Bio ist krisenfest

Handel

Gute Laune in der Biobranche

>Die Studie von Prof. Hamm hat zu Jahresbeginn gezeigt, dass die Biokäufer verstanden haben, was die Branche will: sie kaufen auch bei steigenden Preise und halten an ihrer Überzeugung fest. Bestätigung gibt es auch von der Nielsen-Studie Bio-Trends, die zur BioFach in Nürnberg erschienen ist. Resümee: „Überzeugte Bio-Kunden verändern ihr Einkaufsverhalten auch in der Krise nicht“.

86 Prozent kaufen Bio
Legt man zugrunde, dass innerhalb eines Jahres mindestens einmal ein Bio-Produkt in den Einkaufskorb wanderte, dann haben 86 Prozent aller Bundesbürger Bio konsumiert. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) konnte seinen Umsatz mit Bioprodukten auf 1,77 Milliarden Euro steigern. Wachstum: 321 Millionen oder 22 Prozent. Nielsen sieht nicht nur innerhalb der Branche eine wachsende Nachfrage, sondern auch immer noch Effekte auf die Nicht-Bio-Käufer. „Für den Handel wird dieses Sortiment weiterhin von hoher Bedeutung sein, weil insbesondere die überdurchschnittlich kaufkräftige Verbrauchergruppe 50+ eine hohe Affinität zu den Themen Ernährung und Ökologie aufweist und sich intensiv über Bio informiert“, sagt Brigitte Arndt-Rausch, Bio-Expertin bei The Nielsen Company. Wirtschaftlich bedeutend bleiben die Stammkunden: Zwanzig Prozent sind Stammkunden, die drei Viertel des Gesamtmenge verzehren und durch ihr regelmäßiges Einkaufen mehr Geld in die Geschäfte bringt. Ein Biosortiment kann im LEH Stammkunden generieren.

Flächenwachstum
Die ökologisch bewirtschaftete Fläche wuchs 2008 um 5,3 % auf 911.385 ha. Die Zahl der Biobetriebe stieg um 6 % auf 19.824 Höfe. In Europa wissen nur Italien mit 1,15 Mio. ha und Spanien mit 988.323 ha mehr Ökofläche auf. Starke Wachstumsraten zeigen die neuen Mitgliedsländer. Bulgarien hat innerhalb eines Jahres seine Ökofläche auf 13.646 ha verdoppelt. Polen und Litauen haben ebenfalls mit 25 Prozent hohe Wachstumsraten aufzuweisen.

Mehr Rückenwind gewünscht
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) findet auf der BioFach in Nürnberg auch sein zentrales Statement: „In der Krise suchen Verbraucher verstärkt nach Alternativen, mit denen sie selbst Einfluss auf eine vernünftig gestaltete Wirtschaft nehmen können“, sagte Geschäftsführer Alexander Gerber. Es könnte aber immer mehr sein, denn von deutschen Erzeugern höre der Verband immer noch, dass mehr Ware produziert werden könnte. Die nachfrage ist da, aber es fehlt der Rohstoff.

Bio-Gemüse und tierische Produktion
Von den 860.000 ha Ökofläche in Deutschland werden 52 Prozent als Grünland und 45 Prozent als Ackerland geführt. Drei Prozent sind Sonderkulturen. Der um vier Prozent gestiegene Anteil an Ackerfläche geht auf Kosten des Grünlands. Vor allem die Gemüseanbaufläche expandiert. Hier sind Zuwachsraten von bis zu 20 Prozent zu verzeichnen. Auch der Futteranbau boomt mit sieben Prozent Plus, was auf die starke Produktionszunahme von Biofleisch zurückzuführen ist: Schweine plus 16 %, Bio-Eier plus 18 %.

Trotzdem ist die Branche zufrieden. Auf Verbraucherpreise gerechnet hat der Biomarkt im Jahr 2008 wieder zweistellig zugelegt. Um 10 Prozent ist der Umsatz auf 5,8 Milliarden Euro gestiegen. Dr. Hans-Christoph Behr von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) analysiert, dass rund die Hälfte des Zuwachses aus gestiegenen Preisen resultiert. Aber nicht nur. Gegenüber den Frischeprodukten wie Milch, Fleisch, Eier und Käse zeigen die Trockenprodukte das größere Wachstum.
Bei der Wahl der Einkaufsstätten konnten die Discounter ein Plus von 19 Prozent verzeichnen, die Naturkostfachgeschäfte noch 8,8 Prozent, aber Verlierer sind die Direktvermarkter: Sie müssen ein Nachfrageminus von 8,8 Prozent hinnehmen.

Pro-Kopf Umsatz Biolebensmittel in Euro

Dänemark

107

Italien

32

Österreich

89

Frankreich

30

Luxemburg

86

Belgien

27

Deutschland

64

Niederlande

23

Schweden

53

Irland

17

Großbritannien

42

Spanien

13

Q: Alle Informationen aus den Kästen: s.u.

Erfreulich sind die Zahlen des Naturkostfachhandels, den Bio-Großhändler Andreas Ritter-Ratjen nicht auf der Verliererstraße sieht. Das Fachgeschäft punktet bei den Kunden mit einer Qualitätsführerschaft und Beratung.
Gerade das Wachstum bei Obst und Gemüse zeige, dass die Branche auf die Nachfrage generiert. Die Aufgabe der Politik ist es zwar nicht, Angebot und Nachfrage zusammen zu bringen, so BÖLW-Vorstand Prinz Felix zu Löwenstein, aber die Rahmenbedingungen könnten für die Umsteller besser sein: „Ich fordere die Länder auf, bei den Umstellungsprämien die neuen Rahmensätze des Bundes voll auszuschöpfen.“

Lesestoff:
Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio-Branche 2009, BÖLW (Hrsg.), www.boelw.de

Roland Krieg

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