Mart, Tesco und Trader Joe´s ihre Bioangebote aus.

Roland Krieg / VLE; Fotos: Ralf Flucke

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige BioFach mit dem Suchbegriff "BF-12" im Archiv anzeigen lassen]

Zurück